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Bikur ha-tizmoret: Ein Polizeiorchester strandet zufällig im Nirgendwo Israels und ist scheinbar auf sich allein gestellt. Eran Kolirin betrachtet mit seiner Komödie den anhaltenden Kulturenkonflikt zwischen Israel und Ägypten. Sein Kinodebüt hat dem jungen Regisseur europaweit Auszeichnungen beschert.

Handlung und Hintergrund

Auf die Einladung eines arabischen Kulturzentrums hin reist ein achtköpfiges ägyptisches Polizei-Orchester nach Israel, um bei der Eröffnung zu spielen. Doch als sie am Flughafen ankommen, holt niemand die blau uniformierten Musiker ab. Vollkommen verloren stranden sie und ihr Chef Tewfik (Sasson Gabai[[/link]]) in einem kleinen staubigen Wüstenort. Nur bei der Imbiss-Wirtin Dina (Ronit Elkabetz) finden sie Unterschlupf für eine überaus bewegte Nacht.

Der Festivalhit dieser Saison ist zurecht ein Geheimtipp nicht nur für Cineasten, sondern alle, die auf unaufdringliche Art etwas über Völkerverständigung lernen möchten. Charaktere sind der Motor für eine bewegende, trockene und bisweilen surreale Situationskomödie.

Schon bei der Ankunft am israelischen Flughafen stößt das kleine ägyptische Polizei-Orchester auf Probleme. Niemand holt sie ab und dann landet die achtköpfige Truppe nicht an dem gewünschten Ort, wo sie bei der Eröffnung eines Kulturzentrums aufspielen sollen, sondern strandet in einem Nest in der Wüste. Nur dank Imbiss-Wirtin Dina finden sie Unterschlupf für eine Nacht.

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Schon bei der Ankunft am israelischen Flughafen stößt das kleine ägyptische Polizei-Orchester auf Probleme. Niemand holt sie ab , am Telefon wird ihr feinsinniger Chef Tewfik abgewimmelt, und dann landet die achtköpfige Truppe nicht an dem gewünschten Ort, wo sie bei der Eröffnung eines Kulturzentrums aufspielen sollen, sondern strandet in einem Nest in der Wüste. In ihren properen knallblauen Uniformen stehen sie nun auf der staubigen Straße. Nur dank Imbiss-Wirtin Dina finden sie Unterschlupf für eine Nacht.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Eran Kolirin
Produzent
  • Ehud Bleiberg,
  • Koby Gal-Raday,
  • Eylon Ratzkovsky,
  • Yossi Uzrad
Darsteller
  • Sasson Gabai,
  • Ronit Elkabetz,
  • Khalifa Natour,
  • Saleh Bakri,
  • Shlomi Avraham,
  • Rubi Moscovich,
  • Gavriel Ayrum,
  • Imad Jabarin
Drehbuch
  • Eran Kolirin
Musik
  • Habib Shadah
Kamera
  • Shai Goldman
Schnitt
  • Arik Lahav-Leibovitz
Casting
  • Orit Azoulay

Kritikerrezensionen

    1. Die lange Geschichte zwischen Israel und Ägypten ist geprägt von viel Gewalt und Unverständnis. Die Vorurteile sind groß und die Abneigung gewachsen. Doch hier gibt es einen israelischen Film, der mit alldem bricht und ein neues Kulturverständnis schafft, das ein Vorbild sein sollte. Doch ist die politische Lage der zwei Nationen nicht das eigentliche Thema des Filmes. Es geht um Menschen, um ihre Probleme und unterschiedlichen Sichtweisen. Und diese variieren nicht nur zwischen den beiden Kulturen sondern auch untereinander.

      Regisseur Eran Kolirin, der tendenziell Neuling in diesem Fach ist, aber schon etliche Drehbücher verfasst hat, schrieb auch die Vorlage zu diesem Film. Er schafft damit ein komplexes Bild von mehreren Charakteren, das sich zu einer Parabel über die Menschlichkeit zusammenfügt. "Die Band von Nebenan", Eröffnungsfilm des diesjährigen Münchner Filmfestival, wird in wunderschön kadrierten Bildern erzählt, die dieser Erzählweise eine besondere Note geben. Den ungehemmten Schnittstil von Hollywood gewöhnt, wirkt dieser Film entspannend, für die Augen und für den Geist, und dennoch tief schürfender als vieles was sonst so über die Leinwände flimmert.

