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David Wants to Fly: Dokumentation über einen Filmemacher, der die Wahrheit über die fragwürdige Meditationslehre der Transzendentalen Meditation (TM) herausfinden will.

Handlung und Hintergrund

Seit den Sechzigerjahren finden die Lehren des Maharishi Mahesh Yogi, bekannt als „Transzendentale Meditation“ (TM), weltweit großen Anklang, unter den Anhängern sind auch die Beatles und Kultregisseur David Lynch. Der junge Filmemacher David, der in Lynch ein großes Vorbild gefunden hat, macht sich auf die Suche nach dem Geheimnis von TM und lässt sich selbst in diesem Meditationstraining ausbilden - sehr zum Missfallen von David Lynch, der sich durch die Recherche bedroht sieht. Doch je tiefer David in die Materie eintaucht, desto größere Abgründe tun sich auf.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • David Sieveking
Produzent
  • Carl-Ludwig Rettinger,
  • Martin Heisler
Drehbuch
  • David Sieveking
Musik
  • Karl Stirner
Kamera
  • Adrian Stähli
Schnitt
  • Martin Kayser-Landwehr

Kritikerrezensionen

    1. Weil David Sieveking, Absolvent der Filmakademie, die abgründigen Themen für echte Filmkunst fehlen, erkundet er das Schaffen seines großen Idols David Lynch. Welches Geheimnis steckt hinter seiner kreativen Arbeit? Ob die Transzendentale Meditation (kurz TM) etwas damit zu tun hat, die der Kult-Regisseur schon seit Jahren anwendet? Die ambitionierte Langzeit-Recherche durch die Zentren der weltweiten Meditationsgruppe in Holland, der Schweiz und Indien wird zum mutigen Selbstexperiment und zur Identitätssuche, welche der Regisseur letztlich zu einem ebenso unterhaltsamen wie offenherzigen Essayfilm zusammenfügt. Dieser ungewöhnliche und wahrhaftige Reisebericht verbindet feine Selbstironie, entlarvende Einblicke, vielfältige Schauplätze und schöne Wendepunkte. Bewusstseinserweiternd, nicht nur für den Filmemacher!

      Jurybegründung:

      Beim Abschluss seines Filmstudiums ist David Sieveking 30 Jahre alt und auf der Suche nach abgründigen Themen für große Filmkunst. Sein Idol David Lynch hat in diesem Alter bereits an ERASERHEAD gearbeitet, der zum internationalen Kultfilm avancierte und eine beispiellose Karrriere begründete. Lag der Erfolg vielleicht in der Transzendentalen Meditation (TM) nach Maharishi Mahesh Yogi begründet, die der amerikanische Regisseur wie viele andere Berühmtheiten aus dem Film- und Musikgeschäft seit vielen Jahren praktiziert? David Sieveking wagt einen Selbstversuch. Ermuntert von seinem großen Vorbild, unterzieht er sich einem teuren Meditationstraining, erhält sein persönliches Mantra und versucht sich im yogischen Fliegen. Doch bald kommen ihm Zweifel und seine Recherchen fördern immer mehr Ungereimtheiten über die milliardenschwere TM-Organisation zu Tage. Während sich David Lynch nach dem Tod des Maharishi zum wichtigsten internationalen Botschafter der Bewegung entwickelt, arbeitet sich David Sieveking, ungeachtet aller Klageandrohungen von TM und privater Rückschläge, investigativ immer tiefer in die Abgründe der Organisation vor. Am Ende ist er sicher: ‚Jemand, der weiß, wo’s langgeht, kann einen ganz schön in die Irre führen.‘

