Seine Darstellung in „The Whale“ bescherte Brendan Fraser zu Recht einen Oscar. Wir erklären euch, wie das Ende des Dramas zu verstehen ist.
Nachdem Englischprofessor Charlie (Brendan Fraser) seine damalige Familie verlassen und einen geliebten Menschen verloren hat, hat er eine massive Essstörung entwickelt und wiegt mittlerweile 272 Kilo. Seine sozialen Kontakte sind auf ein Minimum reduziert, Aufgaben im Alltag sind für ihn kaum zu bewältigen. Wichtig ist ihm aber der Kontakt zu seiner Tochter Ellie (Sadie Sink) – die er im Alter von acht Jahren verlassen hat. Aber wie ist das Ende von „The Whale“ zu verstehen?
Mit „The Whale“ hat Brendan Fraser ein beeindruckendes Comeback gefeiert. Doch seine Karriere ist von einigen Auf und Abs geprägt, wie unser Video zeigt.
Was am Ende von „The Whale“ passiert
+++ Achtung: Spoiler zum Film „The Whale“ +++
Bei Ellies letztem Besuch liegt Charlie tatsächlich im Sterben. Gegen den Gang ins Krankenhaus hat er sich gegenüber seiner guten Freundin Liz (Hong Chau) vehement gewehrt, weil er sein Erspartes unbedingt seiner Tochter Ellie (Sadie Sink) vermachen will. In der so traurig wie berührend inszenierten Schlussszene rafft sich der schwer Übergewichtige mühsam von der Couch auf, geht auf Ellie zu und schwebt schließlich nach oben ins Licht. Doch was hat dieses dramatische Ende zu bedeuten?
Die Bedeutung vom „The Whale“-Ende
Während Charlie die letzten und wichtigsten Schritte seines Lebens macht und Ellie eigentlich schon im Begriff ist zu gehen, liest sie ihm eine Kritik zu Herman Melvilles Klassiker „Moby Dick“ vor – die sie im Alter von acht Jahren geschrieben hat. Dass sich der Englischprofessor schon im Verlauf des Films immer wieder an diese wenigen Wort klammert, hat einen besonderen Grund.
Ellie ist ihrem Erzeuger alles andere als wohlgesonnen, hat er doch sie und ihre Mutter mit acht Jahren verlassen, um mit einem jungen Mann zusammen zu sein. Dass Ellie ihrem Vater nie vergeben hat, zeigt sich auch in ihrem respektlosen Umgang mit ihm. Selbst ihre Mutter Mary (Samantha Morton) bezeichnet sie als böse. Doch Charlie hat bis zu seinem Ende daran geglaubt, dass in seiner Tochter ein guter Mensch steckt. In den wenigen Sätzen ihrer Rezension kritisiert Ellie beispielsweise die Passagen, in denen es nur um Wale geht. Weil der Autor damit ihrer Ansicht nach von seiner „eigenen traurigen Geschichte“ ablenken will. Das zeigt Charlie, dass seine Tochter sehr wohl Empathie empfinden kann und sich für andere Menschen interessiert. Darüber hinaus wird ihr der Irrglaube bewusst, dem auch Kapitän Ahab in Melvilles Literaturklassiker unterliegt: Der Seemann glaubt, im Tod des Pottwals seinen Frieden zu finden. Genauso wie Ellie, die ihr Glück darin vermutet, dass ihr Vater aus ihrem Leben verschwindet.
Wer noch keinen Goldjungen ergattert hat, zeigt unsere Bilderstrecke:
Doch das dramatische „The Whale“-Ende erzählt auch von Vergebung. Bei einem vorangegangen Treffen fordert Ellie Charlie in einer ähnlichen Szene auf, zu ihr zu kommen, als sie gerade gehen will. Allerdings schafft es ihr Vater nicht, sich vom Sofa zu erheben. Letztlich steht diese Aufforderung wohl dafür, dass Charlie seinen Vaterpflichten nachkommen soll, koste es, was es wolle. Als er es kurz vor seinem Tod doch schafft, geht Ellie sogar einen Schritt auf ihn zu – was wohl bedeutet, dass sie ihm vergibt.
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