Steven Soderbergh war erst kürzlich mit "Haywire" und "Contagion" in den deutschen Kinos vertreten. Wenn den Regisseur eines ausmacht, dann ist es sein Mut, verschiedene Genres zu bedienen. So war zum Beispiel seine im Action-Comedy angesiedelte "Ocean`s" Reihe super erfolgreich, aber auch für die anspruchsvollen Dramen "Erin Brockovich" und "Traffic" wurde er hochgelobt. "Magic Mike" ist Genre-mäßig eher schwierig einzuordnen. Eine gelungene Mischung aus Comedy und Drama, wie man sie so leider selten sieht. Inspiriert wurde Soderbergh durch den Hauptdarsteller selbst. Channing Tatum war nämlich zwischenzeitlich selber als Stripper tätig, bis er dann ins Model- und später ins Schauspielbusiness über ging.
Nun denkt man bei einem Film über männliche Stripper schnell an schleimige, eingeölte Typen und eine Atmosphäre, die eher abstoßend wirken könnte. Bei "Magic Mike" ist das angenehm anders. Gespickt mit selbstironischen Momenten, driftet der Film niemals in ein Billigmilleu ab, wirkt nie schmutzig oder gar befremdlich. Die Männer sind zwar toll gebaut, eingeölt und leicht bekleidet, aber trotzdem sind die Tanzszenen so locker und flott umgesetzt, dass es niemals zu peinlichen oder unangenehmen Momenten kommt. Auch als heterosexueller Mann dürfte der Zuschauer an "Magic Mike" noch seine Freude haben, was hauptsächlich der entspannten und selbstironischen Manier des Films zuzuschreiben ist. Die Jungs im Xquisite wollen die Frauen im Club zwar heiß machen und machen dabei auch eine äußerst gute Figur, wirken aber nie obszön, schmierig oder unangenehm.
Soderberghs dramaturgisches Talent kommt besonders in den dramatischen Szenen des Films zu Tage. Mikes Zwickmühle wird glaubwürdig dargestellt; gerne würde er das Strippen sein lassen und seiner wahren Passion, dem Möbeldesign, nachzugehen, aber die Unmengen an Geld sind doch zu verlockend. Auch über eine feste Beziehung denkt er neuerdings immer wieder nach, aber diese lässt sich mit seinem Job nur schwer vereinbaren. Tatum selber lässt im Interview verlauten, dass er in seiner Zeit als Stripper zwar durchaus Spaß und eine gute Zeit hatte, dass die gefährlichen Elemente der Szene aber nicht zu verachten sind. Auch das spricht Soderbergh an. Der Neuling Adam, der von Mike ins Stripperbusiness eingeführt wird, verfällt sofort dem Geld, dem Ruhm, den Frauen und den Verlockungen der Szene. Dadurch gerät er schnell an Drogen, an`s Dealen und an üble Typen, denen er bald eine Menge Geld schuldet.
Soderbergh wird beim Erzählen dieser Geschichtsstränge zwar niemals übermäßig düster, stellt das Milieu aber glaubwürdig dar. Letzten Endes genießen die Männer alle hauptsächlich das Geld, das Ansehen und den Lifestyle, die mit dem Job einhergehen. Die Männer setzen sich zwar nicht den sexuellen Übergriffen oder Bedrohungen aus, die weibliche Stripper zu befürchten haben, aber dennoch ist es im Ende ein ziemlich leerer Job, der nur die wenigsten von ihnen wirklich erfüllt.
"Magik Mike" ist ideal besetzt, mit Männern, die die meisten Frauenherzen höher schlagen lassen dürften. Und auch Damen, die gegen Channing Tatum ("Für immer Liebe", "21 Jump Street"), Matthew McConaughey ("Wie werde ich ihn los in 10 Tagen", "Die Jury") oder Alex Pettyfer ("In Time", "I am Number Four") im angezogenen Zustand vielleicht noch immun sind, dürften sich hier köstlich amüsieren. Die drei Hauptdarsteller brillieren gar nicht zwangsläufig durch ihr tolles Aussehen und die gestählten Körper (wobei diese natürlich nicht außer Acht zu lassen sind), sondern vor allem durch die locker-charmante Art, mit der sie an das Ganze herangehen. Man kann den Jungs die Freude am Job durchaus ansehen und sieht sie direkt grinsend darstehen, wenn sie ihre eigenen Performances am Ende selber nicht so ganz ernst nehmen und sich darüber amüsieren. Alle drei verkörpern ihre Figuren überaus gut und passen vollends ins Bild. Besonders Matthew McConaughey beweist ein weiteres Mal Charme und komödiantisches Talent, wenn er sich als selbstverliebter Dallas seinem Südstaaten-Slang hingibt und die Damen im Club dann doch einmal auf ziemlich schmierige und klischeegetreue Art und Weise in Wallung bringt.
"Magic Mike" mag ansatzweise eine Art Milieu-Studie sein und birgt auch durchaus kritische dramatische Elemente, bleibt hierbei aber angenehm wertungsfrei und erhebt niemals den Zeigefinger. Stattdessen ist der Film über weite Strecken vor allem eines: richtig gute Unterhaltung. Da wundert es wenig, dass Teil zwei schon in Planung ist.
Fazit: Nicht nur wer Channing Tatum, Matthew McConaughey und Alex Pettyfer einmal spärlich bekleidet sehen will, wird an "Magic Mike" seine Freude haben. Der Film erzählt eine solide Geschichte, unterhält und überzeugt durch seine gute Besetzung.