Von überschwänglichen Begeisterungsstürmen bis hin zu gnadenlosen Hasstiraden: Der eine will nach dem gemeinsamen Kinobesuch ein wahres Meisterwerk gesehen haben, der andere ärgert sich dagegen über verschwendete Lebenszeit. Klar, Geschmäcker sind verschieden und Qualität liegt im Auge des Betrachters. Im Laufe der Filmgeschichte hat es jedoch immer wieder Filme gegeben, die zu ihrer Zeit regelrechte Skandale ausgelöst und ihr Publikum in die Flucht geschlagen haben. Heute präsentieren wir euch ein paar dieser Grenzgänger, bei denen die Zuschauer aus den unterschiedlichsten Gründen Reißaus genommen haben.
The Blair Witch Project (1998)
Aufgrund einer im Voraus clever platzierten Marketing-Strategie glaubten viele, dass in dem Found-Footage-Schocker aus dem Jahr 1998 reale Ereignisse zu sehen seien. Das konnten offensichtlich nicht alle Mägen verkaften, weswegen in der Eröffnungswoche in einigen Kinos in Atlanta sogar eine „Kotz-Aufsicht“ eingeführt wurde, nachdem jemand ein Kinofoyer mit seinem Mageninhalt dekoriert hatte.
V/H/S – Eine mörderische Sammlung (2012)
Auf dem Sundance Film Festival im US-Bundesstaat Utah rannte ein Zuschauer während der Vorführung aus dem Kinosaal und erlitt heftige Krampfanfälle, während sich seine Freundin in der Eingangshalle übergab. Die beiden wurden noch vor Ort versorgt und ließen es sich nicht nehmen, anschließend sogar noch den letzten Filmminuten beizuwohnen.
Uhrwerk Orange (1971)
Bis heute wird Stanley Kubricks Werk heiß diskutiert, immerhin strotzt die Romanverfilmung nur so vor expliziter Gewalt und drastischen Szenen. Der damalige Kinostart trat allerdings eine wahre Protestwelle los, denn die Menschen fürchteten, dass der Duktus des Films eine ganze Generation von gefühlskalten Menschen hervorbringen könne. Viele verließen noch während der Vorführung den Saal und waren entrüstet über die teils unerträglichen Szenen, die sich auf der Leinwand abspielten.
Swiss Army Man (2016)
Zwar ist das Werk mit „Harry Potter“-Star Daniel Radcliffe bei den Kritikern durchaus beliebt, dennoch schienen die Zuschauer bei der Vorführung auf dem Sundance Film Festival gänzlich anderer Meinung zu sein. Anfangs mussten noch zahlreiche Besucher auf einen Platz im Kinosaal verzichten, das änderte sich jedoch schon nach kurzer Zeit, denn viele konnten mit dem Film absolut nichts anfangen und verließen die Vorführung vorzeitig.
Van Diemen’s Land (2009)
Schon die erste Mordszene des australischen Kannibalen-Thrillers sorgte dafür, dass sich einige Zuschauer übergeben mussten und sogar ihr Bewusstsein verloren. Der Regisseur hatte mit dieser heftigen Reaktion offenbar nicht gerechnet, denn er betonte im Nachhinein, dass er den Ekelfaktor eigentlich hatte niedrig halten wollen.
Reservoir Dogs (1992)
Noch während der Vorführung von „Reservoir Dogs“ verließen einige der Kinozuschauer den Saal und zeigten sich im Nachhinein schockiert über die expliziten Gewaltszenen. Unter den Flüchtenden befand sich damals sogar Horror-Altmeister Wes Craven, der betonte, Regisseur Quentin Tarantino solle seine Entscheidung als Kompliment auffassen, denn die Gewalt sei ihm schlichtweg zu realistisch gewesen. Insbesondere die Szene, in der Michael Madsen einem Polizisten ein Ohr abschneidet, ließ die Zuschauer massenweise aus dem Kinosaal stürmen.
