Wenn wir ganz ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir öfters mal gleich zu Beginn des Abspanns den Kinosaal verlassen. Genau genommen ist das aber nicht die feine Art, dient doch der Abspann dazu, all denen, die am fertigen Film mitgearbeitet haben, Respekt zu zollen. Filme sind nun mal ein Gemeinschaftsprojekt mit unglaublich vielen Beteiligten, es gibt nicht nur Regisseure und Schauspieler, sondern eben auch Kameramänner und -frauen, Bühnenbildner, Drehbuchautoren, Cutter, und und und. Oftmals ist es allerdings etwas langweilig, im dunklen Kinosaal die Namen etlicher Menschen schwarz auf weiß an sich vorüberziehen zu lassen. Deshalb haben einige Filme einen neuen Weg eingeschlagen: sie gestalten ihren jeweiligen Abspann farbenfroh, witzig, oder einfach besonders – da bleibt man doch gerne sitzen! Damit ihr wisst, was ihr vielleicht verpasst habt und nun nachholen könnt, haben wir hier für euch besonders sehenswerte Film-Abspanne zusammengestellt. Links zum jeweiligen Abspann findet ihr hier auch. In diesem Sinne: Viel Spaß!
„22 Jump Street“
„22 Jump Street“ ist, wie der Name schon vermuten lässt, die Fortsetzung von „21 Jump Street“. Der selbst-reflektive Humor des Films macht sich damit schon im Titel bemerkbar. Wer ihn hier versäumt haben sollte, wird im Abspann noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dieser besteht nämlich zu großen Teilen aus einer Parodie möglicher Folgefilme. Während es im ersten Teil darum geht, dass die Polizisten Greg (Channing Tatum) und Morton (Jonah Hill) eine High-School infiltrieren müssen, passiert das Gleiche im zweiten Teil – mit dem kleinen Unterschied, dass es sich jetzt um eine Universität handelt. Im Abspann werden dann weitere „Jump Street“-Filme vorgestellt: „23 Jump Street – Medical School“, „24 Jump Street – Foreign Exchange Students“ bis hinzu „2121 – Jump Street“ im All. Dazu kommen noch ein Computer-Spiel, Action-Figuren und eine Lunch-Box-Edition der Filmreihe. Damit macht man sich auf wunderbare und unterhaltsame Weise lustig über Hollywoods endlosen Fortsetzungen und das damit einhergehende Merchandise.
Die „Fluch der Karibik“-Filme
Die „Fluch der Karibik“-Filme sind für ihre Post-Credit-Szenen bekannt. Um ihnen gebührend Tribut zu zollen, muss man sagen, dass sie die Tradition lange vor den Marvel-Filmen ins Leben gerufen haben. So sah man am Ende des ersten Teils, wie der Affe Jack ein Goldstück aus dem verfluchten Schatz klaut und deshalb zum Geisteraffen wird. Der zweite Teil machte deutlich, was aus dem Hund auf der Insel der Barbaren wurde, Teil drei sprang zehn Jahre in die Zukunft, um zu zeigen, wie der nun verfluchte Will (Orlando Bloom) seine Familie besucht und Teil vier vereinte Angelica (Penelope Cruz) mit ihrer Voodoo-Puppe von Jack Sparrow (Johnny Depp). Im bisher letzten und fünften Teil wird sogar auf die Rückkehr von Davy Jones (Bill Nighy) angespielt. Hier lohnt es sich also wirklich, im Kinosaal sitzen zu bleiben.
„Hangover“-Filme
Am Ende der „Hangover“-Filme bekommt das Publikum begleitet von einem schmissigen Lied stets Fotos der durchzechten Nacht zu sehen. Da sich die Filme ja vor allem mit den Konsequenzen dieser befassen, sind die Beweisbilder natürlich recht aufschlussreich – wenn auch nicht immer jugendfrei. Im dritten Teil der Reihe gibt es dann schließlich eine Post-Credit-Szene, in der Regisseur Todd Phillips seinen Kritikern gewissermaßen den Mittelfinger zeigt. Denn anlässlich des zweiten Films fragte sich so mancher, wie eine dermaßen aus dem Ruder gelaufene Nacht den selben Typen zweimal passieren könne. In einem Interview sagte der Regisseur dazu: „Oh ja?! Es wird sogar ganze dreimal passieren. Fi*** euch!“. In diesem Sinne illustriert die Szene wiedermal die Folgen einer extremen Party-Nacht, dieses Mal mit unfreiwilligen Brust-Implantaten.
