Märchenfilme sind nur etwas für Kinder? Hier kommen zehn Dark Fairy Tales, die die Märchen eurer Kindheit in einem völlig neuen Licht erstrahlen lassen.
Das Gute siegt über das Böse, die Prinzessin bekommt ihren Prince Charming „… und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.“ Romantisch, nicht wahr? Genauso kennen wir die klassischen Märchen aus unserer Kindheit – auch dank der idealisierten Gute-Laune-Verfilmungen von Disney. Doch ursprünglich wurden Märchen für Erwachsene geschrieben und waren sehr viel unheimlicher, brutaler und blutiger, als man es vielleicht glauben mag. Seit einigen Jahren setzen viele Filmschaffende wieder vermehrt auf diese ursprüngliche Form: Inspiriert von klassischen Märchen und Volkssagen kreieren sie düstere Nacherzählungen mit Horror-Elementen und ohne Happy-End. Wir haben für euch die zehn schaurigsten Dark Fairy Tales rausgesucht.
„November“ (2017)
Das surreale Schwarz-Weiß-Märchen „November“ spielt in einem kleinen estnischen Dorf des 19. Jahrhunderts. Dort treiben Hexen, Geister und andere magische Wesen ihr Unwesen. Bedroht von der Pest und dem herannahenden Winter verbünden sich die Dorfleute schließlich mit dem Teufel. Indem sie ihre Seelen verkaufen, können sie groteske Geschöpfe aus Knochen erschaffen, die für sie arbeiten und stehlen. Auch das Bauernmädchen Liina (Rea Lest) nutzt schwarze Magie. Sie hofft, dadurch das Herz ihres Angebeteten Hans (Jörgen Liik) zu gewinnen.
In alptraumhaft-schönen Bildern und mit viel schwarzem Humor erzählt Rainer Sarnets „November“ von Gier und Habsucht, von tragischer Liebe und bitterem Schmerz. Ein außergewöhnliches Werk, das uns tief in die seltsam fremde Welt der estnischen Mythologie eintauchen lässt.
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„Maleficent“ (2014)
„Maleficent“ (Angelina Jolie), eine friedvolle Fee mit drachenartigen Flügeln und magischen Kräften, lebt in einem idyllischen Waldkönigreich. Dort wacht sie schützend über die Moore des Landes. Als sie jedoch von ihrer großen Liebe, dem Bauernsohn Stefan (Sharlto Copley), verraten wird, sinnt sie auf Rache. Sie belegt seine kleine Tochter Aurora (Elle Fanning) mit einem Fluch: Sollte diese nicht bis zu ihrem 16. Geburtstag den Kuss der wahren Liebe erhalten, muss sie sterben. Mit der Zeit schließt Maleficent Aurora in ihr Herz und erkennt in ihr den Schlüssel zur Rettung des Königreichs. Doch gegen ihren eigenen Fluch ist auch sie machtlos.
Die düstere Neuverfilmung von Dornröschen beleuchtet die Hintergründe des Märchens aus der Perspektive der vermeintlichen Bösewichtin. Sie setzt auf Maleficent als unheimliche, aber starke Frauenfigur, auf extravagante Kulissen und thematisiert gleichzeitig den ewigen Kampf zwischen Mensch und Natur.
- „Maleficent“ findet ihr auf Amazon Prime zum Kauf und auf Disney+ im Abo.
„Blancanieves“ (2012)
Der schwarze-weiße Stummfilm „Blancanieves“ versetzt „Schneewittchen“ ins Sevilla der 20er-Jahre. Im Mittelpunkt steht dabei Carmen (Macarena García), die Tochter eines berühmten Stierkämpfers. Als dieser stirbt, wird sie von ihrer bösen, sadistischen Stiefmutter (Maribel Verdú) in den dunklen Keller ihres düsteren Anwesens gesteckt. Als sie fliehen kann, schließt sie sich einer Truppe von Zwergen an und wird zu einer gefeierten Stierkämpferin, bevor sie von ihrer eifersüchtigen Stiefmutter mit einem Apfel vergiftet wird. Im Glassarg auf einer Zirkusbühne ausgestellt, darf sie fortan ein jeder küssen, um sie zum Leben zu erwecken.
