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Der Brief des Kosmonauten: Berührendes, poetisches Drama über die Lebensträume von vier illegal in Deutschland lebenden Russen und einem zehnjährigen Ausreißer.

Handlung und Hintergrund

Heinrich (Frederik Lau), Filius der deutschstämmigen Sibirienaussiedler Wormsbecher, erfährt anlässlich eines heftigen Familiengefechts zufällig, daß er kein reinrassiger Wormsbecher, sondern bloß ein Adoptivkind ist. Als er sich daraufhin kurzerhand aus dem Staub macht, gerät er an eine übers Land vagabundierende Russenbande und findet in dem väterlichen Ruslan (Luk Piyes) eine neue Identifikationsfigur.

Kolya“ läßt grüßen, wenn der serbische Regisseur Vladimir Torbica eine Hymne auf die Freundschaft anstimmt und den Zuschauer in eine poetische Traumwelt entführt, die gleichwohl wenig Fantastisches an sich hat.

Die deutschstämmige Familie Wormsbecher zieht aus Sibirien in eine deutsche Großstadt. Nach einem Familienstreit erfährt Sohn Heinrich, dass er in Wahrheit ein Adoptivkind ist. Er nimmt Reißaus. Auf seiner Flucht fällt er vier illegal in Deutschland lebenden Russen in die Hände. Er begleitet sie auf ihren Streifzügen. In Ruslan, einem der Vier, findet er einen wahren Freund und eine neue Vaterfigur, der sein Leben verändert.

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Ruslan gehört einer sowjetischen Kleinkriminellen-Bande an, die in München ihr Unwesen treibt. Der Gang schließt sich nach einem Streit mit seinen Eltern auch der kleine Heinrich an. Vor kurzem ist er aus der sibirischen Steppe in eine enge Münchener Sozialwohnung umgesiedelt. Belastet von den Schwierigkeiten der Eingewöhnung haben Heinrichs Eltern kein Verständnis für dessen Träume von einer Kosmonautenkarriere. Und so tut sich der bockige Junge mit dem Tagträumer Ruslan zusammen. Doch diese Freundschaft endet jäh…

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Vladimir Torbica
Produzent
  • Markus Zimmer
Darsteller
  • Oliver Bäßler,
  • Frederick Lau,
  • Ekaterina Medvedeva,
  • Waléra Kanischtscheff,
  • Luk Piyes,
  • Vsevolod Tsurilo,
  • Eduard Kuular,
  • Ulrike Bliefert
Drehbuch
  • Vladimir Torbica
Musik
  • Vladimir Genin
Kamera
  • Andreas Höfer
Schnitt
  • Peter Przygodda

Kritikerrezensionen

  • Der Brief des Kosmonauten: Berührendes, poetisches Drama über die Lebensträume von vier illegal in Deutschland lebenden Russen und einem zehnjährigen Ausreißer.

    Das Anders-Sein und die damit verbundenen Schwierigkeiten war und ist seit jeher ein ebenso dankbares wie ergiebiges Kino-Thema. Ob nun „Lilo & Stitch“, die nicht in Hawaiis Idylle passen wollen, oder Peter Parker, der als „Spider-Man“ mit seinen übermenschlichen Fähigkeiten schwer zurecht kommt, stets ecken diese Figuren mit ihren Besonderheiten am stromlinienförmigen Einheitsideal an. Assimilation und der unbedingte Wunsch nach Zugehörigkeit sind denn auch zentrale Belange in Vladimir Torbicas Aussiedler-Drama „Der Brief des Kosmonauten“, dessen Thema wohl hauptsächlich Freunde unter den Arthouse-Liebhabern finden dürfte.

    Vor zwei Jahren absolvierte ein junger Darsteller in „Kanak Attack“ als Dealer Ertan sein Leinwanddebüt, sein Name Luk Piyes. Dessen Leben kann getrost als „zwischen den Stühlen“ beschrieben werden, denn der 1975 in Köln geborene Türke vollführte im Alltag lange einen Drahtseilakt - beruflich wie privat. Der leidenschaftliche Boxer, erfahren als Model und Streetworker, Schauspielschüler in New York und Jurastudent in der Domstadt, fühlte sich nirgends so richtig Zuhause bis er den Film für sich entdeckte. Dem fulminanten Kinoeinstieg folgte 2001 sein Kurzfilm-Regiedebüt „Calling Scorsese“ sowie ein Part in Baris Pirhasans ungarisch-türkischem Drama „Sommerliebe“. Nun ist er in Vladimir Torbicas Spielfilm-Erstling in der Rolle des Ruslan Karimov zu bewundern, ein Part der ihm geradezu auf dem Leib geschneidert scheint - Dialekt, diesmal ein russischer, inklusive.

    Als Ruslan gehört Piyes nämlich einer Viererbande sowjetischer Kleinkrimineller an, die in München ein Auskommen suchen, ehe sie nach Amerika auswandern können. Denen schließt sich nach einem Streit mit seinen Eltern der kleine Heinrich Wormsbecher an. Erst vor kurzem ist er mit seinen Eltern aus den Weiten der sibirischen Steppe in die drangvolle Enge einer Münchener Sozialwohnung umgesiedelt. Belastet von den Schwierigkeiten der Eingewöhnung haben Heinrichs Eltern kein Verständnis für dessen Träume von einer Kosmonautenkarriere. Und so tut sich der bockige Junge mit dem hübschen Tagträumer Ruslan zusammen, bevor dieser Freundschaft ein jähes Ende bereitet wird…

    Mit wunderschönen Bildern von Kameramann Andreas Höfer („Nachtgestalten“) wird ein letzter Blick auf Heinrichs Freiheit in der Taiga gewährt, bevor Torbica uns mitnimmt in das düster-enge München. Selten wurde die Isarmetropole so trostlos und bedrohlich gezeigt wie hier - manchmal wähnt man sich gar in den berühmt-berüchtigten ostdeutschen Plattenbau-Wüsten. Und auch die Darsteller verströmen, ganz dem Stoff verpflichtet, nur düsteren Pessimismus. Vor allem Katja Medvedeva verkörpert die verhärmte Russlanddeutsche mit solcher Intensität, dass man sie am liebsten aus ihrer miefigen Wohnung ziehen und zur Farb- und Stilberatung schicken möchte. Für Schönheit - und eine Spur Optimismus - ist eindeutig Luk Piyes zuständig, und so sind es auch die Momente mit ihm und dem beeindruckenden Frederick Lau („Das fliegende Klassenzimmer“) die in positivster Erinnerung bleiben. Ein Drama, nicht ohne Reiz, auf das man sich einlassen muss. geh.
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