Octubre: Natürlich könnte Clementes Leben einer Achterbahnfahrt gleichen, einem nie enden wollenden Abenteuer, bei dem man nicht weiß, was als nächstes geschieht und wohin es einen am nächsten Tag verschlägt, doch dann wäre es wohl einfach nicht seins. Denn Clemente ist still und zurückgezogen und hat nicht viel übrig für das Unerwartete, und für große Überraschungen schon gar nicht. Genau eine solche liegt dann allerdings...
Handlung und Hintergrund
Der Pfandleiher Clemente ist ein Pfennigfuchser und Pedant, der sich als einzigen Luxus regelmäßige Besuche bei Prostituierten erlaubt. Eines Abends findet er ein wimmerndes Baby in seiner Wohnung. Völlig überfordert holt er seine Nachbarin Sofia zur Hilfe, die schon lange ein Auge auf ihn geworfen hat. Gemeinsam suchen sie die Mutter des Babys. Als dann auch noch ein älterer Mann, dessen Erspartes er verwaltet, mit seiner aus dem Krankenhaus entführten Lebensgefährtin seine Bude bevölkert, verliert der jeglicher Veränderung abholde Mann endgültig jede Sicherheit.
Besetzung und Crew
Regisseur
Darsteller
- Bruno Odar,
- Garbriela Velasquez,
- Carlos Gassols,
- Maria Carbajal,
- Sheryl Sánchez Mesco,
- Victor Prada,
- Sofia Palacios,
- Norma Francisca Villarreal
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Im Grunde erscheint der deutsche Titel des ersten gemeinsamen Langfilms der Brüder Daniel und Diego Vega fast zu großspurig, denn im Original lautet er schlicht Octobre, was ebenso lakonisch wirkt wie die ganze Inszenierung. Im peruanischen Kino scheinen Religion, Sexualität und Klassenunterschiede eng miteinander verzahnt zu sein, denn Francisco Lombardi, internationales Aushängeschild dieser wachsenden Filmszene, griff die Thematiken wiederholt in seinen Arbeiten auf. Zentrales Sujet der Vega-Brüder bildet die Einsamkeit und die Schwierigkeit, sie zu überwinden sowie die Bereitschaft, auf den Nächsten/Nachbarn einzugehen.
In seinem Kokon aus Unnahbarkeit und Ablehnung richtete sich Pfandleiher Clemente bequem ein, der diesen nicht gerade abgesehenen Job von seinem Vater übernahm. Mit seinen Kunden aus bescheidenen Verhältnissen will der Geldhai im Anzug und weißen Hemd keineswegs ein Vertrauensverhältnis oder gar ein persönliches Gespräch eingehen. Die Inszenierung findet dafür ein prägnantes Bild, wenn beide Geschäftspartner zwar am gleichen Tisch gegenüber sitzen, aber die Bittsteller vom Geldverleiher stets auf einen Kinderschemel platziert werden, um die Verhältnisse sofort klar zu stellen. Dieses Machtspiel wiederholt sich mit umgekehrten Vorzeichen allerdings, wenn er bei (keineswegs attraktiven) Prostituierten einkehrt und die eigene Zeit gewissermaßen mit der Stoppuhr rationiert wird. Selbst im Reich der Sünde hält hier die Religion mit einem beleuchteten Marienbild als Mini-Hausaltar Einzug.
Als Clemente jedoch ein Baby in seiner eigenen Wohnung vorfindet, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich mit seiner Umwelt zu arrangieren, da er den Säugling nicht wieder los wird. Seine streng gläubige, verschuldete Nachbarin Sofia, die schon länger ein Auge auf ihn warf, wird für ihn zum Rettungsanker, zum Haus- und Kindermädchen. Längst betet sie regelmäßig zum Gott der Wunder. Nicht nur die beiden Protagonisten, sondern ebenso zahlreiche verschobene Nebenfiguren zeichnen die Vega-Brüder mit skurrilem Witz und präziser, lebendiger Beobachtungsgabe. Deren Alltag und ihr soziales Umfeld fängt die Kamera in meist statischen, häufig symmetrisch aufgebauten Bildkompositionen ein, was die ökologische Inszenierung schnörkellos und unsentimental verdichtet.
An der so ruhigen wie pointierten Erzählweise lässt sich die Vorliebe der Filmemacher für Aki Kaurismäkis melancholische Kinowelten erkennen. Für ausufernde Emotionen bleibt dabei kein Platz. Selbst das verhalten optimistische Ende, natürlich bei einer traditionsreichen Oktober-Prozession, verläuft ebenso zurückhaltend wie der restliche Film. Doch das passt durchaus zur fein ziselierten Gesamtstimmung. Insofern beweisen die Vega-Brüder reichlich Geschick, indem sie die dramatischen Schicksale von Menschen am Rande der Gesellschaft mit viel Humor und Einfühlungsvermögen skizzieren.
Fazit: Lakonisch erzählte, humorvolle Tragikomödie aus Peru über Einsamkeit, Kapitalismus, Sehnsüchte und das kleine Glück vor der Haustür.
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Im Oktober werden Wunder wahr Kritik
Im Oktober werden Wunder wahr: Natürlich könnte Clementes Leben einer Achterbahnfahrt gleichen, einem nie enden wollenden Abenteuer, bei dem man nicht weiß, was als nächstes geschieht und wohin es einen am nächsten Tag verschlägt, doch dann wäre es wohl einfach nicht seins. Denn Clemente ist still und zurückgezogen und hat nicht viel übrig für das Unerwartete, und für große Überraschungen schon gar nicht. Genau eine solche liegt dann allerdings eines Tages in Form eines neugeborenen Babys vor seiner Tür und damit ist nicht nur in seinem Leben plötzlich alles ganz anders.
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