Kriegsfilme thematisieren für gewöhnlich die drastischen Kämpfe an der Front mit all den Schrecken, die dazu gehören. Dieser Genre-Vertreter geht allerdings einen überraschend anderen Weg.
Regisseur Sam Mendes und Kameramann Roger Deakins konnten mit ihrem Onetake-Kriegsfilm „1917“ im Jahr 2020 drei Oscars einheimsen. Die beiden Filmschaffenden hatten aber schon vorher zusammengearbeitet und auf ebenso außergewöhnliche Weise das Genre bedient – mit „Jarhead – Willkommen im Dreck“. Dass das Kriegsdrama über zwei Stunden lang mit dem Publikum spielt, ist einem erzählerischen Kniff zu verdanken, den der Regisseur zum Ende des Films nutzt.
„Jarhead – Willkommen im Dreck“ läuft gerade kostenlos auf Joyn im Stream. Alternativ könnt ihr „Jarhead“ auch auf Netflix im Abo oder bei Amazon Prime Video als Bezahlvariante streamen.
Ihr habt „Jarhead“ noch nicht gesehen? Unsere Kolleg*innen von desired haben den Trailer für euch parat:
Worum geht es in „Jarhead – Willkommen im Dreck“?
1991 werden Sergeant Sykes (Jamie Foxx) und sein Trupp um den Scharfschützen Swoff (Jake Gyllenhaal) im Irak stationiert. Frisch aus dem Ausbildungscamp entlassen, warten die Rekruten in der heißen Wüstensonne nun auf ihren Einsatz. Doch der Drill geht auch nach der Ausbildung weiter, und die Soldaten finden sich in einem Alltag wieder, der aus Gewehrputzen, Schießübungen und anderen Tätigkeiten besteht, die sie zusehends mürbe machen.
Darum ist „Jarhead“ sehenswert
Wer hier einen Kriegsfilm erwartet, der actionreich und drastisch den Schrecken an der Front bebildert, sollte einen großen Bogen um „Jarhead“ machen. Denn Sam Mendes macht mit seiner dramatischen Geschichte einiges anders – und greift am Schluss auf einen erzählerischen Kniff zurück, der den belastenden Drill, der die Soldaten auf den Krieg vorbereiten soll, im Grunde ad absurdum führt. Dabei erinnert Mendes krasser Genre-Beitrag immer wieder an Stanley Kubricks Kultstreifen „Full Metal Jacket“, der schon 1987 den traumatischen Wahnsinn porträtierte, mit dem sich junge Rekruten in einer derartigen Ausnahmesituation konfrontiert sehen.
„Jarhead“ basiert auf den Memoiren des Snipers Anthony Swofford, der mit „Jarhead. Im Krieg – Erinnerungen eines US-Marines“ seinen Einsatz im Irakkrieg reflektiert hat. Jake Gyllenhaal verkörpert den Scharfschützen auf minimalistische Art und Weise, ohne es dabei an Intensität und Authentizität missen zu lassen. Dabei agiert der Hollywoodstar aber gänzlich uneigennützig und lässt auch seine Schauspielkollegen glänzen – was allerdings Methode hat. Denn Gyllenhaals Figur fungiert als Brennglas für die Emotionen und Erwartungen des ganzen Trupps, die gesamte Geschichte wird aus seiner persönlichen Sicht geschildert.
Wenn ihr einen Kriegsfilm sehen wollt, der das tödliche Treiben auf dem Schlachtfeld eher ausklammert und sich vielmehr als Drama versteht, dann solltet ihr „Jarhead“ auf keinen Fall verpassen. Psychologisch fundiert und auch ohne ausufernde Kriegs-Sequenzen eindrucksvoll bebildert, erzählt Sam Mendes gekonnt von einer emotionalen Ausnahmesituation.
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