Mit „Systemsprenger“ ist der deutschen Regisseurin Nora Fingscheidt ein Meisterwerk der Sozialkritik mit offenem interpretierbaren Ende gelungen.
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Es steckt Liebe, viel Arbeit und Fingerspitzengefühl in dem Debüt-Film der Regisseurin Nora Fingscheidt. Das Thema hat es in sich. Als „Systemsprenger“ gelten Kinder und Jugendliche, die durch ihr schwieriges Verhalten, drohen durch alle Raster der Kinder- und Jugendhilfe zu fallen. Um so eine „Systemsprengerin“ dreht sich der Film. Die Protagonistin ist die neunjährige Bernadette, kurz Benni (Helena Zengel), die sich durchs Leben schlägt. Man spürt ihren Schrei nach Liebe und ihre Verzweiflung, während sie zwischen Pflegefamilien und Wohnheimen weitergereicht wird. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit wechseln sich in diesem Drama stetig ab. Und auch am Ende gibt es keine klaren Antworten. Dem Publikum wird hier Interpretationsspielraum gelassen.
++ Achtung, Spoilerwarnung für „Systemsprenger“! ++
Das passiert in „Systemsprenger“
Das zerbrechliche kleine Mädchen beginnt ihren Leidensweg sehr früh. Ein Traumata lässt sie aggressiv, gewalttätig und widerspenstig werden. Die Mutter (Lisa Hagmeister) ist mit Benni überfordert. Zwei weitere kleine Kinder gehören zur Familie, die ebenfalls ihre Aufmerksamkeit benötigen. Benni fällt hinten über. Sie wird dem Jugendamt überstellt. Der Anti-Aggressionstrainer Micha (Albrecht Schuch) nimmt sich ihrer an. Sie scheint einen Freund fürs Leben gefunden zu haben. Doch der Trainer kommt in Gefahr, seine berufliche Distanz zu verlieren. Er kann ihr nur für kurze Zeit einen gewissen Halt geben, da er seine Familie beschützen muss. Bernadette fühlt sich von allen im Stich gelassen. Die letzten Option scheint nun ein pädagogischer Auslandsaufenthalt in Afrika zu sein. Doch auch das lässt sich Benni nicht gefallen. In der letzten Szene flüchtet das Mädchen aus dem Sicherheitsbereich des Flughafens. Es bleibt offen, was danach mit Benni passiert.
Was bedeutet das Ende von „Systemsprenger“?
Bernadette ist eine bemerkenswerte Figur. Die Darstellerin Helena Zengel wurde beim Casting unter 150 weiteren Mädels ausgewählt. Sie spielt Benni mit einem starken Charakter, ist dennoch verletzlich und voller Hoffnung auf ein besseres Leben. Dafür kämpft die Figur auf ihre Art und Weise. Die Schlussszene zeigt auf künstlerische Art ihre Zerbrechlichkeit. Nachdem sie vom Flughafen geflüchtet ist, springt sie mit einem Lächeln im Gesicht in die Luft. Das Bild wird als gesplittertes Glas dargestellt. Doch was bedeutet das? Sinnbildlich könnte es Bernis Seele sein, die hier nach all den traumatischen Erlebnissen zerbricht. Doch könnte hier auch ein Zusammenhang zum Filmtitel „Systemsprenger“ hergestellt werden. Von allen Menschen, die ihr lieb sind, verstoßen, macht sie sich nun auf in die Freiheit – und sprengt das System, das sie nicht im Zaum halten kann.
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