© Warner
„Toy Story 3“
Während des Abspanns in „Toy Story 3“ wird uns gezeigt, wie das Leben unserer liebsten Spielzeug-Helden verläuft, nachdem Andy sich von ihnen getrennt hat. Im Gegensatz zum teilweise recht traurigen Ton des Films, macht der Abspann also deutlich, dass die Figuren in ihrer neuen Heimat sehr glücklich sind. Das Leben geht weiter, Ken und Barbie sind die Anführer der kleinen Bande, die Verhältnisse sind fair und fröhlich. Was hätte man sich anderes wünschen können? Wer sitzen bleibt, wird hier ordentlich belohnt!
„Tropic Thunder“
Als wäre „Tropic Thunder“ und allem voran Tom Cruise als Studio-Boss Les Grossman nicht schon herrlich genug, setzt der Abspann noch einen oben drauf. Im Gegensatz zu den meisten Abspannen, hört dieser Film nicht einfach mit einem Schnitt und den über den Bildschirm rollenden Namen aller Beteiligten auf, nein, hier sieht man Les Grossman in seinem Wohnzimmer, der ganz entspannt aus seinem Sessel aufsteht, während ein blaues Disco-Licht von der Decke leuchtet und einfach zu „Get Back“ von Rapper Ludacris zu tanzen. Erst dann erscheinen im Wechsel mit kurzen Szenen aus dem Film, die Namen Mitwirkenden.
„Super 8“
„Super 8“ wurde von Steven Spielberg produziert, während J. J. Abrams Regie führte. Dementsprechend ist der Film eine Hommage an die frühen ’80er Jahre (der Titel selbst spielt ja auf ein bestimmtes Filmformat an) und seine Science-Fiction-Filme mit Teenagern in den Hauptrollen. Hier filmt eine Gruppe junger Menschen ein Zugunglück, bei dem ein Alien entkommt – die Handlung mag sich abgefahren anhören, was der Spannung und Unterhaltsamkeit des Films keinen Abbruch tut. Wie man sich denken kann, soll das Geschehnis vertuscht werden und die Aufnahme gewinnt an unglaublicher Bedeutung. Während des Abspanns wird dann der fertige Film der Teenager gezeigt – das Zugunglück ist natürlich auch mit dabei.
„WALL-E“
Die bisherigen Beispiele haben schon gezeigt, dass manche Credits den Zuschauern wichtige Informationen vermitteln. In „WALL-E“ ging man sogar noch ein Stück weiter, denn hier ist der Abspann sozusagen das Ende des Films. Im Kino zu bleiben, ist in diesem Fall also nicht nur ein Augenschmaus (denn die Zeichnungen sind aufwändig produziert und einfach verblüffend), sondern zum Abschluss des Gesehenen sogar unabdingbar. Gezeigt wird die Vergangenheit und Zukunft der Menschen und das nicht nur irgendwie, sondern im Zeichenstil der jeweiligen Epochen. Ein Muss für jeden Zuschauer, finden wir!
