Heidi weiß nicht genau, was sie erwartet, als ihre Tante sie auf eine Schweizer Alm zu ihrem Großvater, dem Alm-Öhi bringt. Der alte Mann schaut immer so mürrisch drein und außerdem scheint er so gar keine Lust zu haben, sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. Doch nach und nach taut der grummelige Einsiedler auf und kann dem Liebreiz der Kleinen nicht länger widerstehen. So verbringen Heidi und ihr Großvater eine wundervolle gemeinsame Zeit in den Bergen, zusammen mit Peter, dem Geißenhirt und natürlich den vielen Tieren, die es auf der Alm gibt. Eines Tages kommt Heidis Tante überraschend wieder und nimmt das Kind mit nach Frankfurt, wo Heidi einem gleichaltrigen kranken Mädchen namens Klara Gesellschaft leisten soll. Doch wie soll Heidi sich jemals in einer so großen kalten Stadt mit so vielen Häusern zu Hause fühlen, wo sie doch nicht einmal mehr vom höchsten Turm aus die Berge sehen kann? Johanna Spyri veröffentlichte ihre Romane rund um Heidi im Jahr 1880. Bis heute gibt es unzählige Adaptionen: Filme, Zeichentrickserien, Hörspiele. Mit seiner Real-Neuverfilmung beweist Regisseur Alain Gsponer, dass Heidi als Figur und als Geschichte auch heute noch generationsübergreifend begeistern kann. Man merkt in jeder Szene die Sorgfalt, mit der die Geschichte auf die Leinwand transportiert wurde. Ausstattung, Kostümbild, die Wahl der Handlungsorte - all das ist liebevoll erdacht und umgesetzt. Auch die Schauspieler überzeugen. Bruno Ganz als Alm-Öhi ist ideal besetzt. Sehr überzeugend sein stetiges Grummeln und das Spiel mit den Augenbrauen. Doch all das kann nicht verbergen, wieviel Großherzigkeit und Sanftmut in der Figur schlummern. Peter Lohmeyer als Hausdiener Sebastian, Jella Haase als Dienstmädchen Tinette und Katharina Schüttler als legendäres Fräulein Rottenmeier sorgen für den nötigen Humor, und Hannelore Hoger ist die ehrwürdige, elegante und doch sehr liebevoll umsorgende Großmutter. Der Star des Films ist jedoch Anuk Steffen als Heidi. Von der ersten Minute an bezaubert ihr entwaffnend offener Blick aus großen Augen den Zuschauer. Selbstbewusst und abenteuerlustig erobert sie so nicht nur das Herz des sturen alten Alm-Öhis. Vor allem das Zusammenspiel mit Quirin Agrippi als Geißen-Peter ist in seiner Natürlichkeit vollkommen authentisch. Die wunderschönen Aufnahmen der Schweizer Alpen tun ihr Übriges, um dem Film eine nostalgische und sehnsuchtsvolle Stimmung zu verleihen und den Zuschauer in Heidis Welt zu entführen. Als Geschichte ist die Erzählung zeitlos gut. Als Neuverfilmung ist Alain Gsponers HEIDI rundum gelungen, charmant und die perfekte Kino-Unterhaltung für die ganze Familie.
Jurybegründung:
Die Geschichte von Johanna Spyri ist - nicht zuletzt durch die vielfältigen Verfilmungen von Zeichentrick bis Realfilm - ins kollektive Bewusstsein jedes deutschsprachigen Kinobesuchers eingebrannt. Jeder kennt Heidi, das Waisenmädchen aus den Schweizer Bergen, das von Tante Dete bei ihrem kauzigen Großvater, dem Almöhi, „ausgesetzt“ wird. Erst langsam erwirbt sie das Zutrauen des wortkargen Eigenbrötlers, bis sie mit ihrem Charme die ganze Almbevölkerung bis zum Geißenpeter im Nu für sich erobert. In die Idylle platzt abermals Dete, die Heidi ins ferne Frankfurt bringen möchte, wo sie in der Villa Sesemann an der Seite der im Rollstuhl sitzenden Klara die angemessene Bildung erfahren soll. Doch Heidi fremdelt mit der kühlen, bewegungsarmen Welt des Kindermädchens Fräulein Rottenmeier. Sie beschließt zu fliehen, zurück in die Schweizer Berge.
