Es ist selten, dass ein Film das hält, was der Trailer verspricht. Und ziemlich einmalig ist wohl, dass der Film erst drei Jahre nach dem Trailer herauskommt; dass der Trailer, Teil eines anderen Projektes, als Gag gemeint war und nun seinen eigenen Film nach sich zieht wobei manche Einstellungen im 2007er Fake-Trailer jetzt eins zu eins im fertigen Langfilm auftauchen, so dass unklar bleibt, welche und wieviele Szenen Rodriguez eigentlich damals schon gedreht hat; andere Bilder des Trailers wurde im Film ersetzt, vor allem, weil Rodriguez einen Star-Cast um sich versammeln konnte.
Das Phänomen des Fake-Trailers, der zu einem wirklichen Film führte, hat mit der Eigenart des Grindhouse-Doublefeatures von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino zu tun, die 2007 mit Planet Terror und Death Proof die alten Zeiten des Mitternachts- und Bahnhofkinos wiederbelebten; und es hat mit der Einzelstellung zu tun, die Robert Rodriguez im Filmbusiness innehat. In seinem eigenen Studio in Texas kann er machen, was er will; weil er mit seinen abwechselnden Produktionen von Kinderfilmen und erwachsen-pubertären Gewalt-Hommage-Nostalgie-Genre-B-Filmen efolgreich ist, kriegt er sie auch finanziert. Das meiste macht er selbst: Buch, Regie, Special Effects, Musik
Und so kann er verwirklichen, was er möchte. Zum Beispiel eine mexikanische Heldenfigur kreieren namens Machete, wovon er schon seit Desperado-Tagen vor 15 Jahren träumte.
Machete ist hart, schweigsam, unbewegt, traumagestählt: Seine Familie wurde vor seinen Augen geköpft, er lebt jetzt illegal in den USA, zurück nach Mexiko kann er nicht; und von seinem Tagelöhnerjob tappt er unversehens wieder in einen Plot, der sich als Falle herausstellt, aus der er sich mit einer Menge Machete-Hieben heraushauen muss. Die Frauen liegen ihm zu Füßen.
Es gibt eine Menge unglaubliche Szenen in diesem Film: unerhörte Gewalttätigkeiten mit diversen scharfen Gegenständen, die verschiedene Körperteile abtrennen; viele Schießereien, Explosionen, Splattereffekte; eine Menge nackte Haut; viele Stars, die ganz außergewöhnliche Performances hinlegen. Das ist ungeheuer witzig; und das raffinierte ist, dass Rodriguez den Film niemals auf Komödie anlegt (außer ein paar typischen Comic-Relief-Scherze, die es in jedem Actionfilm gibt), dass er seine Gags nicht als Witz erzählt, sondern dass er auf ironische Weise todernst bleibt.
Genau dadurch bleibt der Film sich selbst treu: der eben überhaupt nicht Parodie sein will und es auch nicht ist, dafür wahrhaftige Hommage ans 70er-Jahre-Exploitationkino; und eher daraus eine Sprengkraft bezieht, im wahren Sinn des Wortes.
Machete ist der Held, unverwundbar, unsterblich: ein Mythos, der durch die aktuellen US-Politdiskurse wandelt um Krieg gegen Drogen, Krieg gegen illegale Einwanderer, um die ultrakonservativ-reaktionäre Rechte, um Korruption, um menschenverachtende Macht, die über Leichen geht. Dagegen setzt Rodriguez eine mythisch-exploitativ-radikal-drastische Revolutionsutopie: denn dies ist, ganz klar, ein Revolutionsfilm, der durchaus dem gewaltsamen Umsturz in einem falsch funktionierenden System namens USA das Wort redet; und ob das ironisch gemeint ist?
Rodriguez fügt eine Menge Coolness hinzu, viel Testosteron in Form von Gewalt und machohafter Männlichkeit das nun wieder eindeutig ironisch , und genau diese Mischung gab es vor 35, 40 Jahren auch im Grindhousekino: in Blaxploitation, Italowestern, B-Actionkracher. Rodriguez überführt das in eine heutige Atmosphäre, zu einem veritablen, krassen Actionfilm, ohne dabei in die Postmodernefalle der Uneigentlichkeit zu geraten.
Am Ende kündigt der Film seine Fortsetzungen an: Machete Kills und Machete Kills Again; und ach, wie gerne sähen wir auch einen Langfilm zum Faketrailer von Werewolf Women of the SS!
Fazit: Gewalttätiger Revolutionsfilm, ironische Hommage, veritabler Actionkracher: Rodriguez hält in seinem Film, was der Fake-Trailer versprach.