Der Regisseur Pablo Berger präsentiert uns das altbekannte Märchen von „Schneewittchen“ als schauriges Gothic-Drama, verbunden mit Elementen des Flamenco und des Stierkampfes. Ein visuelles Meisterwerk, das uns mit seiner morbiden Atmosphäre in den Bann zieht!
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„Black Swan“ (2010)
In „Black Swan“ verfällt die perfektionistische, aber kühle Balletttänzerin Nina (Natalie Portman) dem Wahnsinn, als sie die Hauptrolle der Schwanenkönigin in dem Stück „Schwanensee“ übernehmen soll. Als dann auch noch eine neue Rivalin (Mila Kunis) auftaucht und sie von ihrer Mutter (Barbara Hershey), einer ehemaligen Tänzerin, unter Druck gesetzt wird, taumelt sie am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Wie weit wird sie für den Erfolg gehen?
Dieser hypnotisierende Trip in die dunklen Abgründe der Psyche wird von Regisseur Darren Aronofsky als Horror-Märchen inszeniert – und lässt uns taumelnd vor Spannung zurück.
- „Black Swan“ findet ihr auf Netflix im Abo und auf Amazon Prime zum Kauf.
„Pans Labyrinth“ (2006)
1944: Der spanische Bürgerkrieg ist beendet. Die 10-jährige Ofélia (Ivana Baquero) zieht zusammen mit ihrem tyrannischen Stiefvater, dem Offizier Captain Vidal (Sergi López), und ihrer schwangeren Mutter (Adriana Gil) in ein neues Haus. Um der Grausamkeit von Vidal zu entkommen, flüchtet sie sich in eine labyrinthische Traumwelt. Dort herrscht ein Fabelwesen, ein Faun, der ihr drei schreckliche Aufgaben zuteilwerden lässt. Erfüllt sie diese, darf sie zu ihrem wahren Vater, dem König der Unterwelt, zurückkehren.
„Pans Labyrinth“ von Regisseur Guillermo del Toro ist ein faszinierendes Meisterwerk mit alptraumhaften Bildern. Es zeigt uns die schreckliche Welt des Faschismus aus Kindersicht, eine Welt so beängstigend, traurig und dunkel, dass sie das Ende der Kindheit einläutet.
- „Pans Labyrinth“ ist derzeit bei keinem der großen Streaminganbieter verfügbar.
„Die Stadt der verlorenen Kinder“ (1995)
Weit draußen auf dem Meer auf einer verlassenen Bohrinsel lebt Krank (Daniel Emilfork), ein geisteskranker Wissenschaftler. Er lässt Waisenkinder entführen, um ihnen ihre Träume zu stehlen und so seinen Alterungsprozess aufzuhalten. Als auch Ones (Ron Perlman) kleiner Bruder Denrée (Joseph Lucien) verschwindet, bricht er in die Stadt der verlorenen Kinder auf, um ihn zu suchen. Doch in der nebligen, surrealistischen Hafenstadt mit ihren grotesken Figuren lauern überall Gefahren.
„Die Stadt der verlorenen Kinder“ von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro ist ein groteskes Sci-Fi-Märchen für Erwachsene, das durch seinen Steampunk-Look, durch seine originelle Geschichte und seinen schwarzen Humor überzeugt.
- „Die Stadt der verlorenen Kinder“ findet ihr auf Joyn+ im Abo und auf Amazon Prime zum Kauf.
