In Todd Haynes’ Drama trennt ein Pärchen ein großer Altersunterschied. Ob „May December“ wahre Geschichte oder Hollywood-Fiktion ist, klären wir hier.
Um sich für eine Rolle vorzubereiten, verbringt Schauspielerin Elizabeth Berry (Natalie Portman) Zeit mit Gracie Atherton-Yu (Julianne Moore) und ihrem Ehemann Joe (Charles Melton). Denn der Film soll auf Gracies Leben basieren. Tatsächlich handelt es sich bei den beiden nicht um irgendein Pärchen, sondern um eins, das vor 20 Jahren in jedem Boulevard-Blatt zu finden war. Und nicht nur der Altersunterschied von 23 Jahren sorgte für medialen Wirbel, auch die Art und Weise, wie sich die beiden kennengelernt hatten. Wir wollen erörtern, ob „May December“ auf einer realen Begebenheit beruht.
Wahre Begebenheiten bieten oft die besten Vorlagen für spannende Geschichten. Unser Video stellt euch ein paar dieser sehenswerten Werke vor.
Ist „May December“ eine wahre Geschichte?
Tatsächlich referenziert Todd Haynes’ mitreißendes Drama „May December“ offiziell keine wahre Geschichte, ist aber offensichtlich von einer realen Begebenheit inspiriert. Im Februar 1997 wurde bekannt, dass die 34-jährige Mary Kay Letourneau seit Sommer 1996 eine Affäre mit Vili Fualaau hatte. Das Pikante dabei: Sie war die Lehrerin des 13-jährigen Schülers. Die Beziehung begann also schon, als Fualaau gerade mal zwölf Jahre alt war.
Letourneaus Ehemann Steve lüftete das Geheimnis, was schon bald die Behörden auf den Plan rief. Am 4. März 1997 wurde Mary Kay Letourneau festgenommen und bekannte sich der Vergewaltigung eines Kindes zweiten Grades schuldig, was sechs Monate Haft nach sich zog. Zudem wurde der Verurteilten jeglicher Kontakt zu ihrem ehemaligen Schützling untersagt. Tatsächlich war Letourneau zu diesem Zeitpunkt aber von Vili schwanger, Tochter Audrey kam im Mai 1997 auf die Welt. Doch damit war die Geschichte noch lange nicht beendet. Denn als die ehemalige Lehrerin 1998 entlassen wurde, erwischte man sie mit Fualaau beim Sex im Auto – und Letourneau wurde daraufhin zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Im Oktober 1998 wurde mit Tochter Georgia schließlich das zweite Kind des umstrittenen Paares geboren.
Manche Filme behandeln nur vermeintlich echte Begebenheiten:
Wie nah ist „May December“ an der Realität dran?
Offensichtlich hat Regisseur Haynes andere Namen verwendet, das Drama basiert aber zumindest lose auf der wahren Geschichte von Letourneau, wie Today berichtet. An ein paar Details lässt sich auch erkennen, dass der Filmemacher sich beispielsweise bei seinen Figuren von den echten Persönlichkeiten hat inspirieren lassen. Laut Esquire hat Moores Charakter Gracie aus „May December“ eine Eigenheit, die auch Mary Kay Letourneau an den Tag legt – wenn sie sich angegriffen fühlt, fängt sie an zu lispeln. Dieses Detail zeigt also, dass Haynes beim realen Vorbild wohl genau hingeschaut hat.
Im Interview mit Letterboxd geht Haynes auch auf den Titel des Films ein. Wie der Regisseur gegenüber der Filmtagebuch-Seite erklärt, bezeichnet „May December“ eine Liebesbeziehung zwischen zwei Personen mit großem Altersunterschied. Dabei steht der Mai für den Frühling, der Dezember für den Winter – zwei grundverschiedene Jahreszeiten. Laut Haynes sei der Begriff allerdings eher in der amerikanischen Umgangssprache gängig, nicht in der englischen.
„May December“: Was wurde aus Letourneau und Fualaau?
Letourneau wurde 2004 aus der Haft entlassen, noch im Mai des selben Jahres heiratete das Paar. Fualaau war zu diesem Zeitpunkt bereits 21 Jahre alt. Allerdings reichte der Ehemann 2017 die Scheidung ein – 21 Jahre nach dem Beginn der umstrittenen und in den Medien immer wieder behandelten Beziehung. 2019 starb Mary Kay Letourneau im Alter von 58 an den Folgen ihrer Krebserkrankung.
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