Dass Demokratie nichts Selbstverständliches ist, zeigt die Arbeit an diesem Werk, das trotz aller Umstände als Meisterwerk zu bezeichnen ist.
Fehlende Meinungs-, Rede- oder Pressefreiheit samt totaler Überwachung sind durch den englischen Schriftsteller George Orwell in literarischer Hinsicht glänzend ausgearbeitet worden. Dass zahlreiche Menschen dieser Welt ähnliche Erfahrungen am eigenen Leib verspürt haben, ist geradezu unvorstellbar. Einer von ihnen war der Regisseur Andrzej Zulawski, der die Dreharbeiten zu seinem Film „Der silberne Planet“ erst Jahrzehnte später abschließen konnte. Und dennoch ist der Film im Jahr 2015 von der Website „Taste of Cinema“ zum besten Nicht-Hollywood-Sci-Fi-Film aller Zeiten erkoren worden.
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Was ist damals passiert?
Im Polen der 1970er-Jahre herrschte Kommunismus und eine eher unfreiwillige Einheitsmeinung darüber, was die kommunistische Regierung für akzeptabel hielt. So kam es, dass der Regisseur Andrzej Żuławski 1976 die Dreharbeiten zu seinem neuen Projekt „Der silberne Planet“ begann und zu drei Vierteln abschloss, bis das polnische Kulturministerium die Produktion 1978 einstellte. Darüber hinaus wurde ein Großteil der Kostüme sowie der Filmkulissen zerstört.
Kurze Zeit später ist es zur Ausweisung des damals umstrittenen Regisseurs gekommen, der erst Jahre später, nach der Demokratisierung Polens, in seine Heimat zurückkam, um den Film zu vollenden. Aufgrund der Unterbrechung von knapp einem Jahrzehnt ist das Sci-Fi-Epos 1988 als abgehakte Version erschienen, bei der fehlende Szenen und Sprachaufnahmen der Schauspielenden, die nicht an der Fertigstellung teilnehmen konnten, durch gesprochene Kommentare ersetzt wurden.
Wovon handelt der Film „Der silberne Planet“?
Bei dem Sci-Fi-Film handelt es sich um eine freie Interpretation der „Lunar-“ oder „Mond-Trilogie“, die von Żuławskis Großonkel Jerzy Żuławski im Jahre 1900 verfasst wurde. Ein Paradies frei von den Schwächen der modernen Gesellschaft – dieses Ziel setzen sich vier Astronauten und lassen sich dafür auf einem einsamen Planeten nieder. Das Experiment, das zu Beginn gut zu funktionieren scheint, wird gleich durch die kommende Generation zunichtegemacht.
Diese begehen unwissentlich ähnliche Fehler, vor denen die vier Astronauten von einst geflohen sind – das Anbeten von Göttern, die Errichtung hierarchischer Strukturen sowie das Begehren nach immer mehr. Anstatt in Frieden und Harmonie zu leben, entstehen immer mehr Konflikte. Eines Tages stößt ein Fremder auf den Planeten – doch wird es die Rettung oder der Untergang der noch jungen Zivilisation sein? Liegt das Verdorbene von Geburt an im Menschen oder macht ihn die Gesellschaft so?
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Anfängliche Schwierigkeiten bei der Restaurierung des Films
Um dem Film die nötige Atmosphäre zu verleihen, entschied sich Żuławski dafür, bei zahlreichen Aufnahmen einen Grünfilter zu verwenden und so auf warme Töne zu verzichten. Als sich die ersten Restaurateure vor 2016 an die Aufarbeitung des Films machten, hielten sie dies für einen Fehler in der Produktion und nicht als beabsichtigtes atmosphärisches Mittel. Um dies zu bereinigen, wurde versucht, das Farbgleichgewicht wiederherzustellen, was gerade in älteren Versionen zu einem unnatürlichen Farbton führte.
Dank digitaler Restaurierungen wurde es letztendlich doch möglich, die farblich korrekte Atmosphäre wiederherzustellen, die als finale Version den Regisseur kurz vor seinem Tod noch erreichte. Eine Veröffentlichung ist noch nicht bekannt, doch in naher Zukunft soll eine korrekt restaurierte Version mit einer 4K-Auflösung auf Blu-ray erscheinen.
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