Back to Gaya: Der erste deutsche komplett digital hergestellte Animationsfilm führt als Mischung aus "Indiana Jones für Kids" mit der Technik von "Toy Story" in die Welt niedlicher kleiner Nagetiere.
Nachdem sich „Findet Nemo“ auf den deutschen Leinwänden ausgetobt hat, ist im März der Weg frei für neues Animations-Futter. Neben Disneys „Bärenbrüder“ und dem russischen Beitrag „Zwerg Nase“ gilt dies insbesondere für „Back to Gaya“, der ersten deutschen - auch wenn der Titel es nicht vermuten lässt - Produktion, die ausschließlich am Computer entstand. Die Erwartungen an ein Werk, das sich zwangsläufig mit US-Vorbildern wie „Toy Story“ oder „Die Monster AG“ messen lassen muss, waren hoch und wurden erfüllt. Der furiose Cocktail aus „Indiana Jones“-, „Star Wars“- und anderen Action-Sci-Fi-Adventure-Elementen aus ähnlich gelagerten Filmen besitzt eine gute Story, aufregende Charaktere, originelle Ideen und kann dieses Niveau auch auf technischer Ebene halten. „Back to Gaya“ wird Kinder ab acht Jahren, aber auch Erwachsene, begeistern und könnte trotz großer Konkurrenz und für nationale Verhältnisse ungewohntem Terrain für eine positive Überraschung an der Kinokasse gut sein.
Wenn man in Deutschland ein derartiges Projekt durchziehen will, benötigt man Zeit, Geld und Idealismus. Davon hatte Produzent Holger Tappe offenbar reichlich. Mindestens vier Jahre, Vorbereitungszeit inklusive, steckte er in das Projekt, dazu laut Presseheft einen Teil seiner Erbschaft und natürlich jede Menge Glauben daran, dass eine millionenschwere CGI-Produktion in Deutschland überhaupt möglich ist. Als Tappe dann in Hannover einen Standort und in seinem Freund Lenard F. Krawinkel („Sumo Bruno“) einen Regisseur/Partner gefunden hatte, wurde die Story von „Back to Gaya“ in die Tat umgesetzt.
Darin geht es um ein wunderschönes, idyllisches Land namens Gaya, das von niedlichen kleinen menschenartigen Wesen mit komischen Ohren bewohnt wird. Diese Gayaner leben friedlich vor sich hin, veranstalten zuweilen mal ein spektakuläres Autorennen, bei dem meist Zino, der gayanische Nationalheld gewinnt, und freuen sich ansonsten des Lebens. Doch eines Tages wird dem kleinen Volk der Dalamit gestohlen, ein magischer Stein, ohne den die Gayaner nicht existieren können. Also macht sich Zino mit seinem Kumpel, dem schüchternen Erfinder Buu, auf eine abenteuerliche Suche, die die beiden in die Welt der Menschen führt. Dort erfahren sie, dass sie lediglich die Helden einer TV-Serie sind. Davon lassen sich die zwei jedoch nicht beirren und bleiben dem Dalamiten auf der Spur. Hilfe erhalten Zino und Buu dabei von der schönen, mutigen und kampfsporterprobten Bürgermeister-Tochter Alanta sowie von drei frechen Schnurks, die in Gaya noch Widersacher waren, im Land der Menschen aber mit Zino und Co. gemeinsame Sache machen.
„Back to Gaya“ erfüllt alle Vorgaben, die ein Fan von Abenteuerfilmen verlangt. Eine Geschichte, die gut 90 Minuten lang in Atem hält, Identifikationsfiguren, mit denen man mitfiebern kann, und jede Menge Action, Verfolgungsjagden und andere das Tempo hoch haltende Ingredienzien. Dabei zitieren Krawinkel und Tappe frisch-fromm-fröhlich-frei US-Megahits von „Die Truman Show“ über „Matrix“ bis hin zu „Das Schweigen der Lämmer“ und zurück. Da sie es aber so liebevoll und geschickt machen, stört dies den Betrachter ebenso wenig wie die Tatsache, dass die eine oder andere Figur eine gewisse Ähnlichkeit mit Charakteren aus „Shrek - Der tollkühne Held“ oder „Die Monster AG“ aufweist. Obendrein ist „Back to Gaya“ auch noch gekonnt montiert - besonders gelungen ein Schauplatzwechsel, bei der von fliegenden Zeitungsblättern in wehendes Laub übergeblendet wird.
Gleichzeitig bedeutet „Back to Gaya“ auch das Vermächtnis des kürzlich verstorbenen Komponisten Michael Kamen (u.a. „Brazil“ und die „Die Hard“-Serie), der mit dieser Arbeit noch einmal seine Ausnahmestellung unter Hollywoods Top-Musikern untermauern konnte. Und schließlich bewiesen die Produzenten auch mit der Wahl der Synchronstimmen ein glückliches Händchen. Neben Multitalent Vanessa Petruo als Alanta, dem unverwüstlichen Wolfgang „Käpt’n Blaubär“ Völz als Bürgermeister und dem Synchro-Profi Torsten Münchow (u.a. Stimme von Antonio Banderas) punktet Allround-Genie Michael „Bully“ Herbig als Buu insbesondere auf der spaßig-sympathischen Ebene. Auch das Experiment, das Projekt von Anfang an auf den internationalen Markt auszurichten und dabei seine Eigenständigkeit gegenüber der drückend überlegenen Konkurrenz aus Übersee zu bewahren, ist aufgegangen. Jetzt müssen nur noch Rubel, Euro und Dollar rollen, um hierzulande den Weg für weitere Projekte dieser Größenordnung frei zu machen. lasso.