Nach jahrelanger Hängepartie läuft auf Netflix jetzt die Neuinterpretation eines Klassikers von Oscar-Regisseur Guillermo del Toro.
Die lügenempfindliche Nase des Pinocchio ist wohl die bekannteste der Welt. Seitdem der Italiener Carlo Collodi 1881 mit seinem Buch „Die Abenteuer des Pinocchio“ die kleine Holzpuppe zum Leben erweckte, gab es bereits unzählige Verfilmungen, wobei der Disney-Klassiker von 1940 (neu aufgelegt 1994) sicherlich ordentlich dabei mithalf, den Mythos endgültig zu begründen. Pinocchios Geschichte wird immer und immer wieder erzählt. Zuletzt als Live-Action-Adaption erneut für Disney mit Tom Hanks und unter Regie des großen Robert Zemeckis („Forrest Gump“). Weniger kinderfreundlich gerät allerdings die Neuinterpretation des Stoffs als „Guillermo del Toros Pinocchio“ für Netflix. Warum das so ist und weshalb mit der Verfilmung ein wahrer Entwicklungsmarathon sein Ende fand, erklären wir euch hier.
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„Guillermo del Toros Pinocchio“: Düsteres Holznasen-Märchen
Der mexikanische Starregisseur Guillermo del Toro hat bekanntlich einen Hang fürs Genremixen. „Pans Labyrinth“ etwa beginnt als historisches Drama, angesiedelt im spanischen Bürgerkrieg und entwickelt sich schließlich zur bildgewaltigen Fantasyunterhaltung. In „Shape of Water“ wiederum vermischen sich Elemente des Spionagethrillers mit Fantasy und Musicalmomenten zur oscarwürdigen Märchenerzählung. Und auch in „Guillermo del Toros Pinocchio“ werden munter die Kategorien verrührt. Die Netflix-Produktion ist Stop-Motion-Animation, Musical und politische Parabel. Die Handlung spielt sich vor dem Hintergrund der faschistischen Diktatur im Italien der 1930er-Jahre ab. Der Tischler Gepetto, gebrochen durch den Verlust seines Sohnes im Ersten Weltkrieg, schnitzt im Alkoholsuff ein hölzernes, eher missratenes Abbild seines Kindes, das urplötzlich zum Leben erwacht. Die Holzpuppe erregt sodann einiges Aufsehen und zieht das Interesse der lokalen Faschisten auf sich – sie soll umerzogen werden. Allein schon dieser Plot verrät: „Guillermo del Toros Pinocchio“ ist keine putzige Kinderunterhaltung, sondern viel eher düstere Gesellschaftsanalyse in Märchenform.
„Guillermo del Toros Pinocchio“: Der Entwicklungshölle entkommen
Kaum zu glauben, aber die Projektentwicklung von „Guillermo del Toros Pinocchio“ dauert bereits seit 2008. Ursprünglich sollte der Film um 2013 herum in den Kinos starten, im Gespräch für die Sprecherrollen waren Stars wie Daniel Radcliffe („Harry Potter und der Stein der Weisen“) und Tom Waits („7 Psychos“). Doch die Produktion versandete in Hollywoods Studio-Bürokratie, bis sich Netflix 2018 dazu entschloss, das Projekt zu übernehmen. Del Toro erfüllte sich mit dem Film nach eigenen Aussagen einen Kindheitstraum und seit dem 9. Dezember 2022 gibt es „Guillermo del Toros Pinocchio“ auf Netflix und in ausgewählten Kinosälen. Die Sprecherriege im Original ist enorm prominent besetzt, denn wir hören unter anderem Ewan McGregor („Obi-Wan Kenobi“), Cate Blanchett („Don’t Look Up“) und Christoph Waltz („James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“) dabei zu, wie sie den Figuren Gehör verschaffen. Auf die ersten Zuschauer*innen hat das neueste Holznasen-Stück bereits mächtig Eindruck gemacht und kommt zum Beispiel bei Rotten Tomatoes zum Start auf hervorragende Bewertungen.
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