      Die Besonderheit des Filmes sind allerdings die hervorragenden Schauspieler, aus denen vor allem Sasson Gabai herausragt. Trotz der gehemmten und immer regelkonformen Art von Tawfiq, kann man durch Gabais Spielweise den gebrochenen Charakter herausahnen. Bei jedem Befehl schwebt Melancholie in den Augen, jedem forschen Schritt, folgt ein momentaner Zustand des Zögerns, des Ungewissen ob die Welt nicht doch zuviel der Bürde für den Ägypter ist. Am Ende des Filmes haben die ägyptischen Polizisten und die israelischen Dorfbewohner viel gelernt, nicht nur über die anderen, sondern vor allem über sich selbst. Das ist ein ambitionierter Höhepunkt und schon so manch anderer Regisseur ist daran gescheitert. Doch Kolirins langsame Erzählweise und die angenehme Beiläufigkeit, in der Probleme angesprochen und verworfen werden, führt zum Ziel.

      Es ist dieser Perle des Kinos zu wünschen, dass sie nicht in Programmkinos untergehen wird, sondern einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird. Denn in Hinblick auf Kulturmissverständnisse ist dieser Film auch für Deutsche eine wahre Offenbarung.

      Fazit: Sehenswerter und ambitionierter Film über die Annäherung zweier Kulturen, der am Ende zu bemerkenswerten Einsichten führt.
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      1. Das „Alexandria Ceremonial Police Orchestra“ strandet irgendwo im israelischen Nirgendwo; eigentlich sollen sie dort zur Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums spielen, nur gibt es in Beit Ha-Tikwa nichts, rein gar nichts, was ihnen auch von der Bevölkerung bestätigt wird. Die FBW-Jury war sich einig: Hier kann man berechtigt von Filmkunst reden; das ist ein Film der kleinen Gesten, der ungewöhnlichen Annäherungen und von Begegnungen, die etwas verändern. Das Tempo ist leise und zurückgenommen, jede Einstellung ist durchdacht, die Charaktere sind in sich stimmig und geben die würdevolle Haltung dank der behutsamen Inszenierung grandios wider; alles in allem: großartige Kinomomente, die lange nachwirken.

        Jurybegründung:

        Die Band, um die es hier geht, ein klassisches Polizei-Kammerorchester, das „Alexandria Ceremonial Police Orchestra“, strandet auf seiner Fahrt zu einem Auftritt in Beita Tikva oder Petah Tikwa, einem Ort in der Wüste Israels. Wie fremd die Musiker sich hier fühlen, kann der Zuschauer an ihren stoischen Mienen nur bedingt erkennen, schließlich sind sie ägyptische Polizisten und Disziplin gewohnt. Unter Aufbietung großer Geduld und Höflichkeit stellt der Chef und Dirigent der kleinen Truppe schließlich fest, dass sie nicht dort gelandet sind, wo sie hin sollten. Hier gibt es, wie die Einheimischen bestätigen, nichts, gar nichts, auch kein arabisches Kulturzentrum, das zu den Klängen ihres Orchesters eröffnet werden soll.

        Ein Film der kleinen Gesten, ein Film über ungewöhnliche Annäherungen, die etwas verändern für alle, die beteiligt sind. Ein Musikfilm, denn wichtiges Thema und Motiv des Films ist die Musik.

        Diese treffende Charakterisierung für die genau beobachtenden, poetischen, oft melancholischen Bilder und Szenen sagen in ihrer Klarheit das Wesentliche über diesen Film aus. Nichts ist vorhersehbar, trotzdem wirkt der Film nie hektisch oder fällt aus seinem Rhythmus. Die menschliche Ebene ist wichtig, gibt ihren Figuren Raum sich zu entfalten, bei aller Fremdheit wird nie ein falscher Ton angeschlagen. Die Gesichter der Darsteller werden von der Kamera festgehalten wie Landschaften.

        Es gibt überzeugend inszenierte Kameraeinstellungen, die wie Tableaus wirken und mit ihrer Farbigkeit und Ausdruckskraft einen Gegenpol zur tristen, eintönigen Landschaft der Wüste bilden.

        Die Dialoge wirken nicht gekünstelt, sondern lebensnah; sie führen den Zuschauer in die jeweilige Situation hinein und erzeugen das Gefühl, Teilnehmer des Gesprächs zu sein, das hier stattfindet. Sie vermitteln ein Zeitempfinden, das realistisch wirkt.

        Die komischen Momente sind ausbalanciert, werden nie zum bloßen Gag. Die Schauspieler, die Kamera, das Licht, die sparsam eingesetzte Filmmusik stehen immer im Dienst der Geschichte, die der Film erzählt.

        Ein außergewöhnlicher Film von hoher künstlerischer Qualität, der in seiner Bestimmheit und Komplexität für sich steht.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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