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„Parasite”: Das Ende erklärt

„Parasite”: Das Ende erklärt
© © Koch Films

Der südkoreanische Film von Bong Joon-ho ist der Überraschungserfolg des Jahres 2019. Wir erklären euch das komplexe Ende von „Parasite”.

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Bong Joon-hos Meisterwerk „Parasite” mit nur einem Genre zu beschreiben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Mischung aus Drama, Satire, Farce und Parabel scheint aber trotzdem oder gerade deswegen bei Kritikern und Publikum einen Nerv getroffen zu haben. Mit nuancierter Leichtigkeit erzählt Regisseur und Drehbuchautor Joon-ho die Geschichte der armen Familie Kim und der superreichen Parks. Die Symbolik hinter dem kryptischen Ende des Films erklären wir euch hier.

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– Achtung: Es folgen Spoiler zu „Parasite”! –

„Parasite”: Die Handlung

Die Familie Kim lebt am Rande der Gesellschaft. Gerade so können sie sich mit dem Falten von Pizza-Kartons über Wasser halten, sind immer auf der Suche nach einem frei zugänglichen WLAN und öffnen sogar das Fenster, wenn die Straßenreinigung Ungezieferbekämpungsmittel sprüht, um die Kakerlaken in ihrer Souterrain-Wohnung auszurotten. Als ein reicher Freund des Sohnes Ki-woo (Choi Woo-shik) ihm einen Job als Nachhilfelehrer bei einer wohlhabenden Familie anbietet, ergreift der Teenager die Chance sofort. Er fälscht Zeugnisse mit Hilfe seiner Schwester Ki-jung (Park So-dam) und schafft es sogar durch Intrigen und Manipulation, dass seine gesamte Familie nach und nach bei der reichen Familie Park angestellt wird. 

„Parasite”: Der Twist

Als die Familie Park ihr opulentes Anwesen für einen Camping-Trip verlässt, wendet sich das Blatt für die Kims schlagartig. Die ehemalige Haushälterin Moon-gwang (Lee Jung-eun), die von den Parks aufgrund einer Intrige der Kims gefeuert wurde, stattet der im Reichtum der Parks schwelgenden Familie einen Besuch ab. Dabei finden sie heraus, dass Moon-gwang ihren Ehemann (Park Myung-hoon) in einem geheimen Bunker versteckt. Der Kampf zwischen den beiden armen Familien bricht aus, als sie erfahren, dass die Parks ihren Ausflug wegen des schlechten Wetters absagen mussten und auf dem Weg zurück zum Haus sind. Im Handgemenge wird Moon-gwang die Treppe heruntergestoßen und sie und ihr Ehemann in den Bunker gesperrt. Die Kims schaffen es, sich unbemerkt aus dem Haus zu schleichen und laufen im strömenden Regen nach Hause. Dort angekommen erkennen sie, dass die Kanalisation übergelaufen ist und ihre Wohnung komplett unter Wasser steht. Die Nacht müssen sie deshalb in einer Sporthalle verbringen. 

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„Parasite”: Die Gartenparty

Die Parks entscheiden, sich den Geburtstags-Camping-Ausflug ihres Sohnes mit einer Gartenparty zu ersetzen. Die Kims werden für die Vorbereitungen der Festivitäten zum Anwesen geordert. Ki-woo nutzt die Chance, um mit einem Stein bewaffnet, den er von seinem reichen Freund Min erhalten hat, in den Bunker herabzusteigen. Als er feststellt, dass Moon-gwang den Verletzungen ihres Sturzes erlegen ist, wird er von ihrem Ehemann überwältigt und schließlich mit seiner eigenen Waffe erschlagen. Der blutverschmierte Ehemann steigt die Treppen empor, um den Tod seiner Frau zu rächen. Er tötet dabei Ki-Jung mit einem Messer. Ihre Mutter Chung-sook (Jang Hye-jin) schafft es zwar, den Angreifer mit einem Spieß zur Strecke zu bringen, jedoch ist das Schicksal ihrer Tochter bereits besiegelt. Mr. Park (Lee Sun-kyun) verlangt währenddessen nach seinen Autoschlüsseln, die unter dem toten Ehemann seiner ehemaligen Haushälterin liegen, doch Vater Ki-taek (Song Kang-ho) versucht noch immer die Wunden seiner toten Tochter zu stillen. Angewidert und mit zugehaltener Nase muss sich Mr. Park die Schlüssel selbst holen. Diese Provokation ist genug für Ki-taek, um den Geschäftsmann mit einem Stich ins Herz zu ermorden. Alle Gäste sind schon geflohen, als auch er den Tatort verlässt und spurlos verschwindet.