„Dawn of the Dead“
„Dawn of the Dead“ ist, wie der Titel schon verrät, ein Zombie-Film. Der Abspann ist hier deshalb so interessant, weil er das Ende des Films schlicht und ergreifend ungeschehen macht. Scheint es zunächst, als hätte eine kleine Menschengruppe die Zombie-Apokalypse überstanden, zeigen die Szenen im Abspann, dass diese Überlebenden schlussendlich ein übles Schicksal ereilt…
„Ferris macht blau“
Dieser Film ist zwar schon etwas älter, aber er gehört definitiv hierher. Nicht nur handelt es sich um einen Comedy-Klassiker, sondern auch um einen viel zitierten und geliebten Film. Passend zu seinem Klut-Status wartet er nicht nur mit einer Extraszene während des Abspanns, sondern auch mit einer Post-Credit-Szene auf – besser könnte es kaum sein. Die Post-Credit-Szene bricht, wie so viele andere im Film, die sogenannte vierte Wand zwischen Film und Publikum: Ferris schaut im rot-weiß gestreiften Bademantel in die Kamera und sagt „Ihrseid noch hier? Es ist vorbei, geht nach Hause – geht!“ Auch wenn ihr den Streifen nicht gesehen habt, kann es sein, dass euch die Szene bekannt vorkommt. Dafür gibt es auch einen guten Grund…
„Deadpool“
Wir wollen euch nicht weiter quälen und lösen das Rätsel gleich auf: „Deadpool“ wartet mit einer Post-Credit-Szene auf, die jener in „Ferris macht blau“ nachgestellt ist. Von der Tapete bis hin zu Bademantel: alles passt! Allerdings hört es dabei nicht auf: „Deadpool“ muss natürlich noch einen kleinen Seitenhieb auf die Superhelden-Filme aus dem Hause Marvel einbauen. Deshalb spricht der folgende Worte: „Ihr erwartet einen Teaser zu Deadpool 2? Nun, das Geld dafür haben wir nicht.“ Es sind diese Kleinigkeiten, die den Film zu einem Meisterwerk machen. Einfach grandios!
„Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“
Hier handelt es sich natürlich um die Action-reiche Adaption vom britischen Regisseur Guy Ritchie mit Robert Downey Jr. als exzentrischem Detektiv und Jude Law als Zimmergenosse und Sidekick Dr. Watson. Der Abspann ist genauso witzig, spannend und eigenwillig wie der Rest des Films, denn hier verbindet sich Schnörkel-Schrift mit literarischem Buch-Design und Szenen aus dem Film. Absolut sehenswert!
„Drunken Master“
Wem dieser Film nicht mehr parat sein sollte, dem kann man nur Raten, ihn so schnell wie möglich (noch) einmal anzuschauen. Die Handlung dreht sich um einen jungen Martial-Arts-Kämpfer, der zwischen dem Pazifismus seines Vaters und seinem eigenen Sinn für Gerechtigkeit hin und her gerissen ist. Eigentlich ist die Handlung aber auch vollkommen egal, denn es geht hier vor allem darum, Jackie Chan bei opulenten und gefährlichen Kämpfen zuzuschauen. Der Abspann zeigt dann noch einmal die Outtakes des Films: Manches ist lustig, anderes wiederum etwas schockierend (zeigt sich hier doch, wie gefährlich Chans Job eigentlich ist). Vor allem ist es aber interessant, gleich nach Ende des Films ein „Hinter den Szenen“-Feature mitgeliefert zu bekommen. Das passiert nicht alle Tage und so lohnt es sich definitiv, ein wenig länger im Kinosaal zu verweilen.
„Slumdog Millionär“
„Slumdog Millionär“ spielt zwar in Indien, ist aber alles andere als ein Bollywood-Film. Dennoch zollt er diesen großartigen und (im besten Sinne des Wortes) komplett übertriebenen Produktionen einen gebührenden Tribut. Wann? Im Abspann natürlich! Hier wird getanzt, wie es sich gehört: In einer großen Gruppe zur typischen Musik mit den typischen Tanzschritten. Solltet ihr damals zu früh aus dem Kinosaal geflohen sein, müsst ihr euch die Szene unbedingt noch einmal anschauen, denn sie macht einfach Spaß!
„Blue Valentine“
Und zum Abschluss noch ein weiteres Drama: der Abspann von „Blue Valentine“ ist einfach grandios. Es handelt sich hier nicht um ein besonders lustiges, oder spannendes Beispiel, sondern schlicht um einen sehr guten Abspann. Dieser passt sich wunderbar in den Film ein, ist also ein perfekter Abschluss des gerade gesehenen Liebes-Dramas. Eigentlich reißen uns die Credits ja immer aus der erlebten Illusion: Wir sehen, dass es sich hier nicht um Realität, sondern um ein Produkt handelt, an dessen Herstellung viele Menschen beteiligt waren. Im Fall von „Blue Valentine“ hat man es aber geschafft, die Zuschauer weiter im Bann des gerade Gesehenen zu halten. Was hier auf der Leinwand erscheint ist eine seltene Mischung aus Intimität und Distanz mit passendem Soundtrack: Der Film auf den Punkt gebracht. Und ein Feuerwerk gibt es dazu auch noch!