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Zodiac: In der sonnigen Bay Area San Franciscos beginnt 1968 eine grausame Mordserie. Der unbekannte Killer lauert verliebten Pärchen auf und bringt sie um. Anschließend führt er Polizei und Presse mit kryptischen Briefen, in denen er sich Zodiac nennt und seiner Untaten brüstet, an der Nase herum. Zeitungsreporter und Fahnder aus vier Distrikten suchen nach dem Mörder. Als ein Teenager seine Attacken überlebt und ihn als...

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Handlung und Hintergrund

Dave Toschi (Mark Ruffalo) und Bill Armstrong (Anthony Edwards) leiten beim San Francisco Police Department (SFPD) die Ermittlungen in mehreren brutal begangenen Mordfällen. All diese Morde wurden von einer einzigen Person begangen, die sich selbst „Zodiac“ nennt. Er schickt mehrere handschriftlich geschrieben Briefe an die Polizei und die Presse, in denen er seine Absichten und Details zu den Morden aufführt, die eigentlich nur die Polizei oder der Mörder selbst kennen können, wodurch die Polizisten die Briefe als glaubwürdig erachten. Darin verspottet er jahrzehntelang die Behörden in vier Verwaltungsbezirken, die sich dennoch auf die Fahne geschrieben haben, ihn ausfindig und dingfest zu machen.

Zodiac wendet sich mit seinen Briefen auch an den San Francisco Chronicle, wodurch der charismatische Journalist Paul Avery (Robert Downey Jr.) auf den Fall aufmerksam wird und zusammen mit dem Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) beginnt, weitere Recherchen anzustellen.

Die Ermittler in diesem Mordfall machen schnell einen Hauptverdächtigen aus, doch ob es sich dabei wirklich um den skrupellosen Killer handelt, bleibt fraglich. Paul Avery und der Zeichner Graysmith sowie Detective Dave Toschi und der Anwalt Melvin Belli (Brian Cox) verbeißen sich regelrecht in den Fall, worunter nicht nur ihre Beziehungen leiden, sondern auch ihre moralische Auffassungen und ihr Verstand langsam zu wanken beginnen.

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Der Zodiac-Killer existierte wirklich und versetzte die USA in Angst und Schrecken. Öffentlich gab der Killer 13 Morde zu Protokoll, doch es sollten später noch zwei Dutzend Morde dazukommen. Die Polizei tappte im Dunkeln und konnte dem Zodiac-Killer lediglich 7 Straftaten nachweisen, wovon 5 Opfer nicht mit dem Leben davonkamen. Wie viel Morde wirklich auf das Konto von Zodiac gehen wird wohl niemals ganz aufgeklärt werden.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • David Fincher
Produzent
  • Louis Phillips,
  • James Vanderbilt,
  • Mike Medavoy,
  • Arnold W. Messer,
  • Brad Fischer,
  • Cean Chaffin
Darsteller
  • Jake Gyllenhaal,
  • Mark Ruffalo,
  • Anthony Edwards,
  • Robert Downey Jr.,
  • Brian Cox,
  • John Carroll Lynch,
  • Richmond Arquette,
  • Bob Stephenson,
  • John Lacy,
  • Chloë Sevigny,
  • Ed Setrakian,
  • John Getz,
  • John Terry,
  • Candy Clark,
  • Elias Koteas,
  • Dermot Mulroney,
  • Donal Logue,
  • Clea DuVall
Drehbuch
  • James Vanderbilt
Musik
  • David Shire
Kamera
  • Harris Savides
Schnitt
  • Angus Wall
Casting
  • Laray Mayfield

Kritikerrezensionen

    1. Ein geheimnisvoller Serienkiller, der mit den ermittelnden Polizisten ein perfides Spiel treib, die Besessenheit, den Mörder zu überführen, die Überlegenheit des Bösen über das Gute: Ist „Zodiac“ eine Neuauflage von David Finchers Erfolg „Se7en“? Der Anfang des Films zeigt ein Liebespärchen im Auto auf einem Parkplatz über der Stadt, nächtliche Zweisamkeit, ein verbotenes Stelldichein: das perfekte Setting für einen standesgerechten Mord, die perfekte Ausgangslage für einen typischen Genre-Thriller. Doch Fincher geht ganz schnell weg von dieser Erwartungshaltung, Und zeigt etwas völlig anderes.