„Parasite”: Das Ende

Ki-woo erwacht im Krankenhaus aus einem Koma. Von seinen Verletzungen bleibt ihm ein Hirnschaden, der ihn ständig lachen lässt. Auch Mutter Chung-sook hat überlebt und die beiden kommen vor Gericht mit einer Bewährungsstrafe davon. Als Ki-woo zum ehemaligen Anwesen der Parks zurückkehrt, stellt er fest, dass eine Lampe im Haus im Morsecode aufleuchtet. Dieser Code stellt sich als eine Nachricht seines Vater heraus, der in den Bunker geflohen ist, Moon-gwang im Garten vergraben hat und sich nun vor den jetzigen Hausbesitzern versteckt. In einem Brief an seinen Vater schwört Ki-woo, dass er jeden Tag arbeiten wird, bis er genug Geld zusammengespart hat, um das Haus zu kaufen und sein Vater wieder die Treppe aus dem Keller emporsteigen kann. Der letzte Shot endet auf Ki-woo, der sich noch immer in der schäbigen Wohnung der Kims befindet.

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„Parasite”: Wer ist der wahre Parasit?

Wer sich den Film angeschaut hat, wird sich über die Frage nach dem wahren Parasiten wohl schon seine Gedanken gemacht haben. Die Antwort ist jedoch genauso vielschichtig wie der Film selbst. Laut Regisseur Bong Joon-ho wäre der Titel „Parasites” wohl passender für den Film gewesen. Keiner der Charaktere wird als durch und durch gut oder böse dargestellt. Sie alle zehren von ihren Mitmenschen und könnten somit als Parasit bezeichnet werden. Sei es die reiche Park-Familie, die ihre Angestellten ausnutzt und nur das absolut Nötigste als Gegenleistung erbringt. Familie Kim, die sich auf kriminellem Weg bei den Parks einschleicht oder die noch ärmere Haushälterin und ihr Ehemann, die sich wie ein echter Parasit im Haus der Parks eingenistet haben. 

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„Parasite”: Die Treppen-Symbolik

Sei es im Haus der Parks oder der Nachbarschaft der Kims, in „Parasite” sehen wir viele Treppen. Das hat auch einen Grund: Die Treppe symbolisiert den Auf- beziehungsweise Abstieg in ein besseres oder schlechteres Leben. Die Souterrain-Wohnung der Kims, die nicht ganz unter dem Erdboden verschwindet und noch ein wenig Sonnenlicht abbekommt, symbolisiert den Hoffnungsschimmer der Kims auf ein besseres Leben. Das sonnendurchflutete Anwesen der Parks auf der Spitze des Berges stellt ohne Zweifel die Oberklasse dar, während der Bunker, der keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommt, den ärmsten Teil der Gesellschaft symbolisiert. Der Abstieg Ki-taeks in den Bunker, in dem er sich fortan versteckt, stellt somit seinen Absturz in eine noch ärmere Gesellschaftsschicht dar.

„Parasite”: Die Stein-Symbolik

Der reiche Min hat einen kurzen aber ausschlaggebenden Auftritt am Anfang des Films. Er ist aber nicht nur der Grund, weshalb Ki-woo den Job als Nachhilfelehrer bei den Parks erhält, er schenkt der Familie seines Freundes auch einen Stein, der den Kims Glück und Reichtum schenken soll. Angetrieben vom Traum auf ein besseres Leben ist den Kims jedes Mittel recht, um sich zu bereichern. Das wird ihnen letztendlich zum Verhängnis. Der Stein wird somit von einem Symbol des Reichtums zu einem Symbol der Gier. So ist es nur passend, dass Ki-woo von eben diesem Stein erschlagen wird. Als Ki-woo den Stein in einem Fluss entsorgt, entsagt er eben dieser Gier und entschließt sich auf ehrliche Art und Weise im kapitalistischen System aufzusteigen.

