Paradies: Hoffnung: Während ihre Mutter Teresa nach Kenia fährt, verbringt die 13-jährige Melanie ihre Ferien mit anderen Jugendlichen in einem streng geführten Diätcamp am Wechselgebirge.
Zwischen Sporterziehung und Ernährungsberatung, Polsterschlachten und ersten Zigaretten verliebt sie sich in einen um 40 Jahre älteren Arzt, den Leiter des Camps.
Handlung und Hintergrund
Die 13-jährige Melli verbringt den Sommer in einem Diätcamp, während ihre Mutter in Kenia knackige Kerle kauft und die Tante in Wien Ungläubige missioniert. Zwischen hartem Training, Ernährungsberatung, heimlichen Partys und Zigaretten verliebt sie sich in den Arzt, der ihr Vater sein könnte. Der kämpft gegen ihre Verführungskünste, lässt nur halbwegs harmlose „Doktorspiele“ zu. Die erste Liebe endet in einer Enttäuschung, aber Hoffnung und Sehnsucht bleiben.
Besetzung und Crew
Regisseur
Darsteller
- Melanie Lenz,
- Joseph Lorenz,
- Michael Thomas,
- Verena Lehbauer,
- Vivian Daniel,
- Johanna Schmid,
- Maria Hofstätter
Drehbuch
- Ulrich Seidl,
- Veronika Franz
Kamera
- Wolfgang Thaler,
- Ed Lachman
Schnitt
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Mit dem ersten Liebeskummer eines pubertierenden Mädchens endet die kontrovers diskutierte "Paradies"-Trilogie des österreichischen Filmemachers Ulrich Seidl. In Cannes wurde 2012 "Paradies: Liebe", der kenianische Sex-Urlaub von Melanies Mutter, uraufgeführt. Ihre missionierende Tante war in "Paradies: Glaube" 2012 erstmalig in Venedig zu sehen. Melanies Diätcamp-Abenteuer "Paradies: Hoffnung" lief Anfang 2013 auf der Berlinale, wo er als der heiterste und versöhnlichste Beitrag der provokanten Dreierreihe kommentiert wurde.
Anders als ihre korpulente Mutter hat die knospende Melanie gute Chancen beim anderen Geschlecht. Das schüchtern flirtende Mädchen erscheint täglich im Sprechzimmer des Camp-Mediziners und verdreht ihm den Kopf. Der Mann inszeniert neckische Abhörspielchen mit dem Stethoskop und kämpft dann mühsam gegen die eigenen Begierden an. Melanie fühlt sich auf halbem Weg stehen gelassen und weiß nicht, warum.
Die Erwachsenen sprechen sowieso nicht wirklich mit den Jugendlichen. Im Camp herrscht ein militärischer Befehlston und die Teenager sind geduckt wie in einer Besserungsanstalt. Der meistens stumme Arzt taxiert Melanie wie eine Beute, die er sich ungerechterweise versagen muss. Der Film selbst ist auch nicht ganz frei von dem berechnenden Umgang mit Sexualität, den er thematisiert: Wenn die Freundinnen über die körperliche Liebe sprechen, Melanie sich völlig auf den Arzt fixiert oder volltrunken in der Disco begrapscht wird, vergisst man, wie jung sie noch ist.
Abends auf den Zimmern, wenn die Jugendlichen unter sich sind, herrscht eine unbeschwerte Atmosphäre. Dann holen sie ein wenig nach, was ihnen tagsüber verwehrt blieb. Dank der improvisierten Dialoge und der jungen Laiendarsteller wirken die Szenen sehr authentisch. Und sie geben der Geschichte einen zuversichtlichen Anstrich, verglichen mit den trostlosen Vorgängerfilmen: Die Jugendlichen haben frischen Witz und die Möglichkeit, die unzulängliche Gegenwart bald in die Mottenkiste zu verabschieden. Melanie könnte lernen, emotionale Mogelpackungen zu durchschauen und sich den eigenen Wert nicht kleinreden zu lassen.
Fazit: Zum Abschluss seiner Trilogie dreht Ulrich Seidl in "Paradies: Hoffnung" mit einem jungen Mädchen die erste Liebeskarte um und entlarvt gewohnt provokant die Beziehungsarmut in der Gesellschaft.
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