      Etwas völlig anderes? Er zeigt, und das ist der Clou des Films, die Ermittlungsverfahren gegen einen unbekannten Serienmörder aus verschobener Perspektive. Aus einer mehr oder weniger stark weggerückten Sichtweise als der, die man aus „normalen“ Killerthrillern gewohnt ist. Keine direkte Bedrohung, keine persönliche Involvierung in die Morde, keine auf Suspense ausgerichteten Standardsituationen, kein Frage-und-Antwort-Schema aus Mord und Polizeireaktion. All das bedeutet eine Abkehr von der erwartbaren Dramaturgie, eine Verweigerung der Klischees – und ja, auch das: eine Enttäuschung des Zuschauers, der finstere Fincher-Spannung erwartet.

      Paul Avery, Zeitungsreporter, und die Kriminalpolizisten Dave Toschi und William Armstrong ermitteln – miteinander und gegeneinander – im Fall des Zodiac-Killers. Der ohne Motiv Menschen umbringt, sich dann in Briefen und verschlüsselten Botschaften an die Zeitungen wendet, sich zum Medienereignis hochschaukelt, zum faszinierenden Phantom, zum schrecklichen Schwarzen Mann wird, dessen Geheimnis und Bedrohlichkeit Angst und Schrecken verbreitet und ein wohliges Gruseln.

      Zodiac spielt ein Spiel, er gibt die Regeln vor, nach seiner Pfeife müssen alle tanzen – der Hype um ihn herum, seine Unfassbarkeit und sein fragwürdiger Starruhm verbergen dabei geschickt die Tatsache, dass der Täter im Grunde recht stümperhaft vorgeht. Einige seiner Opfer, die er für tot hielt, überleben, die anderen konnte er vor allem wegen des Überraschungsmomentes überwältigen – ein Genickschuss für einen Taxifahrer, das ist keine große, böse Schurkentat, kein Jagderlebnis, wie er seine Morde in den Briefen gerne stilisiert. Seine Selbstvermarktung täuscht einen gewaltigen Terror vor vom perfekten, nie handhabbaren Killer – dieser Selbstinszenierung verfällt auch der Filmzuschauer, obwohl er zugleich um Zodiacs Unzulänglichkeiten weiß.

      Das ist Teil des Spiels, das Fincher treibt. Er zeigt ein Faszinosum, zeigt, wie ihm Menschen verfallen – und zugleich zeigt er, wie dieses Faszinosum konstruiert wird vom Killer selbst. Ein Blick hinter die Kulissen einer mörderischen Medienverführung also, oder, wie Drehbuchautor und Produzent James Vanderbilt sagt: „Zwar bestand die Gefahr, auf eine Meta-Ebene abzugleiten, aber ich fand es schon sehr verführerisch, einen Film über die Verführungskraft von Worten zu machen: Der Autor schreibt über einen Autor, der über einen Killer schreibt, der berühmt wurde, weil er tolle Briefe schrieb. Denn Zodiac schrieb verdammt gruselige Briefe – nicht an die Cops, sondern an andere Autoren. Zeitungsmacher, die entsprechende reagierten: ‚Scheiße, das ist echt toll. Das sollten wir bringen’“.

      Die Besessenheit der Ermittler vom Killer ist durchweg glaubwürdig, weil der Filmzuschauer selbst vom geheimnisvollen Gegenstand des Films gepackt wird – und man wird erschlagen von Fakten, von Vermutungen, Hinweisen, Indizien, die zu nichts führen, denn der Zodiac-Killer wurde nie gefasst, die Beweise reichten nicht einmal dafür, die Verdächtigen anzuklagen.

      Detailliert haben Fincher und sein Team recherchiert, Akten gewälzt, alle beteiligten Personen interviewt, nur, um ständig auf Widersprüche in den Erinnerungen zu stoßen. Im Film selbst sind diese akribischen, obsessiven Recherchen thematisiert, in der Figur des Robert Graysmith, der sich in den Fall hineinsteigerte, nachdem er schon lange vorbei war.

