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Dr. Alemán: Authentisches und ehrliches Drama über das Leben in den kolumbianischen Favellas.

Handlung und Hintergrund

Der 26-jährige Medizinstudent Marc (August Diehl) absolviert sein praktisches Jahr in der kolumbianischen Großstadt Calis, der Drogenhochburg des Landes. Schon sein erster Tag konfrontiert ihn in der Notaufnahme mit Steckschüssen. Das Projektil, das er entfernt, trägt die Gravur des lokalen Killers „El Juez“. Nachdem ihn seine Gastfamilie der Tür verweist, nimmt ihn die raue Kioskbesitzerin Wanda (Marleyda Soto) auf, die sich um Straßenkinder kümmert.

Ein romantischer Idealist hält sich für unantastbar und weigert sich zu glauben, dass er als „deutscher Doktor“ längst verstrickt ist in die alltägliche Gewalt der Straße - mit gefährlichen Folgen in einem authentischen Drama um einen scheiternden Kulturkontakt. Gegenprogramm zu „City of God„.

Schon der erste Tag im Krankenhaus der kolumbianischen Drogenhochburg Calis, wo er sein praktisches Jahr als Arzt absolviert, konfrontiert Medizinstudent Marc mit der hässlichen Seite der Stadt: In der Notaufnahme operiert er Schussverletzungen. Als Marc von seiner Gastfamilie herausgeworfen wird, nimmt ihn Kioskbesitzerin Wanda auf, die sich um die Straßenkinder ihres Viertels kümmert.

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Schon der erste Tag seines praktischen Jahres als Arzt im Krankenhaus der kolumbianischen Drogenhochburg Calis konfrontiert den Medizinstudenten Marc mit der hässlichen Seite der Stadt: In der Notaufnahme entfernt er ein Projektil mit der Gravur „J“ - dem Zeichen des Killers El Juez, der die Favelas regiert. Als Marc von seiner Gastfamilie hinausgeworfen wird, nimmt ihn die raue Kioskbesitzerin Wanda auf. Bald wird Marc als „der deutsche Doktor“ in Siloé bekannt, will aber nicht wahrhaben, dass er und Wanda längst im Visier des Killers sind.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Tom Schreiber
Produzent
  • Diego Ramirez,
  • Jhonny Hendrix Hinestroza,
  • Harry Flöter,
  • Jörg Siepmann
Darsteller
  • August Diehl,
  • Marleyda Soto,
  • Andrés Parra,
  • Hernán Méndez,
  • Victor Villegas,
  • David Steven Bravo
Drehbuch
  • Oliver Keidel
Musik
  • Josef Suchy
Kamera
  • Olaf Hirschberg
Schnitt
  • Andreas Wodraschke
Casting
  • Anja Dihrberg,
  • Juan Pablo Felix

Kritikerrezensionen

    1. Der deutsche Film von Regisseur Tom Schreiber ist eine ungemein spannende und authentisch wirkende Studie über einen Romantiker in der Fremde. Der angehende Mediziner Marc ist aus seinem behüteten und vorgeplanten Leben in einer gutsituierten Frankfurter Arztfamilie ausgebrochen, um den gefährlichen Duft von Freiheit und Abenteuer zu schnuppern. Dafür hat er sich ausgerechnet die kolumbianische Kriminellenhochburg Cali ausgesucht, in einer Mischung aus Helfersyndrom und Erlebnishunger.

      In Kolumbien wird Marc ins kalte Wasser geworfen und muss einem Patienten eine Kugel herausoperieren. Sein Chef ist zufrieden mit Marcs Leistung, und die Arbeit in der Notaufnahme beginnt ihm Spaß zu machen. Aber Marc will seine Abende nicht bei der langweiligen Gastfamilie verbringen, die vor dem Fernseher einschläft, sondern in das wahre Leben in Cali eintauchen: Er geht, gegen alle guten Ratschläge, zu Fuß in das Armenviertel Siloé, wo er am Kiosk von Wanda Kontakte knüpft.

