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The Secret Life of Words: Ein einsamer rauer Fleck, irgendwo im Graublau des Atlantiks. Eine Ölbohrinsel, auf der ein schwerer Unfall passiert ist. Eine mysteriöse Frau kommt hierher, wo sonst nur Männer arbeiten. Hanna ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Sie hat als Krankenschwester angeheuert, soll einen Verletzten versorgen. Josef hat bei der Explosion schwerste Verbrennungen erlitten. Er ist vorübergehend erblindet. Während er...

Handlung und Hintergrund

Fabrikarbeiterin Hanna (Sarah Polley) ist zu gut für ihre Firma. Damit ihr Arbeitseifer und unermüdlicher Einsatz die Kolleginnen nicht zur Weißglut treibt, verordnet der Chef der Nimmermüden ein paar Ferientage am Meer. Sie heuert jedoch kurzerhand als Krankenschwester auf einer Ölbohrinsel an und kommt dabei dem Brandverletzten Josef (Tim Robbins) langsam näher.

Verletzte Seelen lecken sich gegenseitig ihre Wunden in einem stimmungsvollen, stark gespielten Drama von Isabel Coixet („Mein Leben ohne mich„).

Nach vier Jahren Arbeit in einer Fabrik ohne Pause wird Hanna von ihrem Chef in Zwangsurlaub geschickt. In einem Restaurant in Nordirland verfolgt sie ein Gespräch über einen Unfall auf einer Ölplattform und bietet ihre Hilfe an, den einzigen Überlebenden, Josef, zu pflegen. Dort fühlt sich Hanna sofort wohl in der Gruppe von Außenseitern, aber vor allem mit Josef, schwer verbrannt und vorübergehend blind, freundet sie sich an. Schließlich vertrauen sie einander ihre Geheimnisse an.

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Bei einer Explosion auf einer Ölbohrinsel stirbt ein Arbeiter, ein zweiter, Josef, erleidet schwerste Verbrennungen und wird die Insel in naher Zukunft nicht verlassen können. Derweil wird auf dem Festland die überkorrekte Fabrikarbeiterin Hanna von ihrem Chef auf Zwangsurlaub geschickt. Doch des Nichtstuns ist die junge Frau unfähig. Sie reist ins regnerische Irland und hört, dass eine Krankenschwester auf der Ölbohrinsel gebraucht wird. So lernt sie Josef kennen, und die beiden kommen sich in ihrer Einsamkeit bald näher.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Isabel Coixet
Produzent
  • Agustin Almodóvar,
  • Jaume Roures,
  • Esther Garcia
Darsteller
  • Sarah Polley,
  • Tim Robbins,
  • Sverre Anker Ousdal,
  • Steven Mackintosh,
  • Javier Cámara,
  • Eddie Marsan,
  • Julie Christie,
  • Daniel Mays,
  • Dean Lennox Kelly,
  • Danny Cunningham,
  • Reg Wilson,
  • Emmanuel Idowu
Drehbuch
  • Isabel Coixet
Kamera
  • Jean-Claude Larrieu
Schnitt
  • Irene Blecua
Casting
  • Shaheen Baig

Kritikerrezensionen

    1. Wie durch einen Schleier dringen Bilder und Geräusche an die Oberfläche. Flammen in der Dunkelheit, Schreie, Hektik. Zur gleichen Zeit geht Hanna anderswo ihrer Arbeit nach. Auch sie nimmt ihre Umwelt nur undeutlich wahr, integriert sich wie ein Maschinenteilchen in die Choreographie von festen Rhythmen, Formen und Arbeitsabläufen. Erst als ihr Chef sie zu sich ruft, um sie in den Urlaub zu schicken, schaltet sie ihr Hörgerät ein. Die Geräusche werden deutlicher, die Welt um sie herum nimmt Konturen an. Hanna ist isoliert, in sich gekehrt, entfremdet, klammert sich an Rituale und feste Abläufe. Hühnchen, Reis, einen halben Apfel zum Essen, jeden Tag ein neues Stück Seife. Ihre Wohnung ist einfach eingerichtet, wirkt spartanisch und unbewohnt. Bloß nichts ungewohntes, bloß nicht aus der Routine ausbrechen, die Hanna ein bisschen Stabilität verschafft, so scheint es. Allein der Gedanke an Urlaub und fremde Menschen bringt sie ins Straucheln.

      Doch dann, auf der Bohrinsel, irgendwo mitten im Atlantik, ist sie auf ein Mal mit fremden Menschen und einer fremden Umgebung konfrontiert. Allein zwischen Männern lernt sie eine neue Welt kennen. Mit seiner direkten Art, seinem manchmal etwas brachialen Humor holt der verletzte Josef sie in die Welt zurück. Es ist eine sinnliche Welt, die Hanna erfährt. Regentropfen, die wie Murmeln vom Himmel fallen, ihre Stimme, die, so Josef, nach Butter und Zimt klingt, das Essen, das der Koch Simon zubereitet – langsam beginnt Hanna aufzutauen, weniger einsilbig zu antworten, etwas von sich preizugeben. Und sie beginnt, neugierig zu werden, Fragen zu stellen. Nach dem Unfall, bei dem ein Arbeiter ums Leben kam, oder sich vielleicht das Leben nahm, nach dem Leben von Simon. Heimlich hört sie seine Mailbox ab, immer und immer wieder lauscht sie der Liebeserklärung einer unbekannten Frau.

      Raubeinig und trotzdem herzlich ist Josef. Mit schlafwandlerischer Sicherheit gelingt Schauspieler Tim Robbins die Gratwanderung zwischen dem verletzten, leidenden Opfer und dem Mann, der sich gerne von einer geheimnisvollen Krankenschwester pflegen lässt. Und mit seiner Mischung aus Humor, Gefühl und leicht ironischer Provokation gelingt es Josef, Hanna ein paar Informationen über sie zu entlocken. Doch er ahnt noch nicht, welche traumatischen Erfahrungen sich hinter ihrem Schweigen verbergen.

      Doch eines Tages bricht es plötzlich aus ihr hervor, sie berichtet von Kriegstraumata, Verletzungen und Schuldgefühlen. An dieser Stelle kommt es auch im Film zum Bruch. Sarah Polley, die nur in kleinen Moment Hannas Verletzungen andeutet, betont überdeutlich ihre Gefühle. Kamera und Musik, die vorher schwebend leicht einen Raum voll poetischer Melancholie kreiert haben, setzen auf Drama und große Gefühle. Was bei der Figur von Josef nur vorsichtig angedeutet wurde – Schuldkomplexe und Überlebensschuld – werden bei Hanna deutlich expliziert und am Ende werden in einer knappen halben Stunde mal eben, zwar politisch korrekt, aber auch höchst unvermittelt, die Leiden der Opfer des Jugoslawien-Krieges verhandelt.

      Fazit: „Das geheime Leben der Worte“ ist Film über die Macht der Vergangenheit und Überlebensschuld. Äußerst einfühlsam beschreibt er die Annäherung zweier Menschen. Doch statt auf die Leistung der Schauspieler zu vertrauen gewinnen am Ende Pathos und Dramatik die Überhand.
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