Männer träumen. Spielen beständig das Was wäre wenn-Spiel, hängen ihren süßen Gedanken nach, richten ihre Blicke auf knackige Ärsche und pralle Blusen und stellen sich vor, der Hahn im Korb zu sein, ohne Konsequenzen das auszuleben, was das Teil(chen) in ihrer Hose verlangt. So sind sie veranlagt, die Herren der Schöpfung. Und es ist die Last der Frauen, das mit ansehen zu müssen. Vor allem mit ansehen zu müssen, wie die Männer meinen, diese Triebe verbergen zu können, wie sie ihre Heimlichkeiten aber so schludrig tarnen, als wollten sie ihre Ehefrauen für dumm verkaufen.
Rick und Fred sind zwei solche Exemplare, vor allem Fred ist ein schlimmer Finger mit seinen todsicheren Taktiken, um schönen Passantinnen nachzusehen, mit seinem zwinkernden Schießen von Kopffotos für seine mentale Wichsvorlagendatenbank, und mit seinen Auswegen, wenn ihn seine Frau nachts wieder mal nicht ranlässt
Rick hat etwas andere Probleme, er ist Vater, und die Kinder können seinen Plänen schon mal sehr im Weg sein, die kleinen Schwanzblockierer
Diese beiden führen die Farrellys gekonnt in gewisse Situationen, deren Peinlichkeit unglaublich lustig ist. Weil es die beiden einerseits nicht anders verdient haben, weil man andererseits mit ihnen mitleidet, und weil zudem die Farrellys zeigen, dass sie ihr Gespür für das richtige Timing und für die geordnete Eskalation nicht verlernt haben. Rick, etwas schusselig, verwechselt Sender und Empfänger des Babyphons: und es interessiert seine Frau brennend, welche Männergespräche bei einer Pokerrunde so vom Stapel gelassen werden. Fred wird bei seiner nächtlichen spritzigen Entladung von der Polizei erwischt. Höhepunkt des ersten Filmteils: der Besuch bei blasierten Freunden, braungebrannt, schöngemacht, mit einem eigenen Schloss, mit riesigem SUV und weil man ja grün denkt Prius vor dem Anwesen. Einen Panikraum gibt es auch, mit Video- und Audioüberwachung im ganzen Haus. Was Rick und Fred nicht einmal ahnen in ihren freizügigen Lästereien
Die Frauen sind eben, wie Frauen so sind: sie nehmen das, was Männer im Vertraulichen sagen, wörtlich. Und so wird aus den Gedankenspielen von Rick und Fred Ernst: sie bekommen einen Freibrief, können eine Woche lang tun, was sie wollen. Und wissen nichts damit anzufangen, so sehr sie sich auch anstrengen. Und hier gehen die Farrelly-Brüder in die Vollen, und man merkt: die vorherige halbe Stunde war nur das Vorspiel. Fettes Essen im Family-Steakhaus statt heißer Anmache heißer Bräute, Haschkeksgenuss auf dem Golfplatz, diverse Versuche, wenigstens auf den letzten Drücker noch zum Schuss zu kommen, Anmachsprüche aus dem Internet und die wissenschaftlichen Tipps von Coakley, dem anerkannten Profisingle, der alle Tricks und alle Chicks kennt: Der Film lässt keinen Gag aus, und er zieht seine Komik immer voll durch.
Was sich recht platt anhört Männer als triebgesteuerte Neandertaler mit ständigen Zoten und heftigem Samenstau , das bringen die Farrelly-Brüder überraschenderweise sehr locker rüber. Bekannt sind sie ja für ihre Grobkomik, die sich nur dadurch auszeichnet, in der Darstellung körperlicher Vorgängen den entscheidenden Schritt weiterzugehen. Auch hier gibt es diese atavistischen Momente eine junge Dame, die nicht kotzen kann, findet eine Alternative, um Last abzuladen, ist eben doch zuviel. Alles erlaubt ist eben keine perfekte Komödie. Es gibt zwischendrin Leerlauf, manche Nebenfiguren verschwinden und tauchen nie wieder auf.
Doch nach den vielen Gurken der Farrellys im letzten Jahrzehnt, die sich vor allem durch ihre Unlustigkeit auszeichneten, ist dies wieder eine gelungene Überraschung. Weil die Brüder das richtige Gleichgewicht finden zwischen urkomischem Witz und realistischer Grundierung, weil sie den Alltag ins Absurde extrapolieren, ohne die Normalität völlig zu diskreditieren. Denn sie bringen tatsächlich so etwas wie Charakter rein: die Nöte der Männer sind überspitzt, aber nicht unrealistisch gezeichnet, die Frustrationen der Ehefrauen ganz normale Reaktionen, keine Hysterien. Zumindest Fred und seine Frau Maggie sind eigentlich ziemlich normal; komödienhaft gezeichnet, zugegeben, aber für Farrelly-Verhältnisse
Fazit: Urkomische Situationen ergeben sich, wenn zwei Männer plötzlich in Freiheit gelassen werden
Der beste Film der Farrelly-Brüder seit Verrückt nach Mary.