      David Sieveking ist mit DAVID WANTS TO FLY ein ebenso unterhaltsamer wie aufklärerischer Film im Stil des Cinéma Vérité gelungen, der den Zuschauer auf eine spirituelle Reise über verschiedene Kontinente führt: von der Maharishi University of Management in Fairfield, Iowa, geht es in die Weltzentrale der Organisation im niederländischen Vlodrop, vom Sitz der ersten Weltregierung im schweizerischen Seelisberg zur Hauptstadt des Weltfriedens in der Mitte Indiens und schließlich hinauf zur Ganges-Quelle im Himalaya. Unterwegs treffen wir überzeugte TM-Anhänger, aber auch Aussteiger, die von ihren Erfahrungen in der Organisation berichten und mit Detailkenntnissen aufwarten. Wir nehmen teil an bedeutenden Ereignissen wie an der Bestattung des Maharishi im indischen Allahabad und der Versammlung der Führungselite, wo Kämpfe um seine Nachfolge ausbrechen, sowie an der Grundsteinlegung für die ‚vedische Universität‘ und den Turm der Unbesiegbarkeit auf dem Berliner Teufelsberg durch David Lynch und Guru Raja Emanuel Schiffgens, dem Oberhaupt von TM Deutschland. Dabei gewährt uns die Kamera einen intimen Blick ins Innere der Organisation und das Gebaren ihrer wichtigsten Repräsentanten, wobei das Idol David Lynch zunehmend demontiert wird, und der Filmemacher David Sieveking an Konturen gewinnt.

      Das eindeutige Plus an seinem Film ist, dass David Sieveking sich mit großer Neugier und Offenheit auf seinen Selbstversuch einlässt. Verlauf und Ausgang des Experiments sind am Anfang völlig ungewiss. Ist seine Suche nach Erleuchtung zunächst mehr auf das eigene Innere gerichtet, und kann man durchaus fürchten, dass er sich im TM-Labyrinth verliert, so gewinnt die Recherche im Lauf der Zeit an investigativer Dynamik. Unbeirrt und geschickt navigiert der Filmemacher dabei an den Klippen versuchter Vereinnahmung und massiver Drohungen durch TM vorbei. Seinen Gesprächspartnern nähert er sich stets respektvoll, so dass er bereitwillig Auskunft erhält. Auf diese Weise entsteht aus einer Vielzahl an Informationen und Begegnungen ein umfassendes Bild der weltumspannenden TM-Organisation und ihrer vielfältigen Aktivitäten. Einiges dürfte bekannt sein, andere Bestrebungen, wie das Vorhaben der David Lynch Foundation, TM an Schulen zu verankern, oder Universitäten zu gründen, die die eigene Lehre pseudowissenschaftlich untermauern und auf staatliche Unterstützung setzen, sorgen doch für Erschrecken - zumal die Einzelaktivitäten in ein weltumspannendes System eingebunden sind, das prominente Fürsprecher für seine Zwecke nutzt.

      Indem der Regisseur seine Erkenntnisse an sich selbst ausprobiert und immer wieder neu reflektiert, gewinnt sein Film große Wahrhaftigkeit. Auch seine persönlichen Zweifel und Rückschläge, wie das Auf und Ab in der Liebesbeziehung zu seiner Freundin während der langen Recherchen und Dreharbeiten, haben so ihren besonderen Stellenwert im Film und werden immer wieder humorvoll und selbstironisch gebrochen. Obwohl David Sieveking strikt subjektiv vorgeht und immer wieder selbst im Bild präsent ist, unterscheidet sich seine Herangehensweise grundlegend vom provokanten und polemischen Stil eines Michael Moore. David Sieveking geht es nicht um Konfrontation und Propaganda, sondern er orientiert sich eher an Vorbildern wie Ross McElwee (SHERMAN’S MARCH, 1986) oder Alan Berliner (THE SWEETEST SOUND, 2001), die mit der Intimität und dem Humor eines persönlichen Essays ihr Sujet offen legen.

      Auch handwerklich weiß David Sieveking zu überzeugen: Die Kamera liefert auch in schwierigen Situationen kinogerechte Bilder, der Schnitt vereint die verschiedenen Themen und Stationen zu einem stimmigen Bogen, und die insgesamt zurückhaltende Musik ist passend eingesetzt und unterstreicht die Atmosphäre der jeweiligen Szene.