„Edward mit den Scherenhänden“ (1990)
In dem melancholischen Märchen mit Motiven aus „Frankenstein“ und „Die Schöne und das Biest“ erzählt Tim Burton die Geschichte des sensiblen Kunstmenschen Edward (Johnny Depp). Er besitzt Scheren statt Hände, da sein Erfinder ihn vor seinem Tod nicht mehr fertigstellen konnte. Als die Avon-Mitarbeiterin Peg (Dianne Wiest) ihn allein gelassen und hilflos in seinem gotischen Schloss vorfindet, nimmt sie ihn mit nach Hause in die bunte Vorstadt. Dort verliebt er sich in ihre Tochter Kim (Winona Ryder). Doch seine Andersartigkeit zieht schon bald den Unmut der restlichen Kleinstadtbewohner*innen auf sich, allen voran Kims Freund.
Düster, faszinierend und bittersüß ist „Edward mit den Scherenhänden“ eine knallharte Abrechnung mit der Verlogenheit und Scheinheiligkeit der amerikanischen Vorstädte, in denen sich die Intoleranz gegenüber dem Fremden nach und nach auf grausame Weise Bahn bricht.
- „Edward mit den Scherenhänden“ findet ihr auf Disney+ im Abo und auf Amazon Prime zum Kauf.
„The Juniper Tree“ (1990)
Margit (Björk) und ihre ältere Schwester Katla (Bryndis Petra Bragadóttir) sind im mittelalterlichen Island auf der Flucht, nachdem ihre Mutter wegen Hexerei angeklagt und verbrannt wurde. Der Bauer Johan (Valdimar Örn Flygenring) und sein kleiner Sohn Jonas (Geirlaug Sunna Þormar) nehmen die beiden bei sich auf. Bald schon beginnt Katla damit, Johan mit ihrer Magie zu verzaubern. Als Jonas misstrauisch wird, nimmt das Unheil seinen Lauf.
Basierend auf dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm erzählt „The Juniper Tree“ in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern vom Erwachsenwerden, von Verfolgung und Elend. Geheimnisvoll, ätherisch und fremdartig schön ist dieser Film von Nietzchka Keene ein echter Geheimtipp!
- „The Juniper Tree“ findet ihr auf Amazon Prime im Abo.
„Die Zeit der Wölfe“ (1984)
In ihrem Kinderzimmer in England hat die junge Rosaleen (Sarah Patterson) einen eigenartigen Traum: Zusammen mit ihrer Familie lebt sie in einem märchenhaften Dorf nahe eines unheimlichen Waldes. Als ihre Schwester von einem Wolf getötet wird, schicken ihre Eltern Rosaleen vorübergehend zu ihrer Großmutter (Angela Lansbury). Diese erzählt ihr Geschichten von bösen Wölfen, die sich als freundliche Männer ausgeben, um junge Mädchen zu verführen. Kann Rosaleen dem Jäger vertrauen, dem sie eines Tages im Wald begegnet?
„Die Zeit der Wölfe“ von Neil Jordan ist eine gelungene Mischung aus Coming-of-Age-Drama, Horror und Märchen, in dem es frei nach den Motiven aus „Rotkäppchen“ um das sexuelle Erwachen junger Frauen und weibliche Selbstbestimmung geht.
- „Die Zeit der Wölfe“ ist derzeit bei keinem der großen Streaminganbieter verfügbar.
„Die Jungfrau und das Ungeheuer“ (1978)
Julie (Zdena Studenková), die jüngste Tochter eines armen Kaufmanns, opfert ihr Leben für das ihres Vaters. Sie geht zu einem verwunschenen, dunklen Schloss mitten im Sumpf und trifft dort auf Netvor (Vlastimil Harapes), einem Ungeheuer, das halb Vogel, halb Mensch ist. Als der gewalttätige Netvor beginnt, sich in Julie zu verlieben, muss er seinen bestialischen Drang, sie zu töten, unterdrücken. Denn um am Leben zu bleiben, muss er morden.
„Die Jungfrau und das Ungeheuer“ vom tschechischen Regisseur Juraj Herz ist ein pessimistisches Schauermärchen, das dank seiner gotischen Atmosphäre den Horror des ursprünglichen Märchens perfekt einfängt.
- „Die Jungfrau und das Ungeheuer“ findet ihr auf Amazon Prime im Abo.
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