      Der Film bezieht seine enorme Spannung aus dem Wechsel der verschiedenen Milieus: Szenen im Krankenhaus werden gegen Begegnungen in Siloé und die unbeholfenen Gespräche am Frühstückstisch der Gastfamilie geschnitten. Immer bleibt Marc der Fremde, der sich nach Kontakten sehnt und von den teilweise verstörenden Eindrücken fast überwältigt wird. In dieser Einsamkeit beginnt er, Wandas Kiosk mit den vielen Jugendlichen als Ersatzfamilie zu betrachten.

      August Diehl versetzt sich mühelos in den Sozialromantiker Marc, der permanent zu glauben scheint, mit seiner pazifistischen Sehnsucht so etwas wie einen Hauch Moderne in das Armenviertel bringen zu können. Im Krankenhaus konfrontiert er seinen Chef mit der Ansicht, lieber die Armen als die Privilegierten behandeln zu wollen. Vor allem aber lehnt er das Milieu seiner Kollegen, die am Pool entspannen oder Tennis spielen, bis zur Verbohrtheit ab.

      Ein guter Soundtrack verstärkt das Lokalkolorit der an vielfältigen Eindrücken ohnehin reichen Szenen. Viel mehr als Marc selbst gewinnen die Zuschauer in den einzelnen Begegnungen eine Ahnung von der Gefahr, in der der Träumer schwebt. Beim Koksen und Fußballspiel mit den Straßenjungs wirkt er wie eine lebende Zielscheibe. Die letzte halbe Stunde des Films taucht dann etwas zu tief in die romantischen Abgründe des scheiternden Helden ein und driftet in einen dramatisch überhöhten Albtraum ab – schade und völlig unnötig.

      Fazit: Realistisch, spannend, abenteuerlich: Ein deutscher Medizinstudent sucht in Kolumbien das wahre Leben und begreift die Spielregeln nicht.
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    2. Dr. Alemán: Authentisches und ehrliches Drama über das Leben in den kolumbianischen Favellas.

      Einen Kontrapunkt zum frenetischen „City of God“ bildet Tom Schreibers realitätsnahe Studie eines scheiternden Kulturkontakts, bei dem ein deutscher Medizinstudent das tödliche Gesetz der kolumbianischen Straße kennen lernt.

      Schreibers Blick wendet sich in die Ferne südamerikanischer Citys, wo Gangster wie Götter über die selbst erschaffene Unterwelt herrschen, oder gleich Elitetruppen im Search&Destroy-Modus unerklärte Kriege vom Zaun brechen („Tropa de Elite„). Deren reißerischen Ansatz unterläuft der 40-jährige Kölner mit einem vollkommen authentischen Drama, das Alltag, Verhalten und Milieu mit dokumentarischer Ehrlichkeit erfasst, die darüber hinaus nicht zur Pose verkommt.

      Schon der erste Tag im Krankenhaus der Drogenhochburg Calis, wo er sein praktisches Jahr als Arzt absolviert, konfrontiert den 26-jährigen Medizinstudenten Marc (August Diehl) mit der hässlichen Seite der Stadt: In der Notaufnahme operiert er Steckschüsse und entfernt ein Projektil mit der Gravur „J“ - dem Zeichen von El Juez, einem gefürchteten Killer, der die Favelas regiert. Als Marc von seiner Gastfamilie herausgeworfen wird, nimmt ihn die raue Kioskbesitzerin Wanda (Marleyda Soto) auf, die sich um Straßenkinder ihres Viertels kümmert. Bald wird Marc als „der deutsche Doktor“ in Siloé bekannt, will aber nicht wahrhaben, welch gefährliches Pflaster das Elendsviertel ist - er und Wanda sind längst im Visier des Killers.