127 Hours (2010)
Das Biopic „127 Hours“ skizziert eine wirklich tragische Geschichte und besonders eine Szene dürfte den meisten im Gedächtnis geblieben sein. Aron Ralston (James Franco) sieht nach einem Sturz in eine Felsspalte nur eine Möglichkeit, um seinen eingeklemmten Arm wieder zu befreien: Er schneidet sich mit einem Taschenmesser seinen Unterarm ab. Die drastische Darstellung und die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers James Franco müssen ziemlich überzeugend gewesen sein, denn das Publikum reagierte mit Erbrechen und Ohmachtsanfällen.
Der König der Löwen (1994)
Kaum zu glauben, aber zu seiner Zeit sorgte der Disney-Klassiker bei manchen Eltern für eine Welle der Empörung: Insbesondere die Szene, in der Simba um seinen niedergetrampelten Vater trauert, war für einige Kinder wohl zu viel, was in diverse Weinkrämpfe mündete und die Eltern dazu veranlasste, mit ihren Sprösslingen fluchtartig den Kinosaal zu verlassen.
Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009)
Bei James Camerons 3D-Spektakel gab es, zumindest inhaltlich, für die meisten Zuschauer nichts zu meckern. Einige hätten aber wahrscheinlich lieber auf die dritte Dimension verzichtet, sorgte die besondere Technik doch bei vielen Zuschauern für Übelkeit, Sehstörungen und Erbrechen, weswegen sich diese gezwungen sahen, den Kinosaal schnellstmöglich zu verlassen. In Südkorea wurde ein wirklich tragischer Fall publik, denn dort starb ein junger Mann an den Folgen einer Hirnblutung, die laut ärztlicher Diagnose durch „übermäßige Aufregung“ während der Filmsichtung verursacht wurde.
Cloverfield (2008)
Ein klarer Fall von Motion Sickness: Verzerrte, hektische und unscharfe Bilder sorgten bei dem Katastrophenfilm „Cloverfield“ dafür, dass sich einige Zuschauer noch im Kinosaal übergeben mussten. Entsprechende Warnhinweise folgten… besser spät als nie.
Irreversibel (2002)
Bereits bei der Premiere in Cannes löste Gaspar Noés „Irreversibel“ eine Welle der Empörung aus, die vor allem zwei besonders brutalen Szenen geschuldet war. Doch weder die minutenlange Vergewaltigungsszene noch die drastische Tötungs-Szene am Anfang des Films waren der Grund dafür, dass 200 Zuschauer den Saal vorzeitig verließen. Der Skandal-Regisseur hatte es mit dem Sounddesign wohl etwas zu gut gemeint, denn der übermäßige Gebrauch von Infraschall, einer ziemlich unangenehmen Bassfrequenz, die angeblich den Vibrationen eines Erdbebens gleicht, sorgte für vorzeitige Fluchten aus dem Kinosaal.
The Walk (2015)
Auch bei der US-amerikanischen Filmbiografie „The Walk“ waren eher physische Probleme für die Flucht der Zuschauer verantwortlich: Viele aus dem Publikum unterschätzten die Wirkung der Bilder von Seiltänzer Philippe Petit (Joseph Gordon-Levitt), der in schwindelerregender Höhe auf einem Drahtseil zwischen den Twin Towers entlang spaziert, und wurden unverzüglich mit der Entleerung des Mageninhalts gestraft.
Der Exorzist (1973)
Der Horror-Klassiker von William Friedkin sorgte nicht nur für ordentlich Schlagzeilen, sondern zeigte sich auch für die ein oder andere körperliche wie auch psychische Blessur seiner Zuschauer verantwortlich. Die Geschichte über das vom Teufel besessene Mädchen Regan konnten viele nicht ertragen und so sahen sie sich gezwungen, sich schnellstmöglich aus dem Kinosaal zu verabschieden. Eine Frau soll sogar im Anschluss der Sichtung im Foyer eines Kinos kollabiert sein.
