Er lebt ganz alleine in seiner runden Kugel und blickt auf die Welt: der Mondmann. Doch nach so langer Zeit am Himmelszelt möchte er doch einmal etwas anderes sehen, und so ergreift er die Gelegenheit beim Schopf, hängt sich an einen Kometenschweif und landet plötzlich auf der Erde. Zunächst ist alles schön und neu und aufregend. Doch als ein machthungriger Politiker, der schon die ganze Welt beherrscht, nun auch den Mond erobern will und die Kinder auf der Erde nicht mehr schlafen können, weil sie den Mondmann vermissen, beschließt dieser, dass es Zeit wird, heimzukehren. Aber wie? Tomi Ungerer lieferte die Vorlage zu dieser bezaubernden kleinen Geschichte rund um den Mann im Mond, an der bereits kleinste Zuschauer ihr Vergnügen haben werden. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und Katharina Thalbach als Mondmann ist ein akustisches Vergnügen. Auch die positive Botschaft der Geschichte offenbart sich schnell: Es ist die Freundschaft, die hilft, alle Schwierigkeiten zu meistern und die immer bleibt, auch wenn man sich an ganz verschiedenen Orten befindet. Ob man nun ein Mondmann ist oder ein Mensch. Ein bezauberndes und überirdisches Animationsvergnügen für die ganze Familie.
Jurybegründung:
„Bitte nochmal!“, so der Wunsch des kleinen Mädchens unmittelbar nach Ende des Abspanns im Autokino. Doch schon gleitet der an die 1960er Jahre erinnernde Straßenkreuzer mit Vater, Tochter und Hund durch die vollmondhelle Nacht und ein unglaubliches Geschehen voll Esprit, Fantasie und Gefühl wird in Gang gesetzt.
Der Zuschauer taucht ein in eine fantastische, aber doch auch irgendwie vertraute Welt, in der ein einsamer, von Langeweile gequälter Mondmann die Gunst eines vorbeifliegenden Kometen nutzt, um zur Erde zu gelangen. Noch weiß er nicht, dass auf dem Planeten nahezu alle Kinder, aber auch mancher noch nicht vollständig seiner Vorstellungskraft beraubter Erwachsener, ihn mit Zuneigung und Vertrauen an seinem angestammten himmlischen Platz stets im Auge gehabt und im Herzen getragen haben. Nachdem der liebevoll gestaltete Mondmann nur kurz die farbenfrohe Natur und fröhliche Gemeinschaft „kleiner“ Leute genießen konnte, macht er Bekanntschaft mit dem bedeutendsten (weil einzigen) Erfinder der Menschheit, Bunsen van der Dunkel. Kurz darauf wird er vom genauso verschlagenen wie machtgierigen Präsidenten und seinem blass und fratzenhaft auftretenden Gefolge als Eindringling gejagt und festgesetzt. Der Präsident, gerade Alleinherrscher über die irdische Welt geworden, will die Gunst der Stunde nutzen und nun auch die Eroberung des Erdtrabanten anstreben. Dabei versucht er, sich schamlos der Dienste Bunsens zu bedienen und dessen Raumschiff zu missbrauchen. Unterdessen gelingt dem Mondmann die Flucht aus dem Kerker. Mit Hilfe des schon aus dem Autokino bekannten Mädchens, ihres Vaters und vor allem des sich als wahrer Freund erweisenden Erfinders kehrt der Mondmann mit Bunsens Rakete an seinen angestammten Platz zurück, gibt den Erdenkindern Sicherheit, hält leuchtend Kontakt mit den Aufgeschlossenen und genießt sichtlich sein Ansehen. Der von Hybris getriebene Präsident hat den Kampf um das Raumschiff verloren und verschwindet in den unendlichen Weiten des Alls.
Im Jahr 1966 erschien das genauso stil- wie gehaltvolle Bilderbuch „Der Mondmann“ von Tomi Ungerer, das in die vorderste Reihe eines nach Qualität sortierten Kinderbuchregals gehören sollte. Nach zwei Kurzfilmen, zum einen als Animation bereits 1981, zum anderen als Live-Action 2007, legt nun Stephan Schesch den ersten Langfilm nach Ungerers Bucherfolg vor, der sowohl als Trick- als auch als Kinder- und Familienfilm zu überzeugen weiß. Gegründet auf der Treue zu Stil und Geist der Buchvorlage in Verbindung mit der dem filmischen Medium adäquaten Innovation ist ein Zeichentrickabenteuer voller liebevoll ausgestalteter Figuren, unterhaltsam spannender Handlung entstanden, getragen von klugen Ideen und immer wieder überraschenden Einfällen, sowie charakterisiert durch überlegt eingesetzte Farben und Formen, sich harmonisch einfügende Musik und außerdem eine kluge Bildkomposition und Montage.
Als besonders gelungen können die in sich stimmige und zueinander konrastierende Zeichnung der Figuren, Räume und Millieus, die Verschränkung unterschiedlicher erzählerischer und gestalterischer Elemente oder die fantastischen Synchronstimmen, zum Beispiel von Katharina Thalbach, Ulrich Tukur oder Ulrich Noethen, inklusive der von Tomi Ungerer selbst beigesteuerten Erzählerstimme gelten. Mit seinem beschaulichen Erzählfluss und der ruhigen Erzählweise sollte der Film auch von Kindern ab dem Vorschulalter gut verstanden werden können. Mit einer Lauflänge von 95 Minuten scheint DER MONDMANN jedoch gerade für diese Altersgruppe etwas zu lang ausgefallen zu sein.
Der Zuschauer kann das Kino gestärkt und ermutigt verlassen. Auf sinnliche und unterhaltsame Weise werden Fragen aufgeworfen nach Vertrauen und Freunschaft, Verrat und Lüge, Fantasie und Schönheit oder auch Verfolgung und Willkür. Schließlich setzt sich jedoch auch hier - wie in jedem Märchen - das Gute durch. Unter Umständen bedrohlich wirkende Szenen finden immer wieder eine Spannung abbauende Auflösung. Es würde kaum überraschen, wenn am Ende der Vorstellung im wieder hell werdenden Saal aus kindlichem Mund zu vernehmen wäre: „Bitte nochmal!“
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)