      Das könnte nun zu einer reichlich klischeehaften Kolportage verkommen, aber Schreiber hat anderes im Sinn: Ihm gelingt das Kunststück, eine dichte Milieu- und Charakterstudie über einen rätselhaften Abenteurer zu formen, der dem Reiz der Fremde erliegt und ohne Berührungsängste Vollkontakt mit der einheimischen Bevölkerung aufnimmt. Er spiel Straßenfußball mit Kriminellen, verliebt sich in Wanda, schnupft Kokain von einer Jugendgang und glaubt bei all dem, über den Verhältnissen zu stehen. Dass er - schon als Drogenkonsument - bereits verstrickt ist (à la „Traffic“), will ihm nicht in den Sinn. Es ist erstaunlich, wie unerschütterlich naiv Marc seine gedankenlosen Abenteuer erlebt, ohne aus ihnen zu lernen: Er rechnet nicht mit den Konsequenzen, die sein Verhalten bedingt. Das gibt dem stark gespielten Drama, neben dem zuverlässigen Diehl treten vier kolumbianische Theaterschauspieler und einige Amateure auf, eine permanent unterschwellige Spannung und die Aura eines tragischen Scheiterns. tk.
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      1. Der bürgerlichen Bequemlichkeit entsagen, Exotik erleben, aufgehen in der Fremde - der abenteuerlustige unbedarfte Medizinstudent Marc möchte diesen Traum leben und absolviert sein praktisches Jahr in Cali, Kolumbien. Dort lernt er im Armenviertel nicht nur eine schöne Kolumbianerin kennen, sondern auch den desillusionierenden Alltag, in dem das Blut auf dem OP-Tisch und ebenso auf den Straßen fließt. Marcs naiver Idealismus wird bald von kaltem Zorn auf die Urheber der Gewalt aufgefressen, immer tiefer taucht er in das undurchsichtige Kriminalitätsgeflecht ein. Mit seinem zweiten Kinofilm liefert Tom Schreiber eine packende Story über Grenzerfahrungen mit psychologischem Tiefgang. Zwischen Exotik und Romantik, Elend und Gewalt oszillierend, fängt Dr. Alemán atmosphärisch dicht das bedrohliche Klima ein, die Kamera stets unmittelbar am Geschehen. Besondere Glaubwürdigkeit gewinnt der Film auch durch den Einsatz exzellenter Darsteller aus dem Milieu. Spannend, aufwühlend, beeindruckend authentisch.

        Jurybegründung:

        Den Medizinstudenten Marc hat die Reise- und Abenteuerlust gepackt. Auf der Flucht vor der tödlichen Routine des elterlichen Erbes - sein Vater, ebenfalls Arzt, hat dem Junior nach seinem plötzlichen Herztod die Frankfurter Vorstadtpraxis hinterlassen - türmt der Arzt in spe erst einmal nach Lateinamerika in die Stadt Cali, um dort sein praktisches Jahr zu absolvieren. Mit im Gepäck: eine „Schneekugel“ mit dem Panorama seiner Heimatstadt als Gastgeschenk für seine katholische Herbergsfamilie. Die einfachen kolumbianischen Gastgeber sorgen für die Auszubildenden des Krankenhauses am Rande eines Slums und bieten ihnen Kost, Logis und Halt. Denn Cali ist nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine der gefährlichsten Städte Kolumbiens.

        Bereits Marcs erster Arbeitstag führt dem Kinobesucher das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten drastisch vor Augen. Marcs Erlebnishunger und seine Lebensträume stehen den Bewältigungsstrategien seiner Kollegen und den Überlebenskämpfen der Bewohner von Cali diametral entgegen. Das Krankenhaus am Rande der Favela Siloé ist hoffnungslos überbelegt: Schusswunden-Opfer aus Drogenkriegen und anderen Gang-Rivalitäten drängen sich in den Gängen. Den nassforsch auftretenden Neuzugang begrüßt der Leiter des Krankenhauses vorsichtshalber gleich einmal mit den Worten „Heil Hitler“ - und schickt den Unbedarften ohne jeden überflüssigen Luxus weiterer Rituale direkt in die Not-Ambulanz, wo er von nun an dafür zuständig ist, Steckschüsse aus den perforierten Körpern der miteinander konkurrierenden Gangster zu schälen. Schwitzend gräbt sich Marc mit Löffel und Skalpell durch das verschmauchte Fleisch seines ersten Patienten. Die Kamera ist dicht dran. Das Blut tropft Marc vom Operationstisch in die Schuhe. Das ist sein ganz persönlicher erster Kontakt mit einer fremden Welt und dieser „Culture-Clash“ findet im Verlauf der packend erzählten Geschichte in starken Bildern seinen mannigfaltigen Ausdruck.