Jeder kennt diese Geschichte. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung, wie diese neuerliche Verfilmung umgesetzt werden würde. Dabei gelingt es dem Schweizer Regisseur Alain Gsponer, dessen Vater selbst Ziegenhirte in seiner Jugend war, die Bergwelt in allen faszinierenden Facetten zum Leben zu erwecken. Ungemein detailreich erscheint die Ausstattung und das Production Design, allen voran in der ärmlichen Hütte des Almöhis mit Holzmöbeln und als Kontrast dann in der Villa Sesemann mit seinen prachtvollen Gängen und Innenräumen. Auch der Einsatz von Licht und Blicken aus den Fenstern (mal verschmutzt, mal klinisch rein) führt dazu, dass sich der Zuschauer vollends auf die ihm vorgeführten Welten einlassen und darin versinken kann. Man freut sich und leidet mit der herzerfrischend aufspielenden Anuk Steffen, deren Besetzung als Heidi ein echter Glücksfall für den Stoff und die zeitgemäß-moderne Darstellung der Heidi ist. Brillant an ihrer Seite spielt Bruno Ganz als grantiger Almöhi mit unklarer Vergangenheit, in dessen Mimik und strahlenden Augen sich ganze Gefühlswelten aufzutun scheinen. Überhaupt überzeugt das hochkarätig besetzte Ensemble (hervorzuheben ist außerdem Katharina Schüttler als strenge, marottenreiche Fräulein Rottenmeier). Lobend ist dem Film außerdem anzurechnen, dass Frankfurt hier nicht als „Hölle“ für Heidi inszeniert wird - auch hier kümmert man sich liebevoll um die kleine „Adelheid“, wie Heidis richtiger Name lautet. Nur eben mit den für sie falschen Mitteln.
Diese Neuverfilmung von HEIDI zeigt gleichsam die prächtige Almwelt mit herrlichen Naturaufnahmen wie die sozialen Realitäten in der zu Zeiten der Industrialisierung weitenteils verarmten Schweiz Ende des 19. Jahrhunderts. Das Symbol des Adlers, erst in Freiheit und später als Schnitzfigur des Almöhis, verbindet alle Elemente und formt den Film zu einer stimmigen Einheit. HEIDI ist ein Film für die ganze Familie, in dem für Kinder wie für Erwachsene viel geboten wird und über den man sich erfreuen kann. Ein wenig irritierend für die Jury wirkte jedoch die (aufwändig komponierte und eingespielte) Musik von Niki Reiser, die sich wie ein Klangteppich vor allem über die Naturaufnahmen legt und nicht auf die Kraft der Bilder zu vertrauen scheint, was dem sehr positiven Gesamteindruck des Filmes aber letztlich keinen Abbruch tut.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
Da Tante Dete in Frankfurt eine neue Stelle antritt, wird Heidi von ihr in die Berge zum Großvater gebracht. Der Alm-Öhi ist sehr verschlossen und wirkt fast bedrohlich, aber Heidi bringt Freude und Glück ins Haus. Von Anfang an genießt sie das Leben in den Bergen und liebt die Tage mit dem Geißen-Peter auf der Alm beim Ziegenhüten. Doch dann holt ihre Tante sie nach Frankfurt, wo sie bei einer reichen Familie wohnen soll, um für die gelähmte Tochter des Hauses eine Freundin zu sein. Heidi freundet sich schnell mit Klara an, lernt lesen und schreiben und gibt sich auch sonst viel Mühe. Aber sie fühlt sich in der Stadt nicht wohl und sehnt sich nach den Bergen… Der Film beschreibt sehr gut die Gegensätze von der Weite der Berge und den engen Gassen Frankfurts, der bescheidenen Hütte des Alm-Öhis und der gewaltigen Stadtvilla. Klara darf nicht aus dem „goldenen Käfig“ heraus, doch Heidi öffnet ihr die Tür und zeigt ihr den Weg nach draußen…Im Film taucht mehrmals ein Adler auf, das Symbol für Freiheit. Heidi steht für diese Freiheit, für Glück und für Fröhlichkeit. In ihrer Nähe verändert sich vieles und die Menschen lernen das Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Der Film ist nicht spannend, da die Geschichte von Heidi so berühmt ist und sie fast jeder kennt. Aber das ist nicht schlimm, denn der Film ist sehr berührend und gefühlvoll erzählt. Es kommt auf etwas anderes an: Heidi verändert durch ihr bloßes Dasein ihre Umwelt und die Menschen. Wir empfehlen diesen Film für alle großen und kleinen Kinder ab 8 Jahren. Alle Adler dieser Welt, fliegt ins Kino!
Lustig: 3 Sterne
Berührend: 5 Sterne
Fröhlich: 3 Sterne
Realistisch: 5 Sterne
Gefühlvoll: 5 Sterne
Gesamtbewertung: 5 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)