Über 25 Millionen Euro waren im Jackpot, und ganz Deutschland hat die Lottoannahmestellen gestürmt; zwei Leute haben schließlich gewonnen. Wenn man begabt ist wie Ocean und seine handverlesenen Helfer, dann kann man mit sehr viel sichererem Risiko eine Menge mehr Geld machen wer gut ist, wird nicht von der Polizei geschnappt, wenn er ein Casino ausraubt. Allerdings kann, Jahre später, der Beraubte einen schnappen wenn das Geld zum Fetisch wird und das Begehren zur Sünde, dann muss irgendwann gebüßt werden.
Terry Benedict betritt die Szene des geruhsamen Ruhestandes, ein Krückstock wie einen Pferdefuß vor sich herschiebend. Und er fordert Sühne: 97 Millionen Dollar inklusive Zinsen, und deshalb müssen die Gauner wieder losziehen, diesmal nicht zur Befriedigung der eigenen Gelüste, sondern um ihr Leben zu retten.
Zwei Wochen haben sie Zeit, und das Finale des Countdowns wird vom Film mit Einblendungen angekündigt. Doch während das Ultimatum fortschreitet, springt der Film immer wieder abrupt in der Zeit, Handlungselemente wird nachgereicht, Rückblenden plötzlich eingeflochten. Die Kriminalistin Isabel ermittelt in einem Haus in Amsterdam, plötzlich sehen wir die erste Begegnung zwischen Brad Pitt und der Ermittlerin, dann sehen wir den Einbruch, der die Nacht zuvor stattgefunden hat, dann erst geht der Film linear weiter... Es ist das Prinzip plötzlicher Einfälle, denen die Dramaturgie folgt manche Szenen wirken wie aus dem Stegreif improvisiert, es ist fast ein Abwarten der Schauspieler und der Regie zu spüren, was denn als nächstes kommt. Und das Drehbuch zu schreiben muss großen Spaß gemacht haben, bei all den absurden und albernen Codewörtern, die in die Sprache der Banditen eingeflochten sind.
Benedict hat einen bösen Engel, der ihm zuarbeitet, François Toulour, genannt Nachtfuchs, der beste Dieb der Welt, der aus lauter Eitelkeit einen Wettstreit beginnt mit Danny Ocean. Das Ziel ist ein kostbares Fabergé-Ei, doch eigentlich geht es um die Ehre und um das Leben von Danny und seinen Mitbanditen. Drei Parteien: Clooney und Kollegen, Cassel und Zeta-Jones, und zwischen diesen drei Faktoren flirrt der Film munter hin und her. Ein Twist folgt dem nächsten, so wie es sein muss in einem Caper-Movie und auch noch ein bisschen mehr. Alles ist Spiel in Oceans Twelve, es gibt keine Ernsthaftigkeit. Cassel spielt den herablassenden Europäer, der die amerikanische Konkurrenz verachtet, Ocean und seine Leute sind lässig und cool bis zum Gehtnichtmehr Clooney und Pitt haben die besten Rollen, Blick und Gesichtsausdruck ist sehr komisch, obwohl, nein gerade weil sie sich nicht rühren.
Der Film nimmt nichts ernst, auch sich selbst nicht. Ein Höhepunkt in jedem Einbruchsfilm wäre sicherlich, ein Haus anzuheben, um die Gesetze der Physik zu umgehen und an ein wertvolles Dokument heranzukommen. Hier wird die Sequenz völlig unterspielt, ganz knapp abgehandelt, nur um zu zeigen, was alles möglich wäre. Über viele Wendungen in der Geschichte wird einfach hinweggehuscht, und ein Spiel der Charaktere kann sich so kaum entwickeln. Dafür ist es eine Freude, dem Spiel der Darsteller zuzusehen; selten sah man so viele Stars beisammen, und es geht sogar so weit, dass im Rennen um das Fabergé-Ei Julia Roberts als Tess einen gewissen (noch dazu schwangeren) Hollywoodstar namens Julia Roberts spielen muss. Der Film verläuft sich etwas in seinen immer neuen Plottwists, denn ein richtiger Höhepunkt kann sich so nicht herausbilden in Oceans Eleven war neben dem Charme der Darsteller auch noch ein gewisser Drive im Drehbuch vorhanden. Nun aber wirkt der Film etwas zerfasert in seiner Selbstverliebtheit, die streckenweise am Zuschauer vorbeigeht. Oceans Twelve ist funky, keine Frage, er ist cool doch den Groove, den er in seinem Soundtrack vorausträgt, den kann er nicht einholen.
Fazit: Viele Stars hatten offenbar sehr viel Spaß; soviel, dass für den Zuschauer auch noch einiges übrigbleibt.