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© Film Kino Text

Work Hard, Play Hard: Beunruhigende Dokumentation über unsere moderne Leistungsgesellschaft, die den einzelnen Mitarbeiter geschickt instrumentalisiert.

Handlung und Hintergrund

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Carmen Losmann
Drehbuch
  • Carmen Losmann
Kamera
  • Dirk Lütter,
  • Matthias Schellenberg
Schnitt
  • Henk Drees

Kritikerrezensionen

    1. Der Dokumentarfilm "Work Hard - Play Hard" von Carmen Losmann hat auf der DOK Leipzig 2011 viel Beachtung erfahren, unter anderem auch in Form von drei Preisen. Die moderne Arbeitswelt und ihre Zukunft sind in Zeiten des Stellenabbaus und lebenslanger Weiterqualifikation ein Thema, das nicht nur jeden betrifft, sondern auch viele umtreibt. Insofern kommt der Film wie gerufen. Die Autorin konnte in ihrer Langzeitdokumentation Personalmanagern und Unternehmensberatern über die Schulter schauen, erhielt Zugang zu Schulungen und Dienstbesprechungen großer Firmen. Ohne die Eindrücke zu kommentieren, lässt der Film eine kritische und skeptische Haltung zu der allseits propagierten schönen neuen Welt des leistungsoptimierten Mitarbeiters erkennen.

      Als Außenstehender erhält man so gut wie nie Einblick in die Gedankenspiele auf den Führungsetagen, die schon morgen den Alltag unzähliger Arbeitnehmer bestimmen können. Der Film macht deutlich, wie wichtig es jedoch wäre, zu erfahren, wie die Manager ticken, welchen Erkenntnissen sie folgen, was gerade als up-to-date gilt. Denn nur dann könnten sich die Mitarbeiter kreativ, wie man sie ja angeblich haben will, einbringen, könnten sinnvolle Ansätze von überholten Konzepten oder von Schnickschnack unterschieden werden. Die am Anfang gezeigte architektonische Planung einer Firmenzentrale in der Hamburger Hafencity beweist, dass Offenheit und informelle Kommunikation sogar für die Gestaltung moderner Arbeitsräume maßgeblich sind.

      Beim Outdoor-Training für junge Führungskräfte mit gruppendynamischen Übungen zeigt sich ein Widerspruch zwischen Ziel und Realität. Den Teilnehmern wird gesagt, sie sollen Eigeninitiative zeigen. Gleichzeitig aber müssen sie eine Vielzahl von Anordnungen befolgen. Ganz so, als hielten sie das für geboten, bekunden sie unisono, noch besser werden zu wollen im Job. Diese Szenen entlarven aus sich selbst heraus, wie fragwürdig manche der Pflichtübungen sind, die Nachwuchskräfte so über sich ergehen lassen müssen. Und es schleichen sich auch leichte Zweifel ein, ob es am Arbeitsplatz dann gern gesehen sein wird, wenn die Mitarbeiter tatsächlich neue Ideen einbringen.

      Richtig bedenklich wird das Prüfen und Bewerten junger Führungskräfte in den Interviews von Assessment-Managern. Hier sollen die Angestellten über ihre Stärken und Schwächen, ihre Persönlichkeit Auskunft geben. Die Befragten sind nervös und umso stärker bemüht, sich keine Blöße zu geben. Schließlich müssen sie damit rechnen, dass ihre Antworten über ihre weitere Karriere entscheiden, in Tabellen landen, in denen ihr Potenzial und ihr Talent beschrieben wird. Es kann einem angst und bange werden, wenn man diese jungen Menschen sieht, wie sie versuchen, stromlinienförmig zu sein. In einer Atmosphäre des Misstrauens und der Überwachung ist es um die individuellen Impulse nicht gut bestellt.