Die 120 Tage von Sodom (1975)
Der Skandal-Film „Die 120 Tage von Sodom“ sorgt bis heute für hitzige Diskussionen. Mord, Vergewaltigung und Folter wurden hier auf eindrücklichste inszeniert und bis heute streiten sich Cineasten, ob Pasolini hier ein Meisterwerk oder einen moralisch inakzeptablen Schundfilm geschaffen hat. Viele Zuschauer mussten die Sichtung jedenfalls vorzeitig abbrechen und konnten die expliziten Bilder nicht ertragen. Zudem wurden mehrere Strafanzeigen gegen den Film gestellt und öffentliche Vorführungen polizeilich verboten.
Freaks (1932)
Tod Brownings legendäres Horrordrama sorgte zu seiner Zeit für Erbrechen, Ohnmachtsanfälle und sogar Herzinfarkte. Bis heute hält sich außerdem hartnäckig das Gerücht, dass eine Frau während der Filmvorführung eine Fehlgeburt erlitten haben soll und die Macher daraufhin verklagen wollte.
Antichrist (2009)
Dass Lars von Trier nicht unbedingt für romantischen Komödien bekannt ist und sich die Kinozuschauer bei seinen Werken nicht entspannt berieseln lassen können, sollte bekannt sein. Mit „Antichrist“ hat das dänische Enfant terrible uns ein ganz besonderes Werk kredenzt, bei dem während der Premiere in Cannes bereits vier Zuschauer in Ohnmacht gefallen sein sollen. Die Nahaufnahme zweier Genital-Verstümmelungen wollte uns der Regisseur freundlicherweise nicht vorenthalten und so ist es nicht verwunderlich, dass auch einige der von Ohnmacht verschont gebliebenen restlichen Zuschauer bei der Filmpremiere Reißaus nahmen.
„The Revenant – Der Rückkehrer“ (2016)
Leonardo DiCaprio sollte dieser Film seinen ersten Oscar bringen, doch einige Zuschauer hielten das oftmals überraschend brutale Werk nicht zum Ende durch. Bei den ersten Vorführungen verließen einige Personen aus dem Publikum das Kino. Angesichts einer blutigen Bärenattacke, eines abgetrennten Ohres und Selbst-Kauterisation auch nicht wirklich verwunderlich.
„Deadpool“ (2016)
Die Marketingkampagne von „Deadpool“ machte eigentlich deutlich, dass dies kein gewöhnlicher Superhelden-Film ist. An einigen Zuschauern ging dies allerdings vorbei, so kauften doch Eltern für ihre Kinder und Großeltern für ihre Enkel Karten, um mit ihnen gemeinsam einen vermeintlich spaßigen Film à la Marvel zu sehen. Ziemlich schnell bemerkten sie jedoch ihren Irrtum und so gibt es einige Berichte von Erziehungsberechtigten, die mit ihren lieben Kleinen aus dem Saal stürmten.
„Fight Club“ (1999)
Heute gilt „Fight Club“ als einer der größten Filme aller Zeiten. Bei seinem Kinostart war er allerdings ein gewaltiger Flop. Viele erwarteten aufgrund der mäßigen Werbekampagne einen waschechten Kämpfer-Film wie „Rocky“ oder „Warrior“. Wieder andere fühlten sich von den oftmals brutalen Szenen verprellt oder von der Message des Films, die ihren Lebensstil hart attackierte.
„Die Passion Christi“ (2004)
Eigentlich hätten die Zuschauer wissen müssen, dass die letzten Tage im Leben von Jesus Christus kein Vergnügen waren. Die enorm brutalen Darstellungen, die Mel Gibson in seinem Herzensprojekt verwendete, dürften dann aber doch viele überrascht haben. Entsprechend gibt es Berichte von kotzenden Kinogängern, eine Zuschauerin soll bei der Kreuzigungsszene sogar einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben.
„Tree of Life“ (2011)
Hier war der gemeine Kinogänger nicht angeekelt, sondern mochte meist einfach nicht, was ihm geboten wurde. Viele Zuschauer verließen schon kurz nach dem Start den Saal und forderten ihr Geld zurück. Ein Kino stellte sogar ein Schild auf, mit dem es die Zuschauer aufforderte, sich vor dem Kauf des Tickets über „Tree of Life“ zu informieren. Wieder andere erstatten den Zuschauern die Kosten, sofern sie innerhalb von 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung wieder gehen.