Romantik, Krimiaction und Komödie auf den nächtlichen Straßen der taiwanesischen Hauptstadt bietet Au revoir Taipeh. In seinem ersten Langfilm spürt der chinesisch-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Arvin Chen dem Lebensgefühl der jungen Generation in seiner Heimatstadt nach und fängt das pulsierende Treiben bei Nacht stimmungsvoll ein. Im Zentrum der Geschichte stehen die Irrungen und Wirrungen des Herzens, die nicht nur Kai und seine Freunde beschäftigen, sondern auch die Räuber und Gendarmen.
Arvin Chen, der 2007 den Silbernen Bären der Berlinale Shorts für seinen Kurzfilm Mei bekam, porträtiert Taipeh als ein asiatisches Pendant zur französischen Stadt der Liebe. Gleichzeitig greift er die in Taipeh verbreitete Sehnsucht der jungen Leute auf, in eine westliche Großstadt zu ziehen. Kai will unbedingt nach Paris, nicht nur wegen der Liebe, sondern auch, weil er glaubt, dort bessere Zukunftschancen zu haben. Die Filmhandlung lenkt seine Aufmerksamkeit mit sanfter Ironie auf die Schönheit, die Taipeh zu bieten hat. Chen konnte Wim Wenders als ausführenden Produzenten für sein Projekt gewinnen.
Kai, gespielt von Jack Yao, ist ein sympathischer Charakter, jung und unschuldig in seiner Liebe. Dass er für die Freundin in Paris in Eigenregie viele Stunden im Buchladen Französisch lernt, weiß die Empfängerin seiner Anrufe nicht zu würdigen. Aber die junge Susie aus dem Buchladen, gespielt von Amber Kuo, ist schwer beeindruckt. Sie interessiert sich für den zurückhaltenden Kai, selbst noch als sie erfährt, dass er zu seiner Liebe nach Paris fliegen wird. Die zaghaften Gespräche von Susie und Kai und das nächtliche Abenteuer, das sie auf der Flucht vor Polizei und Gangstern in Taipeh bestehen, sind wegen ihrer zarten, lange in der Schwebe gehaltenen Gefühle ein großes Vergnügen.
Der Film verfolgt aber noch andere Handlungsstränge, die sich im Laufe der Nacht dann verbinden werden. Da ist der Gangster, Bruder Bao, den sein Neffe belauscht. Letzterer will mit seinen jungen Arbeitskollegen das Päckchen stehlen, das Kai für den Onkel abholen soll. Der Neffe und seine Kumpane in ihren orangefarbenen Arbeitsuniformen sind blutige Anfänger in Sachen Raub und Entführung, wie sich herausstellt, als sie Kais Freund in ihre Gewalt bringen, um an das Päckchen heranzukommen. Sehr komisch sind die Szenen, in denen Kais Freund von den Kidnappern Tipps in Sachen Liebeswerbung bekommt.
Ein Polizistenpaar sitzt im Auto auf der Lauer, um Einbrecher zu schnappen. Der Vorgesetzte hat selbst Liebeskummer und erweist sich als Niete. Susie schließlich ist eine große Hilfe für Kai, während sich die Dinge überstürzen. Die Verfolgungsjagd auf Taipehs Straßen mit den vielen Imbissrestaurants hat ein eher lässiges Tempo. Susie und Kai bekommen dabei, auf der Suche nach einem Versteck im Park, sogar Gelegenheit, zu tanzen. Der Film mit seinem lockeren Humor und den unbeschwerten Hauptfiguren bietet erfrischende Unterhaltung und sympathische Einblicke in die taiwanesische Gegenwart.
Fazit: Erfrischend, jung, komisch und romantisch zugleich ist dieses nächtliche Krimi- und Liebesabenteuer auf den Straßen Taipehs.