Aktuell sucht Madleen bei „Princess Charming“ nach ihrer großen und queeren Liebe. Warum ist das queere Datingformat so wichtig für queere Repräsentation?
Als ich vor wenigen Wochen zum ersten Mal „The Ultimatum – Queer Love“ streamte, war ich sprachlos. Nicht nur, dass endlich auch mal queere Frauen* und nicht nur Männer* im Mainstream-TV vertreten waren. Es eröffnete sich mir eine neue Welt: Hier sind Kandidat*innen, die im TV um ihre Liebe füreinander kämpfen. Wie tun sie das? Mit einer liebevollen, aber auch sehr schonungslos offenen Kommunikation. Bei diesen Frauen* wird über Probleme gesprochen. Wer nicht anständig kommunizieren kann, wird darauf hingewiesen. Trotzdem fehlte es der Netflix-Serie nicht an spannenden Momenten und Dramen. Bin ich entsetzt, dass ich erst im Jahr 2023 auf eine queere TV-Show mit Frauen* gestoßen bin – hell yes! Hat mir das den Spaß an der Sendung genommen? Absolut nicht. Doch danach folgte das tiefe Loch: Was jetzt? Mein Blick richtete sich nach Deutschland – und mein Herz machte ein paar freudige Hüpfer: Der Grund dafür hieß „Princess Charming“.
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„Princess Charming“: Wie hatte mir das entgehen können?
Aus meiner Einleitung geht bereits ein Grund hervor, warum „Princess Charming“ so wichtig für queere Repräsentation ist: Es herrscht ein Mangel daran und auch kein großes Bewusstsein für queere Dating-Shows wie „Princess Charming“. Und ja: Ich hatte von der Sendung schon mal in einem meiner Lieblingspodcasts („Tratsch & Tacheles“ mit der wunderbaren Hadnet Tesfai und dem charismatischen Tarik Tesfu) gehört, es aber halt noch nie geschaut. Das holte ich jetzt kurz vor Staffel 3 nach. In kürzester Zeit zog ich mir Staffel 1 und 2 rein und hatte das gleiche Erlebnis wie bei „The Ultimatum – Queer Love“. Es war einfach schön, als queere cis Frau auf dem Bildschirm gleich doppelt repräsentiert zu werden: Und zwar für mein Gender und meine Sexualität. Etwas, was generell im Fernsehen, aber auch speziell im deutschen TV bisher kaum bis gar nicht vorkam.
Queere Frauen* in deutschen Serien
Wer im deutschen TV nach queeren Frauen* und Parnter*innenschaften sucht, findet sie meist nur vereinzelt. Seriennotizen machte sich (nicht nur) im letzten Jahr die Mühe, um alle Haupt- und Nebenrollen in deutschen Serien aufzuzählen. Im Vergleich zu 2019 scheint die Liste 2023 schon etwas gewachsen zu sein, was Mut macht. Allerdings kommen in der Aufzählung auch solche Rollen wie die Polizistin Hannah Wagner aus „Nord bei Nordwest“ (ARD) vor, die zwar den Eindruck erweckte, lesbisch zu sein, als sie sagte „Ich hab keinen Mann. Ich mag Frauen“, doch wird danach nie wieder darauf eingegangen. Und die IT-Spezialistin Marlene Weber aus „WaPo Berlin“ (ARD) hat zwar eine Freundin, die auch erwähnt wird, aber gesehen hat sie bisher noch keine*r – allerdings wird es wohl neue Folgen geben. Da gibt es ja noch eine Chance. Das nur noch mal, um allen die große Lücke vor Augen zu führen.
Was macht „Princess Charming“ in meinen Augen besonders?
Der vorherige Absatz beweist: Wir haben speziell im deutschen TV (aber nicht ausschließlich hier) noch einen weiten Weg zu gehen. „Princess Charming“ finde ich gleich auf mehreren Ebenen so wichtig als Repräsentation für queere Menschen:
- Die Frauen* stehen während der gesamten Staffel im Mittelpunkt und spielen nicht nur eine Nebenrolle.
- Ihre Queerness steht im Mittelpunkt – schließlich geht es um die Suche nach der richtigen Partnerin.
- Queere und feministische Themen werden mal bewusst, mal wie selbstverständlich (was sie auch sein sollten) angesprochen.
- Die Kandidat*innen beweisen mit ihrem Verhalten, dass das Stereotyp der zickigen und eifersüchtigen Frau, die sich mit Krallen gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzt, genau das ist: ein Stereotyp.
Das Fazit
Cons
An „Princess Charming“ ist sicherlich nicht alles gut. Nach wie vor handelt es sich um ein Reality-Programm, wo Skripte und Schnitte den Inhalt manipulieren und in bestimmte Richtungen lenkt. Auch ist es nicht das perfekte queere Programm, schließlich kommt besonders aus queerer Ecke Kritik, dass die Datingshow zu sehr dem heteronormativen Blick gefallen will. Und dennoch: Hier wird queeren Frauen* eine Bühne gegeben und das auch noch über einen längeren Zeitraum.
Pros
Einfach nur dadurch, dass die Frauen* hier vor laufender Kamera gezeigt werden und dabei so handeln, wie sie eben handeln, wird queere Repräsentation geschaffen. Politisch relevante Themen werden angesprochen oder wie selbstverständlich vorgelebt: Zum Beispiel wird Konsens und eine gute Kommunikation praktiziert. Und es wird über Themen gesprochen, wie die Vulva, weibliche Lust und Sexualität, aber auch über Verhütung zwischen Frauen. Viele Themen sind vielen Menschen nicht bewusst. Andere versperren sich aus Vorurteilen und Hass dagegen. Wieder andere Personen sind genau von den Themen betroffen und wissen so gut wie nichts darüber oder fühlen sich nicht gesehen. Das alles sind Gründe für mich, warum „Princess Charming“ trotz seiner Nachteile und berechtigter Kritik eine große Bedeutung für queere Repräsentation im deutschsprachigen TV hat.
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