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Sicko: Um herauszufinden, wie viel unsere Gesundheit wert ist, empfiehlt uns Michael Moore das Experiment eines erschreckend realen Albtraums: Wir mssen einfach nur krank werden. Sicko ist ein beklemmender Trip in eine Welt, wo Krankenhäuser nicht zahlungsfähige Patienten auf die Straße setzen, wo sich Menschen für Arztrechnungen heillos verschulden und profitorientierte Versicherungen lebensrettende Operationen verweigern...

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Handlung und Hintergrund

Die USA mögen das reichste Land der Welt sein - dennoch haben 45 Millionen Einwohner keine Krankenversicherung. Und selbst jene, die versichert sind, erhalten im Krankheitsfall noch lange keine finanzielle Unterstützung. Denn die Versicherungen arbeiten nach dem Prinzip der Profitmaximierung, nicht der Nächstenliebe. Nur Hillary Clinton versuchte, eine flächendeckende Gesundheitsversorgung durchzusetzen - erfolglos. Vergleiche mit Kanada, England, Frankreich und Kuba (!) lassen das US-Gesundheitssystem unter George W. Bush alt aussehen.

Auch in seinem neuesten Doku-Streich scheut Michael Moore („Bowling for Columbine„, „Fahrenheit 9/11„) wieder keine gespielt naive Polemik. Er trifft aber mit seinen aufwühlenden, entlarvenden und immer wieder komisch-grotesken Betrachtungen voll ins Schwarze.

45 Millionen Menschen haben in den USA, dem reichsten Land der Welt, keine Krankenversicherung. Für Michael Moore ist das Anlass, die Situation in seinem Heimatland einmal mehr genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei muss er feststellen, dass die Gesundheitsversorgung in Kuba besser ist - und dass auch bei seiner aktuellen Thematik Präsident Bush und der Krieg im Irak eine entscheidende Rolle spielen.

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45 Millionen Menschen haben in den USA, dem reichsten Land der Welt, keine Krankenversicherung. Anlass für Michael Moore, die Situation in seinem Heimatland einmal mehr genau unter die Lupe zu nehmen, war jedoch vielmehr, daß die seit Nixon komplett privatisierte und dadurch Profit-orientierte Gesundheitsversorgung selbst für Versicherte alles andere als rosig ist. Überall auf der Welt wird es den Bürgern leichter gemacht, in den Genuss einer adäquaten Behandlung zu kommen, sogar in Guantanamo. Was Moore auf eine Idee bringt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Michael Moore
Produzent
  • Bob Weinstein,
  • Harvey Weinstein,
  • Bob Weinstein,
  • Harvey Weinstein,
  • Meghan O'Hara,
  • Reyha Young
Darsteller
  • Michael Moore
Drehbuch
  • Michael Moore
Kamera
  • Christoph Vitt
Schnitt
  • Geoffrey Richman,
  • Christopher Seward,
  • Dan Swietlik

Kritikerrezensionen

    1. Ich mag es nicht, wenn ein Film mich zu offensichtlich zu gängeln versucht. Manipulation und Suggestion sind zwar die Urelemente eines Films, die die grundlegend wichtige emotionale Beteiligung sicherstellen – doch wenn allzu erkennbar versucht wird, Gefühle und Gedanken zu steuern, sperrt sich etwas in mit, das diesem Zwang zu bestimmten Empfindungen widerstehen will.

      Michael Moores filmisches Brot freilich ist die Manipulation des Zuschauers, seine Filme sind propagandistische Pamphlete für seine Sache. Was seine bisherigen Essay-Filme (die immer wieder als Dokumentationen missverstanden werden) rettete, war der bissige Witz, die polemische Ironie, die sie auszeichnete – und die das Gefühl der Beeinflussung der eigenen Gedankenströme abschwächten. Eine krasse Konfrontationstaktik, die die Machenschaften von Großkonzernen (in „Roger and Me“ und „The Big One“), der Waffenlobby (in „Bowling for Columbine“) oder der Regierung Bush (in „Fahrenheit 9/11“) offen legten, die ihre Thesen – auch wenn sie ab und an etwas abstrus ins Paranoide reichten – erfrischend und bitterböse an den Mann brachten.

      In „Sicko“ nun geht Moore das amerikanische Gesundheitswesen an, namentlich das System privater Krankenversicherungen, die nicht das Wohl der Patienten, sondern ihre Gewinnmaximierung im Sinn haben. Ein wichtiges Thema: ein krankes System, das nicht genug angeprangert werden kann – denn kapitalistische Profitorientierung beißt sich nun einmal mit der optimalen Versorgung von Patienten; und doch kann ich nicht warm werden mit diesem Film.

      Das liegt einerseits an seinem zähen Tempo – die fast zwei Stunden des Films sind offensichtlich zu lang, zumal die ersten 45 Minuten nur Fälle aufzeichnen von krankenversicherten US-Bürgern, denen trotz regelmäßiger Betragszahlungen die medizinische Behandlung nicht bezahlt wurde – was zu Schulden, Privatbankrott, auch zum Tod einiger Patienten führte. Individuelles Leid wird hier immergleich vorgeführt, ohne dass sich der Film weiterentwickeln würde – vielmehr hält Moores Kamera minutenlang auf verheulte Gesichter drauf, um mit den Tränen der Opfer die bösen profitgierigen Konzerne anzuklagen und vom Zuschauer Betroffenheit einzuklagen. Doch auf die Dauer führt dies eher zur Abstumpfung gegen das Elend, zumal dies einer dieser offensichtlichen emotionalen Erpressungsversuche ist, gegen die ich mich innerlich sträube – einfach, weil er zu plump, zu ungeschickt inszeniert ist…

      Auch hat Moore das Problem, dass sich beim Thema Gesundheit kein klares Feindbild ausmachen lässt außer dem gesamten korrupten System – und obwohl Gesundheit jeden etwas angeht, bleibt der Antagonist des Films – ohne Feind geht es nicht bei Moore – stets diffus, ein Kampf gegen Windmühlen, die im Nebel stehen. Deshalb konzentriert er sich in diesem Fall auf die Opfer, zum Preis von mehr Sentimentalität und simpler gestrickter Gefühlsmanipulation.