      Der Film ordnet seine Unterthemen in einer Spirale wachsender Spannung an. Die Berater wirken zunehmend ratlos, kaschieren eigene Grenzen hinter gewichtigen Floskeln, wenn sie zum Beispiel davon sprechen, "welche Perspektiven wir ergänzen können". In einer Sitzung von Führungskräften wird an der kulturellen Veränderung der Belegschaft gefeilt. Täglich soll in den Teams über die Verbesserung der eigenen Arbeit gesprochen werden. Man sieht dann eine solche Besprechung, die mehr eine Pseudoveranstaltung ist und in der sich niemand traut, das offenkundige Problem auszusprechen: Die Abteilung ist unterbesetzt.

      Fazit: Die Dokumentation "Work Hard - Play Hard" liefert spannende Einblicke in die Erwartungen von Unternehmen an ihre Mitarbeiter.
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      1. Kurztext:

        Schon allein das Vokabular wirkt befremdlich: Human Ressources, Assessment Center, Prozessoptimierung, Performance Profile. Carmen Losmann besucht in ihrem Debütfilm große deutsche Konzerne und Unternehmensberatungen, die sich in ihrer Personalarbeit hauptsächlich darauf konzentrieren, Mitarbeiter und bestehende Abläufe zu „optimieren“, sie schneller zu machen und vor allem das „richtige Mitarbeitermaterial“ zu rekrutieren. Der Mensch als Roboter, als funktionierender kleiner Teil eines unübersichtlich großen Ganzen - diese Strukturen entlarvt Losmann auf perfide Art und Weise. Indem sie die Vorgänge abbildet, ohne sie zu kommentieren. Die teilweise abstrusen und unverständlichen Aussagen der Führungskräfte und die Bürobilder voller Monotonie und Sterilität tun ihr übriges, um beim Zusehen ein ungutes Gefühl über die Entwicklung unserer Gesellschaft zu bekommen. Dadurch wirkt diese beeindruckende Dokumentation als Studie unserer Zeit wie Science-Fiction, die gleichzeitig schon Realität geworden ist. Erschreckend nah und erschreckend wahr.

        Gutachten:

        Der Mensch soll noch besser funktionieren. Carmen Losmann zeigt in ihrem beunruhigenden Dokumentarfilm, wie seine Arbeitskraft noch besser genutzt, er noch optimaler in die Arbeitswelt eingeflochten werden soll.
        Bei den modernen Angestellten, gerade im Entwicklungs- und Dienstleistungsbereich, soll die Disziplinierung verinnerlicht werden. Stempeluhren und Anwesenheitspflicht werden obsolet, wenn die Arbeitenden zu immer und überall ihrer Arbeit nachgehen können und wollen. Der Film zeigt, wie umfassend diese neue Art der Ausbeutung geplant ist. Der Bogen wird dabei von moderner Büroarchitektur über Motivationskurse bis zum Bewerbungstraining gezogen. Ohne Kommentar zeigt die Kamera in klaren, stilistisch streng komponierten Bildern, mit welchen Strategien und Instrumenten die ?Ressource Mensch‘ nach den Gesetzen der Gewinnmaximierung neu geformt wird. Zum Teil überrascht, wie bereitwillig und offen die auf Firmenberatung und Personalschulung spezialisierten Fachleute ihre Philosophie und Strategien darstellen.
        Ihnen scheint gar nicht in den Sinn zu kommen, wie entlarvend alleine schon ihre Sprache ist. Diese ist gespickt mit Anglizismen, Fachbegriffen aus Psychologie, Computertechnik oder Betriebswirtschaft und in ihrer absoluten Gleichsetzung des Menschen mit seiner Funktion im Arbeitsprozess erschreckend inhuman. Die Avantgarde der kommenden Arbeitswelt ist selber schon mustergültig trainiert - besonders eindrucksvoll verdeutlicht in einer Sequenz dreier Testsitzungen, bei denen die Probanden von Spezialisten für Personalfragen eingehend befragt werden und auf jede Frage so antworten, wie sie es für gewünscht halten. Kritik und subversiver Witz scheinen nur einmal ganz kurz auf, wenn die Angestellten eines Call Centers (also am untersten Ende der Hierarchie) von ihrem Vorgesetzten zusammengerufen und eingeschworen werden. Carmen Losmann zeigt mit ihrem Film, wie aufklärerisch der genaue Blick sein kann.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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