"Die Frau des Zeitreisenden" ist ein wunderschöner Film über eine große Liebe, die allen Widrigkeiten zu trotzen vermag. Obwohl es um Zeitreisen geht, ist die Adaption des Romans von Audrey Niffenegger kein Science-Fiction-Film. Wissenschaftlichen Details interessieren Regisseur Robert Schwentke überhaupt nicht, Dinge wie mögliche Paradoxa, die bei einer Zeitreise entstehen könnten, spielen keine Rolle. Henry erwähnt ein, zweimal, dass er nicht in der Lage sei, seine Vergangenheit zu verändern, und damit spielt das Thema keine weitere Rolle mehr.
Denn in "Die Frau des Zeitreisenden" geht es um etwas ganz anderes um viel mehr. Das Phänomen, das Henry unkontrolliert durch die Zeit springen lässt, wird wie eine Krankheit inszeniert, unter der Henry leidet und trotz der er von Clare geliebt wird. Die Zeitsprünge sind das große Hindernis, das zwischen den beiden steht, der Ursprung der Tragödie, wenn man so will. Der Film macht uns die ganze Zeit über bewusst, dass dieses Paar, das wir vor Augen haben, das so liebevoll und freundschaftlich miteinender umgeht, das einander so vertraut ist, jederzeit willkürlich auseinander gerissen werden könnte. Henry und Clare wagen eine Beziehung gegen alle Vernunft. Denn so stark ihre Gefühle füreinander sind, so fragil ist auch ihr gemeinsames Glück.
Dass der von Brad Pitt produzierte Streifen funktioniert und man als Zuschauer emotional berührt wird, liegt nicht zuletzt an den beiden großartigen Hauptdarstellern des Films. Eric Bana, einst noch Marvels Hulk, ist älter geworden es gelingt ihm perfekt, auch einen reifen, fast 40jährigen Henry zu spielen, aber ebenso den jugendlichen Intellektuellen, der er ist, als er Clare kennen lernt.
Und Rachel McAdams ist als Clare einfach nur bezaubernd, ausgestattet mit einem Lächeln, mit dem sie den Zuschauer auf Anhieb für sich gewinnt. Die Szene, wenn sie Henry als junge Frau in der Newberry-Bibliothek Chicago trifft den Mann, für den sie eine völlig Fremde ist und den sie doch schon ihr ganzes Leben lang kennt , sprüht nur so vor Charme. In einem einzigen Dialog verzaubert sie nicht nur Henry, sondern auch das Publikum.
Regisseur Robert Schwentke soll ebenfalls voll des Lobes für seine Hauptdarstellerin gewesen sein: "Rachel drückt etwas aus, was nicht fassbar ist. Sie strahlt von innen. Sie sieht so traumhaft aus, dass uns der Atem stockt. Zwischen ihrem Gesicht und der Kamera kommt es fast zu einer alchemistischen Reaktion."
Clare, Henry und die Zeitreisen, das sind die drei wesentlichen Elemente dieses Films. Wobei Henry anstatt unter der genetischen Anomalie, die ihn durch die Zeit springen lässt, ebenso unter Narkolepsie oder Schizophrenie oder einer Drogensucht leiden könnte. Sicher, die Zeitreisen geben dem Film eine magische Komponente, doch tatsächlich erinnert Die Frau des Zeitreisenden ein wenig an "Leaving Las Vegas" mit Nicolas Cage als Alkoholiker und Elisabeth Shue als sein persönlicher Engel. Ein wenig denn im Gegensatz zu Cages Figur Ben Sanderson hat Henry nicht resigniert. Er will dieses Leben, solange er es nur mit Clare teilen kann: "Ich habe immer darauf geachtet, dass es in meinen Leben nichts gibt, von dem ich mich nicht leicht trennen könnte. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich fühle mich nicht mehr allein."
Ein weiter Grund, warum der Film funktioniert, ist die Tatsache, dass er völlig unprätentiös und mit genau dem richtigen Maß an Pathos erzählt wird. Er hat ganz unbeschwerte Momente, aber auch tieftraurige die sich stets nachvollziehbar aus den Umständen ergeben. In der Tat sind Henrys Reisen durch de Zeit nicht nur ein Fluch. Und vor allem gibt es Menschen, die um seinen Zustand wissen und für ihn und Clare da sind: der Genetiker Dr. David Kendrick (Stephen Tobolowsky), Clares Freunde Gomez (Ron Livingston) und Charisse (Jane McLean) oder Henrys Vater (Arliss Howard).
Gedreht wurde "Die Frau des Zeitreisenden" in Chicago, wo der Film auch spielt, und in Toronto. Hinter der Kamera stand ein Kameramann mit einem großen Namen: Florian Ballhaus, Sohn von Michael Ballhaus, der schon unter der Regie von Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Robert Redford gearbeitet hat. Ballhaus jr. fängt die Liebe von Henry und Clare in teilweise geradezu zärtlichen Bildern ein und trägt neben der sorgfältigen Erzählung dazu bei, dass der Film nahe geht.
Fazit: Ein wunderschöner Film über zwei Menschen, die trotz schwierigster Umstände die große Liebe wagen. Vor allem Rachel McAdams ist als Clare einfach nur bezaubernd!