      DAVID WANTS TO FLY ist ein Film, der aus dem gängigen Kinoangebot herausragt, weil er ebenso amüsant wie bewusstseinserweiternd ist. Obwohl einige der gezeigten Phänomene TM-spezifisch sind, können doch Rückschlüsse auf andere Sekten gezogen werden. Der Film sollte allen Schulen empfohlen werden.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. David Wants to Fly: Dokumentation über einen Filmemacher, der die Wahrheit über die fragwürdige Meditationslehre der Transzendentalen Meditation (TM) herausfinden will.

      Bei der Suche nach der eigenen Mitte geht Filmemacher David Sieveking tief und kurzweilig in sich. Mit profanem Ergebnis: Transzendentale Meditation kostet viel Geld.

      Von den Höhen des Himalaja hat es ihn Ende der 50er Jahre in die Niederungen Hollywoods verschlagen, den Inder Maharishi Mahesh Yogi, der von den USA aus mittels Transzendentaler Meditation (TM) weltweiten Frieden schaffen wollte. Fast sechs Millionen Anhänger - etwas mehr als Finnland Einwohner - hat der 2008 verstorbene Guru um sich geschart, ihm huldig(t)en unter anderem die Beatles, Mia Farrow, Clint Eastwood und seit dem Jahr 2000 auch Kultregisseur David Lynch. An dem Mann und seiner Lehre muss folglich etwas dran sein, dachte sich ein anderer David, ebenfalls Filmemacher und Absolvent der dffb. Also begab sich David Sieveking auf Spurensuche, wollte sich erleuchten lassen, das yogische Fliegen lernen und hat seine Erfahrungen auch gleich filmisch festgehalten.

      So zum Beispiel den Trip in die USA, zum großen Vorbild Lynch. Ratschläge für die Karriere erhofft der Nachwuchsregisseur sich von dessen Seminar, auf einer lupenreinen TM-Werbeveranstaltung findet er sich wieder. Erleuchtung kostet Geld. Rund 2500 Euro, sechs Blumen und Süßgebäck schlagen für einen Kurs beim Glaubenszentrum in Hannover zu Buche, kritische Fragen sind im Preis nicht inbegriffen. Des Gurus Wort ist absolutes Gebot - und mit Meister Lynch nicht zu spaßen. Dabei ist dessen Veranstaltung auf dem Berliner Teufelsberg, bei dem die Sektierer ihre Deutschland-Universität gründen und das „Unbesiegbare Deutschland“ ausrufen ein Witz. Überhaupt scheint es TM weniger um Sinnsuche und Erlösung, denn um Geschäft und Zugewinn zu gehen, katastrophale Fehlinvestitionen inklusive - siehe die „Hauptstadt des Weltfriedens“ in Indien.

      Doch Sieveking geht weiter in sich, sucht unverdrossen - meist mit sich selbst im Bild - nach seiner Mitte. Er pilgert nach Indien, wohnt dem Begräbnis des Maharishi bei, entsagt der Freundin - oder lässt diese ihn sitzen? - und trifft Aussteiger aus der „Familie“, gebrochene Menschen, finanziell und psychisch ruiniert. Nur mit dem fliegen wird’s in „David Wants to Fly“ nichts. Fünf Jahre hat der emsige Dokumentarist an seinem Werk und sich selbst gearbeitet, abenteuerlich, humorvoll und investigativ. Das Ergebnis ist ein kluger und kurzweiliger, selbstironischer und aufklärerischer Film, mit dem er sich den Zorn des netten Herrn Lynch zugezogen und eine Klagedrohung von TM eingehandelt hat. Vielleicht hätte er einfach dem Cabaret-Mantra glauben sollen: „Money Makes the World Go Round“. geh.
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