      Laufen Ende der 60er, Anfang der 70er alle Spuren ins Leere, so beginnt Graysmith viele Jahre später, pedantisch Spuren zu verfolgen und verlorengegangene Hinweise zu sammeln. Vorher war er nur eine Randfigur, ein Zeitungskarikaturist, der Paul Avery beim Recherchieren zusah und sich mit diesem verbunden fühlte. In diesen ersten zwei Dritteln des Films wird die Vergeblichkeit aller Bemühungen gezeigt, eine schnelle Abfolgen von Fakten, ein Konvolut von Fingerabdrücken und Handschriftvergleichen, die allesamt ins Leere führen. Wie auch der Film selbst voller absichtsvoller Leerstellen ist, weil sich der Zuschauer vieles selbst ausmalen kann. Wie ein Opfer aus dem Wagen des Killers entkommt, wo die eine Zeugenaussage herkommt, wie der andere Verdächtige sich als unschuldig herausstellt, manche Morde werden nur aus zweiter, dritter Hand angesprochen. Dazu bürokratischer Hickhack der polizeilichen Zuständigkeiten in verschiedenen Countys, was das Ausstellen eines Durchsuchungsbefehles monatelang verzögert, fehlende Kommunikation mit Polizeidienststellen ohne Faxgerät; und immer wieder Nachahmungstäter, die die Ermittler auf den Holzweg bringen… Ganz nebenbei spielt die gesellschaftliche Modeerscheinung des Zodiac-Falles mit hinein, da sind „I am not Avery“-Buttons in Anspielung auf den Reporter, der vom Mörder bedroht wurde, da ist der Film „Dirty Harry“, der den Fall aufgreift.

      Und dann, plötzlich, die Konzentration aus der multipersonalen Ermittlungsgeschichte auf einen Mann, auf Robert Graysmith, der sein Leben der Aufklärung widmet, sich hineinsteigert mehr als alle anderen, die schon ausgestiegen sind – aus Gleichgültigkeit oder Ermüdung, von Drogen betäubt oder der Zuständigkeit entflohen. Ganz subjektiv wird der Film hier, gleichzeitig geht es um den persönlichen Verfall des besessenen Rechercheurs, der nicht gewinnen kann – auf Graysmiths Bücher über den Fall bezieht sich der Film, Graysmiths unbewiesene Vermutung über den Täter übernimmt er weitgehend, und gleichzeitig ist am Ende doch alles offen. Bezeichnenderweise wird der Killer von drei verschiedenen schattenhaften Darstellern gespielt.

      Fazit: David Fincher bürstet den Serienkillerthriller, dem er selbst mit „Se7en“ einen der Genreklassiker hinzugefügt hat, gegen den Strich. Die mühsamen Ermittlungen stehen im Mittelpunkt, und die selbstzerstörerischen Obsessionen, die sie auslösen können.
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      1. Auch Serienkiller stehen unter Leistungszwang. Im Kino verbraucht sich ihr Schrecken rasch durch die Gewöhnung des Publikums an den folgenlosen Bilderkonsum, und so will jeder neue Film über einen Serienmörder grausiger, spektakulärer, schauwertpraller als der Vorgänger sein. David Finchers „Zodiac - Die Spur des Killers“ verweigert sich dieser Eskalationsstrategie, der Spirale schockierender Perversionsdarstellung - von den ersten Szenen an.

        David Fincher, bisher durchaus ein Spezialist für extreme Welt- und Seelenzustände, wählt eine nüchterne, unterkühlte Erzählweise. Er signalisiert uns in der Montage vieler kleiner Momentaufnahmen, dass er sich bei der Verfilmung des True-Crime-Buches von Robert Graysmith über die Zodiac-Morde in Nordkalifornien eher journalistischen Kriterien verpflichtet fühlte als den Dramaturgie-Rezepten des Thrillers. Er nimmt dabei billigend in Kauf, dass sein Publikum suggestiven Spannungsaufbau, identifikationsstiftende Heranführung an positive Charaktere und Klarheit schaffende psychologische Zergliederung der Hauptfiguren vermissen könnte.