        Nachdem Marc diese erste Konfrontation mit der Realität gemeistert hat und von nun an die herausoperierte Kugel wie eine Trophäe, die ihn beschützt, um den Hals trägt, fühlt er sich gut gewappnet und seine Lust an weiteren Herausforderungen dadurch noch stärker befeuert.

        Die facettenreiche Charakterisierung des Protagonisten als eine tragische, neo-romantische Figur zieht den Zuschauer durch das nuancenreiche Spiel August Diehls von Anfang an fest in den Bann. Mit ambivalenter Sympathie heftet sich der Zuschauer mit seiner eigenen exotischen Neugier an Marcs Sohlen, wenn er die Favela Siloé durchstreift und hofft mit ihm auf einen glücklichen Ausgang all seiner Unternehmungen. Beeindruckend geleitet ihn die Kamera durch die Originalschauplätze der Slums, durch die Enge der verwinkelten, übereinander liegenden Hauseingänge, Hinterhöfe, Märkte. Sie fängt das alltägliche Treiben ihrer Bewohner ein, schafft Vertrautheit und verharrt wie selbstverständlich auf den Gesichtern der Laiendarsteller, um all diese authentische Elemente zu einer beinahe physisch wahrnehmbaren Atmosphäre zu verweben, die der Geschichte Präsenz und Glaubwürdigkeit verleiht.

        An diesen für Marc unwirklichen Orten trifft er auf Wanda (Marleyda Soto), die toughe Besitzerin eines Kiosks, die tagsüber Schnaps und Kaffee an die Unterwelt von Cali ausschenkt und abends die Straßenkinder der Nachbarschaft bewirtet. Hier findet Marc nicht nur Eintritt in die soziale Gemeinschaft von Siloé, sondern auch seine Beschützerin und seine erste wirkliche Liebe.

        Mit großer emotionaler Dichte zeichnet der Film das rauschhafte Eintauchen von Dr. Alemán in die raue Lebenswelt seiner schönen, starken Geliebten. Regelmäßiger Kokain-Konsum und immer tiefere Einblicke in die rivalisierenden Gangstergruppen aus der Ober- und der Unterstadt bringen Marcs Ideale aus dem Lot und lassen sich auch bald nicht mehr mit seinem hipppokratischen Eid vereinbaren. Als er sich weigert, einem Killer aus dem feindlichen Lager eine lebensbedrohliche Kugel aus den Rippen zu schneiden, ist der Rausschmiss aus der Klinik nicht mehr abzuwenden und Marcs Entscheidung, nun die Waffe selbst in die Hand zu nehmen, ein weiterer fataler Fehler seiner eigenen Selbstwahrnehmung. In einem spannenden Showdown kommt es zu einem dramatischen Duell zwischen Marc und dem Gangsterboss El Juez (Victor Villegaz). An dessen Ende Marc gebrochen und desillusioniert - und von der Wirklichkeit endlich eingeholt - das Land verlassen muss.

        Tom Schreibers zweiter Kinofilm erzählt eine fesselnde Geschichte über Grenzerfahrungen mit psychologischem Tiefgang. Grundlage für die packende Story ist ein souverän umgesetztes Drehbuch, das auf den Briefen und Reiseberichten eines persönlichen Freundes basiert. Dichte Milieubeschreibung und ausgezeichnete Charakterstudien verdichten sich zu einem komplexen glaubwürdigen Bildreigen über Exotik, Romantik, Elend und Gewalt. Die Kamera bewegt sich bemerkenswerter Selbstverständlichkeit im Mittelpunkt des Geschehens und ist stets nah an Protagonisten. Lange Passagen mit Originalton und der Einsatz von Darstellern aus dem Milieu verleihen dem Film Spannung und Authentizität und auf der Ton- wie auf der Bildebene eine streckenweise dokumentarische Realistik.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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