Für ihren ersten Spielfilm, den sie gemeinsam inszeniert haben, wählten die französischen Schwestern Delphine und Muriel Coulin einen wahren Fall. Im Frühjahr 2008 wurden an einer Highschool im US-Bundesstaat Massachusetts 17 Mädchen schwanger. Sie hatten einen Pakt geschlossen und beabsichtigten, ihre Kinder gemeinsam aufzuziehen. Der Film verlegt diese Geschichte in die bretonische Stadt Lorient. Das gemeinsame Erlebnis der Schwangerschaft dient den 16-Jährigen als Ausbruch aus der von den Eltern vorgelebten Realität und als aufregendes Abenteuer.
Für Eltern mag es der Albtraum schlechthin sein: Pubertierende Töchter, die sowieso allergisch sind gegen gute Ratschläge, wollen auf einmal schwanger sein. Weil die Freundin es auch ist und deren Freundin ebenfalls, weil sie dann ein Haus mieten und die Kinder gemeinsam aufziehen können. Einwände, Empörung, Argumente prallen ab von dieser im Nu sich bildenden Front aus Euphorie und Entschlossenheit. Und in der Schule hören die ratlosen Eltern auch noch, rein rechtlich könnten sie gegen den Kinderwunsch ihrer 16-jährigen Töchter nicht vorgehen.
Zunächst wird Camille (Louise Grinberg) ungewollt schwanger, beschließt dann aber, das Kind auszutragen. Mit ihren Schulfreundinnen, vier an der Zahl, versteckt sie sich beim Joggen in den Dünen, um zu kiffen. Es dauert nicht lange, bis die Mädchen auch in der Schulkantine etwas aushecken: Camilles Vorschlag, sie könnten doch auch schwanger werden, hört sich faszinierend an. Nie mehr Langeweile, eine Gemeinsamkeit, die zusammenschweißt.
Das Getuschel der Mädchen, ihre geheimen Treffen, der Stolz auf ihre zur Schau getragene Weiblichkeit und auf den Ausbruch aus der gesellschaftlichen Unfreiheit ihres Alters, inszenieren die Regisseurinnen atmosphärisch und emotional ansprechend. Dieser Gemeinschaft setzen sie die kalten und hässlichen Ansichten einer Stadt entgegen, bei deren Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg das Herz anscheinend vernachlässigt wurde. In ihren Zimmern in den Wohnungen der Eltern sitzen die Mädchen allein und ohne Beschäftigung vor mehr oder weniger leeren Wänden. Von Familienleben ist nicht viel zu spüren, Camille fühlt sich von ihrer allein erziehenden Mutter ignoriert. Vor diesem Hintergrund wirken ihre Erklärungen, sie wolle ein Kind bekommen, um geliebt zu werden und um alles besser zu machen, verständlich.
Die romantische Anarchie der Mädchen aber wird im Film nicht weiterentwickelt. Die Mädchen bleiben in der Pose ihrer körperlichen Macht stecken und scheinen keine weiteren Pläne zu verfolgen. Die Väter der ungeborenen Kinder kommen so gut wie gar nicht vor es sind Mitschüler, die nicht gefragt wurden, die auch jetzt nicht gefragt sein wollen. Und die Eltern, die Schule verharren in seltsamer Passivität. Der Film lässt die Geschichte absichtlich im Unklaren, im Ungefähren, in einem Schwebezustand, der zwar wiederum an eine Schwangerschaft erinnert, sich aber wenig um die Realität kümmert und damit seinen Protagonistinnen gegenüber ebenfalls ratlos wirkt.
Fazit: In 17 Mädchen proben Schülerinnen den Ausbruch aus der Unmündigkeit, indem sie schwanger werden: romantische, aber auch ziemlich vage Interpretation einer wahren Geschichte.