        David Finchers Rezept ist so schlüssig wie riskant: Er dreht den herkömmlichen Thriller von innen nach außen. In der Schilderung der Ermittlungsarbeit, im Zusammenbau der Indizien, in der Einkreisung des Täters demonstrieren Krimis die Handlungsgewalt von Menschen, deren Fähigkeit, einer verwirrenden Wirklichkeit Herr zu werden. Sie zeigen, was ihre Protagonisten mit dem Fall machen. Fincher geht umgekehrt vor: Er zeigt, was der Fall mit seinen Protagonisten macht.

        Dabei verweigert er fast kaltschnäuzig die Innensicht oder die große Seelenbeichte. Er schaut seinen Polizisten und Journalisten beim Ermitteln zu, so lange es geht, und zeigt dann relativ unvermittelt, dass es nicht mehr geht. Ein Cop gesteht seinem Partner abrupt, dass dies der letzte gemeinsame Arbeitstag war, dass er sich in eine andere Abteilung hat versetzen lassen; ein extravaganter Starjournalist verliert durch seine Trinkfreude den Job und lässt seinen ehemaligen Kollegen genau in jenem Moment abblitzen, aus dem eine nicht den Fakten verpflichtete Dramaturgie Läuterung, Wiedereinstieg in die Ermittlung und Aufklärung des Falles ableiten würde.

        In „Zodiac“ entzieht sich der Kriminalfall selbst permanent der eindeutigen Aufklärung. Es fällt kein Licht auf den Fall, es fallen nur grelle Schlaglichter auf die Ermittler. Doch, obwohl „Zodiac“ vom Verfall, der Besessenheit, der Resignation und dem Scheitern der Ermittler erzählt, weigert er sich, diese Ermittler jenseits des Falls zu zeigen, also zum runden Menschenporträt zu werden. Er schildert nur das Akten-Relevante, erzählt also in Momenten der Machtlosigkeit der Menschen vor allem von der Macht des ungelösten Rätsels. Ein individueller Kriminalfall ohne politische Motive generiert so Muster und Atmosphäre des klassischen Verschwörungsthrillers, entwickelt den Grusel einer trotz überall umher liegender Faden-Enden nicht mehr entwirrbaren Welt.

        In Figurenzeichnung und Konstruktion spiegelt „Zodiac“ Alan J. Pakulas „All The President’s Men - Die Unbestechlichen“ aus dem Jahre 1976, nur dass er die große Systemkrise nach Richard Nixons Manipulation der demokratischen Prozesse privatisiert und verallgemeinert. Nicht mehr ein korrupter Präsident an der Spitze des Staates, sondern ein x-beliebiger Serienmörder lässt die ganze Welt als gefährlich undeutbar und von abgrundtiefen Fallen durchwirkt erscheinen.

        David Finchers Film verlässt sich bei der Präsentmachung einer vergangenen Ära nicht auf grelle Schlüsselreize, auf ikonenhafte Bilder der Hippie-Jahre in Kalifornien. Mit seltener Präzision erweckt die Ausstattung Stadt- und Arbeitsleben einer anderen Zeit zum Leben. Die Autos wirken nicht museal, die Straßen nicht wie mühsam abgesperrte Dekorationszonen, die Büros nicht wie Requisiten-Arrangements. Trotzdem ist in der sinnlich belebten Welt dieses Films beständig die gestalterische Hand spürbar, wird unser Blick vom Regisseur geführt, auf kleine Hinweise auf den Wechsel des Zeitgeists oder auf das Älterwerden der Ermittler. Wie nebenbei etwa nimmt die Kamera ein grellbuntes Pepto-Bismol-Fläschchen auf einem Schreibtisch mit ins Bild. Nun wissen wir, dass der zugehörige Mensch mittlerweile ein nervöses Magenproblem oder ein Geschwür entwickelt hat. Der Verzicht auf Musik, die nicht zur Szene selbst gehört, die nicht von den Figuren selbst gehört wird, verstärkt anfangs den authentischen Charakter der Inszenierung.

