Ein Politiker inszeniert seinen eigenen Tod und hinterlässt viele offene Fragen. Doch basiert die Dramaserie „Stonehouse“ auf einer wahren Geschichte?
Der britische Politiker und ehemalige Postminister John Stonehouse (Matthew Macfayden) trifft 1974 eine folgenschwere Entscheidung – er täuscht seinen eigenen Tod vor. Zunächst trauern seine Frau Barbara (Keeley Hawes) und die drei gemeinsamen Kinder um den Vater, doch dann wird der vermeintlich Tote in Australien mit seiner Geliebten gefunden und kommt schließlich in England vor Gericht. Seit dem 15. Februar 2024 ist die unglaubliche Geschichte auf ARTE als Miniserie zu sehen. Aber steckt hinter „Stonehouse“ wirklich eine wahre Begebenheit?
Nicht nur Politiker bieten Stoff für Verfilmungen. Auch die Prominenz aus anderen Bereichen liefert wahre Geschichten für Biopics, wie unser Video zeigt.
„Stonehouse“: Wahre Geschichte oder Fiktion?
Tatsächlich liegt „Stonehouse“ eine wahre Geschichte zu Grunde, wie schon der Trailer zur Miniserie verrät. Am 20. November 1974 begibt sich ein Mann an den Strand von Miami, faltet seine Kleidung ordentlich auf einen Stapel und verschwindet dann. Wenig später findet ein Hotelangestellter die Sachen und verständigt die Polizei. Schließlich stellt sich heraus, dass es sich bei dem Verschwundenen um John Stonehouse handelt, einen britischen Politiker, der seinerzeit als Minister für Post und Telekommunikation der Regierung von James Harold Wilson angehört.
1964 zählt Stonehouse unter seinem Premierminister als aufstrebender Star im britischen Politbetrieb. Tatsächlich strebt Stonehouse sogar selbst das höchste Amt an, doch mehrere Skandale überschatten die Karriere des vielversprechenden Talents. Zu einem Bruch in seiner Vita kommt es spätestens dann, als er vom englischen Inlandsgeheimdienst MI5 wegen Spionage-Verdachts beschattet wird – denn der finanziell strauchelnde Politiker soll für den tschechischen Geheimdienst tätig sein. Hinzu kommt eine Affäre mit seiner Sekretärin Sheila Buckley, die ihn schließlich dazu veranlasst, seinen Tod vorzutäuschen, um mit ihr in Australien ein neues Leben anzufangen.
Diese Filme basieren nicht auf realen Ereignissen:
„Stonehouse“: Wie endete die wahre Geschichte?
Nachdem Stonehouse in Australien gefasst und in seine britische Heimat ausgeliefert wurde, landete er vor Gericht. Im Prozess verteidigte sich der Politiker selbst, wurde letztlich aber wegen Betrugs, Diebstahl und Täuschung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Bis dahin behielt Stonehouse seinen Status als Abgeordneter, bis er im August 1976 seinem Rücktritt als Abgeordneter und Angehöriger des Privy Councils zustimmte. Noch im April desselben Jahres hatte er angekündigt, sich gegen den Fraktionszwang zu stellen, wodurch die Labour-Party letztlich die parlamentarische Mehrheit verlor. 1979 verkürzte sich die Haftzeit für Stonehouse, nachdem er drei Herzinfarkte erlitten hatte und sich einer Herz-OP unterziehen lassen musste. 1981 ehelichte er seine Geliebte Sheila Buckley und starb sieben Jahre später an einem Herzinfarkt.
In ihrem Buch „John Stonehouse, My Father: The True Story of the Runaway MP“ verteidigt Tochter Julia Stonehouse ihren Vater und weist die damaligen Spionagevorwürfe vehement zurück. In dem 2021 veröffentlichten Werk vermutet sie hinter dem fragwürdigen Verhalten des skandalträchtigen Politikers Depressionen und den Konsum verschreibungspflichtiger Medikamente. Julias Cousin Julian Hayes behauptet in seinem Buch „Stonehouse: Cabinet Minister, Fraudster, Spy“ hingegen, dass sein Onkel sehr wohl kalkuliert und gefühllos gehandelt habe. Doch was auch immer der Antrieb des umstrittenen Polit-Stars gewesen sein mag – für eine unterhaltsame und spannende Miniserie hat die wahre Geschichte zu „Stonehouse“ allemal gesorgt.
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