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„Parasite”: Der „Arme-Leute-Geruch”

In einer der wohl seltsamsten Szenen des Films, als sich die Kims vor den Parks verstecken müssen, erwähnt Mr. Park den für ihn unangenehmen Geruch, der von seinem Fahrer Ki-taek auszugehen scheint. Diesen „Arme-Leute-Geruch” haben all seine Mitarbeiter gemeinsam. Immer klarer wird hierdurch der fehlende Respekt der Superreichen gegenüber der Arbeiterklasse. Der letzte Tropfen, der das Fass für Ki-taek zum Überlaufen bringt, ist, als sich Mr. Park die Nase zuhält, als er bei der Gartenparty den Autoschlüssel unter dem toten Ehemann der Haushälterin hervorholt. Diese Provokation ist der ausschlaggebende Moment, der Ki-taek dazu verleitet, den Geschäftsmann ein Messer ins Herz zu rammen.

Nicht nur „Parasite” hat bei den Oscars Filmgeschichte geschrieben:

„Parasite”: Die Folgen des Klimawandels

Schon in seinen Filmen „Snowpiercer” und „Okja” setzt sich Regisseur Bong Joon-ho kritisch mit den Folgen des Klimawandels auseinander. Auch in „Parasite” spielt dieses Thema eine große Rolle. Während die Wohnung der Kims durch ein Unwetter zerstört wird, schauen die reichen Parks dem Sturm durch ihre Fensterfront zu. Die einzige Konsequenz für die wohlhabende Familie ist, dass sie ihren Camping-Ausflug absagen müssen. Mrs. Park (Cho Yeo-jeong) freut sich sogar über den klaren Himmel, den der Sturm gebracht hat, ohne zu realisieren, dass er einen großen Teil der Gesellschaft das Zuhause gekostet hat. 

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„Parasite”: Der Epilog und Abspann

In einer der letzten Szenen sehen wir, wie der nun wohlhabende Ki-woo und seine Mutter im ehemaligen Garten der Parks stehen und Vater Ki-taek in die Arme schließen. Im darauffolgenden letzten Shot schwenkt die Kamera herunter zu Ki-woo, der sich noch immer in der alten Wohnung der Kims befindet. Die Hoffnung der Zuschauer, dass es sich bei der Wiedervereinigung der Familie um die Realität handelt, wird hiermit zunichte gemacht. Wer aber noch immer Hoffnung auf ein Happy-End hatte und Koreanisch versteht, wird spätestens beim Abspann enttäuscht. Die Lyrics des Liedes, das hier zu hören ist, erzählen wie Ki-woo sein ganzes Leben lang schuftet, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Das Lied wird gesungen vom Hauptdarsteller selbst und wurde geschrieben von Bong Joon-ho. Der ursprüngliche Titel des Liedes war übrigens „564 Jahre“. Das ist laut Joon-ho die realistische Zeit, die Ki-woo brauchen würde, um das Geld für das Anwesen zusammenzusparen. 

„Parasite”: Kein Happy-End, aber viel Stoff zum Nachdenken

„Parasite” bietet mit seinen zahlreichen Metaphern und Symbolen viel Stoff zum Nachdenken. Nicht umsonst hat er als erster fremdsprachiger Film Oscar-Geschichte geschrieben, als er 2020 die Auszeichnung für Best Picture erhielt. Drei weitere Oscars, die Goldene Palme in Cannes sowie einen Golden Globe konnte sich die Gesellschaftssatire ebenfalls sichern. Klar ist, dass sich „Parasite” trotz ausbleibenden Happy-Ends einen Platz auf unserer Must-Watch-Liste gesichert hat. 

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