        Robert Downey jr. und Jake Gyllenhaal spielen mitten in einem Mosaik-Ensemble treffsicher besetzter Charaktere ihre beiden Journalisten mit einer erstaunlichen Verweigerung an Habt-mich-lieb-Mechanismen. Das übereifrige, fast manische Interesse von Gyllenhaals Jungjournalist an einem Fall, über den er als Karikaturist eigentlich gar nicht zu berichten hat, wirkt so heilsam befremdlich wie die arrogante Selbstgewissheit von Downeys Top-Reporter. Wie letzterer anfangs als Dandy auftritt, wie er später Kleidersignale der Hippies übernimmt, wie einer mitten im Apparat der Redaktion seine Unbürgerlichkeit demonstriert, aber damit eher verloren, fremdbestimmt und charakterschwach als trotzig und konsequent wirkt, das wäre anderswo Stoff für ein eigenes Drama. Hier wird es uns nebenbei in kleinen Andeutungen erzählt.

        Nicht allen Mitgliedern der FBW-Jury schien diese Erzählweise immer originell, bewusst und kontrolliert. Das Ausgestellte der kühlen Erzähl-Haltung, die Wiederholung einer Krimi-Verweigerung, die schon Friedrich Dürrenmatt durch exerziert hat, und ein Desinteresse an den wahren Motiven und Gefühlen der Figuren ließen ihnen „Zodiac“ eher als verunglückt erscheinen. Solch grundlegende Einwände fand die Mehrheit des Ausschusses nur gegen das letzte Drittel des Films. Dort nämlich wird Fincher seiner vorherigen Erzählweise untreu, er bricht seinen Stil und leistet somit der Interpretation Vorschub, nicht jede kühle Zuschauer-Distanzierung durch Schnitt, Kameraführung und Szenen-Auswahl sei zuvor gewollt gewesen.

        „Zodiac“ setzt gegen Ende suggestive Musik ein, um Szenen zu ordnen, Handlungen zu kommentieren, unsere Gefühle zu lenken. Die Ausbreitung der Fakten weicht dem Zuordnen von Wertungen. Wenn Jake Gyllenhaal bei einem Filmsammler sehr symbolisch in den Keller des Hauses hinab steigen muss, wenn er nicht nur im finsteren Intimbereich eines momentan höchst Tat Verdächtigen landet, sondern auch im Unterbewusstsein der Medienindustrie selbst, dann ist das zwar eine clever konstruierte Sequenz. Aber wie nun zu einer kalifornischen Mordserie die beständigen fiktionalen Schrecken Hollywoods als Wurzelgrund suggeriert werden, wie die Szenenfolge selbst als Paraphrase von „The Most Dangerous Game“ (Regie Irving Pichel und Ernest B. Schoedsack) aus dem Jahr 1932 gelesen werden kann, das zerstört mit seiner Symbolik die Nüchternheit der True-Crime-Erzählung.

        Obendrein zieht Fincher die inszenatorischen Zügel an. Er will im Moment Hollywoodscher Selbstreflexion eine Komik des Schreckens heraus inszenieren. Er gibt die Panik des Journalisten, die Gruselschloss-Aura des Verdächtigen und die Möglichkeit, der Ermittler könnte sich ins Innere der Falle hinein recherchiert haben, dem Gelächter preis. Für sich selbst makellos inszeniert, passt diese Szene nicht in „Zodiac“: Fincher beeinträchtigt zugunsten von Einzeleinfällen die Gesamtwirkung.

        Solcher Stilbrüche wegen, die das Projekt des distanzierten Antikrimis mit Nähe schaffenden Thriller-Elementen in Frage stellen, hat die Mehrheit der FBW-Jury nach ausführlicher und leidenschaftlicher Diskussion das höchste Prädikat nicht erteilt.

        „Zodiac“ ist ein ausgesprochen sorgfältig gemachter, wagemutig konzeptionierter True-Crime-Film, sehenswert und verstörend, der sich nicht auf den Wettlauf der Schockshows, sondern auf das gesellschaftskritische Hollywood der Siebziger bezieht. Doch er könnte noch besser und eindringlicher sein, wenn er sich konsequenter an seine eigenen Vorgaben, Blickwinkel und Erzähltechniken hielte.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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