Ein Markenzeichen der deutschen Sitcom waren die Seitenhiebe auf politische Korrektheit. Einer der Hauptdarsteller der Comedyserie vermutet, dass diese Art von Humor heute nicht mehr funktionieren würde.
Als Ulf Steinke hat sich Oliver Wnuk über fünf Stellen durch den Büroalltag in einer Versicherung geschleppt und dabei immer wieder feststellen müssen, wie anstrengend der Umgang mit Vorgesetzten und der Kollegschaft sein kann. Fans der Sitcom werden sicherlich auch immer geschätzt haben, dass sich die Serie alles andere als politisch korrekt gegeben hat. Vor allem die namensgebende Hauptfigur ist in „Stromberg“ immer wieder mit Seitenhieben auf Randgruppen aufgefallen.
Ihr habt „Stromberg“ noch nie gesehen? Im Video bekommt ihr erste Eindrücke davon, wie sich der besagte Abteilungsleiter in der Serie gegeben hat. Alternativ findet ihr alle fünf Staffeln der Mockumentary auch im Netflix-Abo.
Wie denkt Oliver Wnuk heute über „Stromberg“?
Im ZDF-Interview anlässlich seines Auftritts als verlogener Juniorchef eines Versandhauses in der Komödie „Alle nicht ganz dicht“ hat der Darsteller eine Einschätzung darüber abgegeben, wie „Stromberg“ heute wohl ankommen würde:
„Vom Gefühl her, würde ich sagen, leben wir eine ,Zeigefinger-Kultur’. Die Menschen grenzen sich und ihre Art zu leben sehr ab, tragen sie paradoxerweise jedoch gleichzeitig sichtbar und vermeintlich selbstbewusst nach außen, um sie gleichzeitig vor jeder Art Angriff, auch wenn es sich dabei um Komik handelt, zu verteidigen.“
Damit spielt der Mime offensichtlich darauf an, dass sich mittlerweile eine gefühlsgetriebene Gesellschaft entwickelt hat, die allzu allergisch darauf regiert, wenn ihre Art zu leben aufs Korn genommen wird. Dabei gibt der „Ulf“-Darsteller aber auch zu bedenken: „Wenn unsere Figuren bei ,Stromberg’ Randgruppen aufs Korn genommen haben und sich damit aber eigentlich selbst degradierten, habe ich das Gefühl, dass es dafür heutzutage mehr Protest geben würde. Bei all dem digitalen Wandel, der schnelllebigen Informationsgesellschaft, den vielen verschiedenen Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten, könnte es sein, dass Persönlichkeitsentwicklung im Allgemeinen schwieriger geworden ist.“
Politische Korrektheit macht es der Comedy schwerer
Weiter führt der gebürtige Konstanzer aus: „Und so besteht vielleicht eher das Bedürfnis, sich mehr zu schützen. Das macht es der Komik und denen, die davon leben mögen, schwerer, dazwischenzugrätschen.“
Wie schwer es Formate wie „Stromberg“ oder auch „Little Britain“ heute hätten, spiegelt sich mittlerweile in der Comedy-Landschaft wider. Randgruppen-Witze kommen meist nur noch in selbstreferenzieller Form daher, Ironie und Sarkasmus werden oftmals sehr kritisch gesehen. Dass sich Figuren wie Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) mit ihrem Verhalten den Spiegel aber selbst vorgehalten haben und dafür auch Konsequenzen tragen mussten, wird dabei offensichtlich nicht bedacht.
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