Wer vom Eigenheim träumt, sollte besser nicht die Netflix-Miniserie „The Watcher“ schauen. Wir klären über die realen Hintergründe auf.
Trautes Heim, Glück allein – nicht in New Jersey. Im Psycho-Horror „The Watcher“ zieht das Ehepaar Nora und Dean Brannock (gespielt von Naomi Watts und Bobby Cannavale) mit ihren Kindern zwar in das Haus ihrer Träume, muss dann aber feststellen, dass das irgendwem überhaupt nicht gefällt. Im Briefkasten landen alarmierende Briefe und vor dem Haus lauern dunkle Gestalten. Der verzweifelte Kampf der Familie um ein glückliches Eigenheim kommt bei den Zuschauer*innen offenbar gut an, denn die Netflix-Miniserie hat sich in Deutschland und den internationalen Bestenlisten kurz nach Veröffentlichung direkt in die Top 10 katapultiert. Und wie so viele erfolgreiche Stoffe, beruht auch „The Watcher“ auf realen Ereignissen.
Die Serie beruht auf den Erlebnissen der Familie Broaddus, doch die Handlung spiegelt die wahre Geschichte nicht Eins zu Eins wieder. Das war auch ganz im Sinne von Maria und Derek Broaddus. Was sie über die Serie denken und wo sich Fiktion und Realität trennen, erfahrt ihr im Video.
„The Watcher“: Die wahre Geschichte hinter der Serie
Als Maria und Derek Broaddus 2014 für 1,3 Millionen Dollar das Haus 657 Boulevard in Westfield, New Jersey kauften, ging für sie ein Wunsch in Erfüllung. Derek hatte kurz zuvor seinen 40. Geburtstag gefeiert und es bei einer Versicherung weit nach oben gebracht. Maria versorgte die drei kleinen Kinder, aber das bisherige Haus war mittlerweile zu klein. Also Tapetenwechsel. Das neue Anwesen bot alles, was sie sich wünschten. Sechs Schlafzimmer, großer Garten, friedliche Nachbarschaft. Doch schon wenige Tage nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags landete das erste Schreiben des Watchers im Briefkasten. Zu Beginn ganz freundlich („Allow me to welcome you to the neighborhood“), wurde der Brief immer bedrohlicher („you don’t want to make 657 Boulevard unhappy“) und schloss mit den Worten „let the Party begin“, unterschrieben mit The Watcher. Beim Ehepaar Broaddus schrillten nun die Warnglocken, sie schalteten die Polizei und später sogar private Ermittler ein, um herauszufinden, wer versuchte sie einzuschüchtern. Ohne Erfolg und es folgten noch zwei weitere Briefe, die ihre Angst weiter steigerten. So fragte sich The Watcher, ob die Kinder („young blood“) genug Mut hätten, in den Keller zu gehen: „Or are they too afraid to go down there alone? I would [be] very afraid if I were them. It is far away from the rest of the house. If you were upstairs you would never hear them scream.“ (Deutsch: „Oder fürchten sie [die Kinder] sich zu sehr, alleine runter zu gehen? An ihrer Stelle würde ich mich fürchten. Der Keller ist weit weg vom Rest des Hauses. Wenn ihr oben wärt, würdet ihr sie niemals schreien hören.“)
Noch unheimlicher wird es mit diesen Horrorfilmen auf wahrer Begebenheit:
Abweichungen vom Netflix-Hit „The Watcher“
Im Unterschied zu den Brannocks aus der Netflix-Serie, wird die Familie Broaddus niemals in das Haus einziehen. Zwei Jahre nach dem Kauf versuchten sie, es wieder abzustoßen. Die Briefe machten das Objekt allerdings unverkäuflich. Und als 2018 zumindest eine andere Familie zur Miete einzog, schrieb The Watcher seinen vierten und letzten Brief, indem er unverhohlen über mögliche Todesursachen der Hausbesitzer fabulierte. 2019 fanden die Broaddus' schließlich doch noch einen Käufer. Zwar betrug der Verlust rund 400.000 Dollar zum ursprünglichen Kaufpreis, aber der Horror, den die Familie durchmachte, konnte endlich ein Ende finden. Dem New York Magazine hatte Derek Broaddus kurz zuvor gesagt: „Es ist wie Krebs. Wir denken jeden Tag daran.“ Den neuen Bewohnern wünschten die Verkäufer „nichts als Frieden und Ruhe“. Bisher hält der Frieden an. The Watcher hat seitdem keinen Brief mehr geschrieben. Ob die Netflix-Thriller dennoch eine zweite Staffel bekommt?
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