Für Monika und ihre Kolleginnen ist der harte Arbeitsalltag in der geschäftigen Wäscherei über Jahre hinweg zur Gewohnheit geworden. Doch für den Zuschauer eröffnet sich ein bis dahin eher unbekannter Mikrokosmos aus Hitze, Maschinenlärm und Bettzeug in Übergrößen. Ungeschminkt, einfühlsam und mit einem Augenzwinkern entwickelt die Regisseurin das aufschlussreiche Sozialporträt ihrer Hamburger Protagonistinnen und lässt dabei nach und nach auch das private Umfeld zu Wort kommen. So spricht Wasser und Seife vielfältige gesellschaftliche Themen an wie die Marktwirtschaft, Armut und die kleinen Träume vom großen Glück, die noch lange im Gedächtnis bleiben.
Jurybegründung:
Monika, Gerti und Tatjana arbeiten in einer in die Jahre gekommenen Wäscherei in Hamburg. Seit zwanzig Jahren fährt Monika aus Wilhelmsburg mit Bus und Bahn anderthalb Stunden bis Groß Flottbek und am Abend wieder zurück. Immer dabei ihr betagter Terrier Bonnie. Die Hitze in der Wäscherei, wo das Thermometer locker auf 40 Grad ansteigt, macht ihm ebenso zu schaffen wie den Frauen. Gerti wollte eigentlich in der Wäscherei nur aushelfen und ist geblieben. Tatjana hat den Job von ihrer Mutter geerbt. Wenn Not am Mann ist, hilft auch ihre Schwester aus. Der Betrieb hat zu tun, der Chef will in die Zukunft investieren und baut um, aber auch er bekommt die Dumpingpreise der anderen Anbieter zu spüren. Die Frauen arbeiten stundenweise, bezahlt werden sie in bar. Ein bescheidener Lohn für harte Handarbeit in engen Räumlichkeiten, bei Hitze und Lärm. Die Frauen sind abgearbeitet, aber selbständig und unverschuldet, und sie sind stolz darauf.
Die Regisseurin zeigt den Alltag der Frauen am Arbeitsplatz und begleitet sie nach Hause. Wir beobachten Monika bei der Versorgung ihrer Sittiche und der Geburtstagsfeier für ihren Hund mit Schweinebraten und neuem Halsband. Wir erleben Gerti bei der Dekoration ihrer Wohnung und Tatjana im Kreis ihrer Familie. So erfahren wir nach und nach immer mehr über die Frauen und ihre Lebensgeschichte, von gescheiterten Ehen und den finanziellen Einschränkungen, aber auch von den kleinen Freuden und den verbliebenen Träumen und Hoffnungen. Vor allem aber erfahren wir von der Würde, Selbstachtung und Solidarität von Menschen, die für ihren sparsamen Lebensunterhalt tagtäglich hart arbeiten.
Filme über die Arbeitswelt und ihre ganz normalen ‚Heldinnen und Helden‘ sind selten geworden im deutschen Kino und Fernsehen. Um so höher sind der Regisseurin Susan Gluth ihre Themenwahl und ihre sensible Herangehensweise anzurechnen. Geleitet von Interesse und Sympathie für ihre Protagonistinnen gelingt ihr durch genaue Beobachtung, die am Arbeitsplatz beginnt und sich allmählich in private Bereiche vortastet, ein beeindruckendes Sozialporträt. Dabei ist die Regie von zurückhaltender Teilhabe gekennzeichnet, was in der Enge der Wäscherei schon als Kunststück an sich gelten kann. Es zählt das Hinschauen und Zuhören, nur gelegentlich fragt die Regisseurin nach. Dabei geht sie stets behutsam, liebevoll und respektvoll mit ihren Protagonistinnen um. Sie stellt sie niemals bloß, auch wenn sie schimpfen oder schmerzvolle Episoden aus ihrem Leben erzählen. Der Film ist klassisch dokumentarisch gestaltet, es gibt in Kamera, Ton und Schnitt keine formalen Experimente. Einige schöne Stadtansichten und Impressionen aus Hamburg runden das Bild ab.
Anfangs sind Enge, Lärm und Hitze in der Wäscherei für den Zuschauer fast körperlich erfahrbar, aber schnell konzentriert sich das Interesse auf die Frauen. Man fiebert mit ihnen mit, freut sich, sie näher kennenzulernen und stellt schließlich erstaunt fest, dass sie ebenso durchschnittlich wie außergewöhnlich sind. Wenn den Protagonistinnen bei der Berechnung, was ihnen nach Abzug aller Kosten zum Leben bleibt, selbst Zweifel kommen, ob sie der Mittelklasse oder der Unterschicht zuzurechnen sind, wird klar, dass es hier nicht nur um drei liebenswürdige Individuen geht, sondern zugleich stellvertretend für eine große Mehrheit an Menschen, die für ihren Lebensunterhalt hart arbeitet und dennoch vor einer unsicheren Zukunft steht.
So ist es der Regisseurin gelungen, das Große im Kleinen zu entdecken. Die Wäscherei erweist sich als Mikrokosmos, in dem Arbeitsbedingungen, Arbeitsethik und die Bedrohung durch die Globalisierung studiert werden können. Auch wenn der Arbeitsalltag strapaziös und der Verdienst gering ist, hofft man, dass es durch den Umbau gelingen möge, die Wäscherei rentabel zu halten, um Lebensunterhalt, Selbständigkeit und Würde von Monika, Gerti, Tatjana und all den anderen an der Basis unserer Gesellschaft zu sichern.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)