Der wortkarge Vietnamveteran ist aus dem Action-Genre nicht mehr wegzudenken. Doch eigentlich hätte ihm ein anderes Schicksal widerfahren sollen.
Nicht nur als Box-Talent Rocky Balboa hat Sylvester Stallone damals seine Paraderolle gefunden. Auch der kernige Vietnamveteran John Rambo gehört zu den Glanzleistungen des gebürtigen New Yorkers. Dass es der Antiheld aber ganze fünfmal ins Kino schafft, war ursprünglich nicht so angedacht. Tatsächlich sollte nach „Rambo“ schon Schluss mit der Geschichte sein.
Sylvester Stallone machte das „Rambo“-Franchise möglich. Im Video seht ihr den Trailer zum letzten Auftritt des legendären Vietnamveteranen.
Was sollte mit Rambo passieren?
Im Gespräch mit Entertainment Weekly verriet Regisseur Ted Kotcheff, dass er für Stallones Figur eigentlich etwas anderes im Sinn hatte. Basierend auf David Morrells Literaturvorlage „Rambo“ von 1972, adaptierte der Filmemacher die Geschichte um den zähen Vietnamveteranen, der von einem Kleinstadt-Sheriff gejagt wird, für die große Leinwand. Im Roman endet die brutale Menschenjagd damit, dass beide Kontrahenten sterben. Aber auch die Filmversion hätte ursprünglich mit einem Toten geendet – John Rambo.
„Viele Veteranen kamen nach Hause und stellten fest, dass es keinen Platz für sie gab. Das ist es, was Rambo widerfährt. Deshalb habe ich mir ‚Rambo‘ als Rambos Selbstmordkommando vorgestellt. Der Film war im Grunde als Rambos Tragödie konzipiert, die die Tragödie so vieler Veteranen widerspiegelte, mit denen ich gesprochen habe. Ich habe Leute getroffen, die sich später tatsächlich umgebracht haben.“
Wie der Filmemacher im Interview angibt, seien die Soldaten aus dem Vietnamkrieg nicht als Helden zurückgekehrt, sondern als Geächtete. Vom linken Flügel wurden die Heimkehrer laut Kotcheff als „ein Haufen Babymörder“ tituliert, die Rechte sah die Veteranen als Verlierer. Und in der Gesellschaft konnten die traumatisierten Armeeangehörigen ohnehin keinen Fuß mehr fassen. Laut Bundeszentrale für politische Bildung „begingen mehr Veteranen Selbstmord, als Soldaten in Vietnam gefallen waren“. Dieses Schicksal war auch für John Rambo vorgesehen, wie das alternative Ende zeigt:
Wieso kam es für John Rambo doch anders?
Dass der Überlebenskämpfer doch nicht mit dem ersten Teil der Reihe sterben sollte, geht tatsächlich auf den Hauptdarsteller selbst zurück. Zunächst wurde die Szene so gedreht, dass der Soldat seinen Mentor Colonel Trautman (Richard Crenna) darum bittet, ihn zu töten. Doch schon mit der Waffe in der Hand schafft er es nicht, den Abzug zu drücken, sodass es Rambo schließlich selbst tut. Nachdem die Sequenz abgedreht war, nahm Stallone den Regisseur beiseite und teilte seine Bedenken:
„Weißt du, Ted, wir haben dieser Figur so viel zugemutet. Die Polizei misshandelt ihn. Er wird endlos verfolgt. Hunde werden auf ihn losgeschickt. Er springt von Klippen. Er rennt durch eiskaltes Wasser. Er bekommt eine Schusswunde im Arm und muss die Wunde selbst zunähen. All das und jetzt bringen wir ihn um?“
Kotcheff zeigt sich begeistert davon, den Helden nicht umzubringen, musste sich aber erst noch gegen die beiden Produzenten Mario Kassar und Andrew Vajna durchsetzen. Letztlich drehte er die Szene direkt im Anschluss neu und wurde in seinem Sinneswandel schließlich bestätigt. Die Produzenten und die Führungsriege von Orion Films einigten sich auf eine Probevorführung, die erfolgreich verlief, war sich das Testpublikum doch einig, einen der besten Actionfilme aller Zeiten gesehen zu haben. Allerdings verschmähten sie das Ende, was letztlich dazu führte, dass das Suizid-Finale durch die neue Schlussszene ersetzt wurde – und Stallone ermöglichte, eine der legendärsten Action-Reihen der Filmgeschichte zu erschaffen.
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