Senna: Beeindruckende Dokumentation und Hommage an den herausragenden Formel-1-Fahrer Ayrton Senna, der 1994 bei einem Unfall in Imola ums Leben kam.
Mit aussagekräftigen O-Tönen und bisher unveröffentlichtem Archivmaterial bestückte Hommage an Ayrton Senna, den schnellsten Rennfahrer der Formel Eins-Geschichte.
Während in der Formel Eins mit Sebastian Vettel, dem jüngsten Weltmeister aller Zeiten, gerade ein neuer unwiderstehlicher Siegertyp heranreift, blickt BAFTA-Preisträger Asif Kapadia („The Warrior“) zurück. In seiner Dokumentation setzt er dem brasilianischen Rennfahrer Ayrton Senna, der am 1. Mai 1994 bei einem schweren Unfall in Imola tödlich verunglückte, ein beeindruckendes Denkmal. Dabei kommen Kapadia vor allem drei Dinge zu Gute. Zum einen hatte er uneingeschränkten Zugriff auf die Formel Eins-Archive und konnte somit teils unveröffentlichtes Material verwenden, zum anderen war ihm auch die Unterstützung der Familie des dreifachen Weltmeisters sicher, die ihm nicht nur Heimvideos aus dem Privatbesitz zur Verfügung stellte, sondern auch in O-Tönen Auskunft über ihren Sohn und Bruder gaben. Und schließlich ist es die polarisierende Figur Senna selbst, dieser fanatische Speed-Spezialist und gläubige Christ, der, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte, sich mit der Rennleitung ebenso anlegte, wie mit seinem Dauerrivalen Alain Prost.
Obwohl sich Kapadia dafür entschieden hat, Leben und Werk des brasilianischen Ausnahmerennsportlers chronologisch abzuhandeln - hier geht es vor allem um seine Zeit als Formel Eins-Fahrer von 1984 bis 1994 -, ist „Senna“ doch keine konventionelle Dokumentation geworden. Das liegt an einem ganz besonderen Kniff: Sämtliche Interviews, die Kapadi führte, finden im Off statt, das heißt, die Gesprächspartner sind niemals im Bild zu sehen. Stattdessen folgen Impressionen jenes Menschen, mit dem sich dieser Film auch in erster Linie beschäftigt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die schlechte Qualität der alten TV-Mitschnitte von den jeweiligen Rennen. Die 25 Jahre Lagerzeit haben doch schon schwer am analogen Material genagt. Kapadi kompensiert dies geschickt, indem er viel mit dramatisch dräuende Musik unterlegt, dann wieder mit Slow Motion ganz ohne Klangteppich und Atmo arbeitet und so dem Ganzen einen nostalgisch verklärenden Anstrich gibt. Dass „Senna“ dennoch nicht bloß eine Hommage an den „schnellsten Fahrer der Geschichte“ (2004 und 2006 wurde er posthum dazu von einer Expertenjury gewählt) ist, liegt auch daran, dass man ebenso erfährt, was hinter den Kulissen der Formel Eins geschieht, Bilder zu Gesicht bekommt, die normalerweise nicht über den Bildschirm flimmern. Wie etwa die internen Fahrerbesprechungen vor den jeweiligen Rennen, bei denen sich Senna als Heißsporn und, wenn auch oft auf verlorenem Posten, Kämpfer für die Rechte und Sicherheit der Piloten einsetzt. Hinzu kommen intime Statements von Sennas Mutter Neyde und Schwester Viviane sowie von Formel Eins-Ikonen wie Ron Dennis, Frank Williams und dem Rennarzt Sid Watkins, zu dem Senna ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis pflegte.
Im Kern aber ist und bleibt dieser Film, der 2011 in Sundance mit dem World Cinema Documentary Audience Award ausgezeichnet wurde, ein Lobgesang auf das einzigartige fahrerische Können Sennas, der 1993 in Donington das Kunststück fertig brachte, mit seinem McLaren-Ford auf regennasser Fahrbahn alle fünf vor ihm liegenden Fahrer noch in der ersten Runde zu überholen. Und das kann ihm auch ein Michael Schumacher, der inzwischen sämtliche Formel Eins-Rekorde hält, nicht mehr nehmen. lasso.