Wissbegierig hört die junge Eule Soren den Geschichten seines Vaters über die Legende der Wächter von Ga’Hoole zu, einem magischen Ort irgendwo in der Weite des Meeres. Soren verehrt die Wächter und glaubt an ihre Existenz. Auch dann noch, als er und sein Bruder Kludd in die düstere Gemeinschaft der „Reinen“ entführt werden. Soren kann mit Freunden fliehen und begibt sich auf die Suche nach den rettenden Helden, doch Kludd bleibt - und wechselt die Fronten. Am Ende heißt es Gut gegen Böse, Bruder gegen Bruder! Diese animierte Romanverfilmung von Zack Snyder - seit 300 als Meister der digitalen Tricktechnik bekannt - setzt ganz auf eine detailgetreue Darstellung der Hauptfiguren und präsentiert die „state of the art“ der modernen Computeranimation. Die Figuren wirken fast schon fotorealistisch. Doch das ist nicht alles,. Eine spannende Dramaturgie, eine stimmige Musik und eine im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Story laden ein zum 3D-Flug über die prächtigen Landschaften, ins Land der Eulen. Ein Film für jung und alt, zum Mitfiebern, Weinen und Lachen.
Jurybegründung:
Mit diesem 3-D-Animationsfilm in der Regie von Zack Snyder wird gute Unterhaltung für die ganze Familie geboten. Auch technisch schwierig zu bewerkstellige Motive (Federn, Fell, Feuer und Wasser) werden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Handwerklich ist die State of Art vollkommen erfüllt. Dabei sind (auch im 2-D-Modus, den die Jury zu sehen bekam) sehr schöne Bilder zu bewundern. Laut Darwin gelten Vögel als ‚the most aesthetic of all animals‘. Sein Paradebeispiel war der Pfau, dessen schönes Gefieder mit markanten Ornamenten sich durch evolutionäre Wahlentscheidungen herausgebildet hat. Die im Film gezeigten Flüge von Eulen legen es nahe, neben dem Schönen auch die ästhetische Kategorie des Erhabenen anzuwenden. Das heißt, die tierischen Film-Helden bieten nicht nur die Möglichkeit, durch Allegorien auf menschliche Charaktere und Sozialwesen zu verweisen, sondern ermöglichen ebenfalls ein virtuoses und variantenreiches Spiel mit faszinierenden Gestalten, Farben und Bewegungsabläufen. Dieses Potential lässt der Film nicht ungenutzt und einige Jurymitglieder erkannten darin auch eine seiner besonderen Stärken. In der Diskussion wurde ferner betont, dass zahlreiche Handlungselemente darauf konzipiert sind, effektvolle Animationen vorzuführen. Auch zielt die Dramaturgie darauf ab, Aufmerksamkeit so zu regulieren, dass sich stets aufs Neue Spannung, Interesse und Staunen einstellen. Die Bewertung dieser Konstruktionen war unter den Jurymitglieder jedoch ebenso umstritten wie die verschiedenen Figuren. Teilweise wurden sie als ‚holzschnittartig‘ kritisiert, teilweise wurden sie als genregemäße Typen akzeptiert. Sentimentale und humoristische Komponenten (beispielsweise der antrainierte ‚fiese Blick‘) fanden nicht bei allen Gutachtern Anklang.
Kontroverse Ansichten gab es ebenso generell zur inhaltlichen Tendenz der Geschichte. Mit den von beiden Seiten vertretenen kriegerischen und kämpferischen Idealen mochten sich nicht alle Juroren anfreunden. Nicht nur eine auf Unterschiede der Rasse basierende Hierarchie bei den bösen ‚Reinen‘, sondern auch das Königreich der guten Wächter von Ga’Hoole erschien ihnen problematisch. Speziell eine von den Schluss-Parolen, nämlich jene von der ‚Ausrottung des Unrechts‘, galt als Indiz für die Fragwürdigkeit der guten Wächter. Dagegen gehalten wurden unter anderem die desillusionierende Kennzeichnung des Krieges als ‚Hölle‘ und zahlreiche Wertorientierungen, die auf gegenseitige Hilfe, familiäre Solidarität, Bildung, nützliche Arbeit usw. hinauslaufen. Es sei dahingestellt, welche Modelle und Werte in der Fantasiewelt opportun sind. John Orloff und John Collee haben jedenfalls auf der Grundlage der ersten drei Büchern der mehrteiligen Romanreihe von Kathryn Lasky eine spannende Vorlage für diesen Animationsfilm geschaffen. Einige Rededuelle am Königshof der Wächter verweisen übrigens durchaus auf eine Rhetorik, deren Kunstfertigkeit an Cicero, Gorgias oder Demosthenes gemahnt.
Zwischen den FBW-Gutachtern wurde lange über die herausragenden Qualitäten des Films und dessen partielle Mängel gestritten. Für das Prädikat wertvoll fand sich eine Mehrheit; das Prädikat besonders wertvoll wurde in der Abstimmung knapp verfehlt.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)