      Dann nimmt der Film Fahrt auf, Moore vergleicht das US-Gesundheitssystem mit der medizinischen Versorgung in anderen westlichen Ländern, mit Kanada, England, Frankreich. Hier entsteht die Kontrastierung, die das Lebenselixier von Moores Filmen ist, wenn er das europäische System allgemeiner Krankenversicherung beschreibt, die staatlich und per Gesetzt geregelt ist, wo keiner mit absurd hohen Arztrechnungen in die Schuldenfalle getrieben wird, nur weil er versehentlich krank wurde.

      Hier funktioniert Moores Gegensatz-Strategie, sein Sarkasmus in der Beschreibung der herrlichen Zustände in anderen Ländern schlägt immer punktgenau auf das miese System der privaten Versicherungskonzerne in den USA mit ihrer Scheißegal-Einstellung ein. Moore stellt sich doof, sperrt wie der Ochs vorm Scheunentor den Mund auf, wenn er die paradiesischen Verhältnissein Frankreich erforscht: er spielt den dummen, arroganten Amerikaner, der von sich und seinem Land überzeugt ist und nicht glauben kann, wie toll es anderswo ist, eine Show, die seinen Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen soll – und die zugleich eine etwas eitle und narzisstische Selbstinszenierung ist. Alles im Dienste der guten Sache der Anprangerung, gewiss – aber dennoch insgesamt mit weniger Witz, mit weniger Drive vorgetragen in seinen vorherigen Filmen.

      Wobei wiederum das bewährte Mittel der Bildcollage – eingestreute Schnipsel aus historischem Filmmaterial – und der Musik – stets wird ein passender Popsong eingespielt – durchaus pointiert als ironisch kommentierender Kontrapunkt funktioniert.

      Moore führt glückliche, reiche, schöne Europäer vor, denen er die armen, gebeutelten, immer ausgesucht hässlichen Amerikaner gegenüberstellt – um dann, als Höhepunkt des Films, die populistische Schiene der 9/11-Opfer zu fahren, die Helfer von Ground Zero zu zeigen, die zuerst als Helden gefeiert wurden, die dann aber keine medizinische Versorgung ihrer durch die Giftsstoffe der Trümmer hervorgerufene Erkrankungen erhielten. Mit ihnen fährt er nach Kuba, wo ihnen jede klinische Versorgung gewährt wird – ausgerechnet Kuba, wo für die US-Amerikaner der Teufel persönlich wohnt, hier werden die blessierten Helden geholfen.

      Ein Coup, der in seiner verschmitzt hinterfotzigen Art durchaus perfiden Charme entwickelt – wäre er nicht so unreflektiert vereinfachend ein Propaganda-Streich dieses noch immer diktatorisch regierten Kubas, der die 9/11-Opfer ausnützt und zugleich Neid, ja Hass schürt gegen die in Guantanamo inhaftierten „feindlichen Kämpfer“, denen volle Gesundheitsfürsorge zuteil wird, während viele US-Bürger an ihren (behandelbaren) Krankheiten sterben werden --- doch Moore klagt dabei nie das unmenschliche System an sich an, Feinde Amerikas gegen jede internationale Konvention einzusperren und zu foltern (wofür natürlich dann auch wieder medizinische Versorgung notwendig ist), eine grundlegende Fehlentwicklung, an die sich Moore gar nicht erst rantraut.

      Moores populistisch-sentimentale Polemik gegen die Profitgier im Gesundheitswesen wird damit der Komplexität seines Themas noch weniger gerecht, als es seine übrigen filmischen Arbeiten taten – auch wenn er in seiner Grundtendenz natürlich wie immer recht hat. Und während „Sicko“ aufrütteln und das System ändern will, zeigt er gleichzeitig, wie komfortabel wir’s in Deutschland haben, trotz Praxisgebühr, trotz Zuzahlungserhöhungen, trotz aggressiven Lobbyismus und korruptem System. Und so ist der Film in diesem Fall auf deutsche Verhältnisse gemünzt vielleicht sogar kontraproduktiv, weil er, der ja auf die USA bezogen ist, für die deutschen Versicherten gar beschwichtigend wirken könnte, denn hier ist halt doch alles besser, und das, was im Argen liegt, hat noch längst keinen Toten gebracht.

      Fazit: Ein wichtiger Film über ein wichtiges Thema – hat doch das amerikanische System privatisierter Krankenversicherungen schon mehreren Menschen das Leben gekostet. Doch mehr noch als in seinen vorherigen Filmen setzt Michael Moore, der große Polemiker für die gute Sache, auf Gefühlsmanipulation des Zuschauers, auf Vereinfachung und Sentimentalität – was dem Film schlicht nicht gut tut.
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