Der „Rote Hering“ setzt im Film eine Finte mit dem Zweck, die Zuschauer*innen zu falschen Annahmen zu verführen. Wir erklären euch, was es damit auf sich hat.
Eigentlich ist der „Rote Hering“ ein geräucherter Salzhering, der während des Räucherprozesses seine rote Farbe erhält. Die Engländer nutzten dessen Namen für einen literarischen Ausdruck, welcher heute auf eine jahrhundertalte Tradition zurückblickt. Der Dramatiker John Heywoods verwendete den Begriff des roten Herings in seiner Sprüchesammlung „Proverbes“ und schrieb die Redewendung „neither fish, nor flesh, nor good red herring“. Da damals Fisch von Geistlichen, Fleisch von den Reichen und Räucherhering von den Armen gegessen wurde, meint diese Redewendung „alle Eventualitäten ausgeschlossen“ oder auch „nichts Richtiges“. Ihr wollt mehr über den „Roten Hering“ wissen? Dann lest weiter.
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„Roter Hering“ und seine Bedeutung im Film
Filmemacher*innen nutzen den „Roten Hering“ als ein Lockmittel für die Zuschauer*innen. Diese nehmen aufgrund der gestellten Fährte eindeutige Informationen auf und formulieren eine Annahme über den Ausgang der Handlung. Bald erkennt das Publikum jedoch, dass die Drehbuchautor*innen sie mit einer falschen Fährte lockten und die Geschichte anders verläuft, als erwartet. Die Zuschauer*innen stehen einer Überraschung gegenüber, das Unbekannte reizt und weckt die Aufmerksamkeit. Auf der anderen Seite bleibt die Erwartung unerfüllt, das Rätsel um den „Roten Hering“ bleibt ungelöst und kann einen faden Geschmack hinterlassen. In dem Filmklassiker „Psycho“ findet die Protagonistin ein Geldbündel und das Publikum geht davon aus, dass die weitere Geschichte im Zusammenhang mit diesem Gegenstand steht. Alfred Hitchcock legte hier einen „Roten Hering“ aus. Denn der Film folgt dem Tod der Hauptfigur und steht somit entgegen der Annahme der Zuschauer*innen.
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Vor- und Nachteile des „Roten Herings“
Der „Rote Hering“ suggeriert mit eindeutigen Gesten dem Publikum einen möglichen Fortgang der Geschichte. Er weckt Erwartungen, ohne dass er Versprechungen macht und nutzt die Vorstellungskraft der Menschen aus. Löst sich die Geschichte auf, schockiert das die Zuschauer*innen. Interesse kommt auf und das Gehirn ordnet die Informationen neu. Spannung breitet sich aus, wie das Ende wohl ausgehen mag. Der Vorwurf des Betrugs an die Drehbuchautoren*innen bricht in sich zusammen, denn sie sind nicht für Annahmen anderer verantwortlich. Sie tricksen. Andererseits führen sie das Publikum auch von der Handlung weg. Der Verstand sucht mit allen Mitteln nach einer Lösung, die es nicht gibt. Was bleiben kann, ist ein „Roter Hering“, der anfängt zu muffeln.
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