Seit seinem Start bei Netflix wird der Erotikfilm „365 Days“ kontrovers diskutiert. Tausende fordern jetzt in einer Petition, dass das Werk komplett von Netflix verschwinden soll.
Es ist eine Kontroverse, die vermutlich jeder erahnen konnte: In dem Erotikfilm „365 Days“ entführt ein Mafiaboss eine Frau und hält sie als Geisel, damit sie sich innerhalb eines Jahres in ihn verliebt. Der Film wird oftmals mit „Fifty Shades of Grey“ verglichen und war für Netflix ein voller Erfolg. Das Werk hält sich schließlich seit Wochen bei den meistgesehenen Titeln ganz weit oben.
Neben einer qualitativen Kontroverse wie bei „Fifty Shades of Grey“ wird auch „365 Days“ von einer Diskussion über die Glorifizierung einer toxischen Beziehung begleitet. Wobei sie hier noch deutlicher ausfällt, schließlich wird Laura (Anna-Maria Sieklucka) von Massimo (Michele Morrene) entführt und mehrfach kommt es zu sexuellen Übergriffen. Deswegen fordert jetzt eine Petition, den Film komplett von Netflix zu entfernen.
Diese Netflix-Filme kommen zum Glück ohne solcherlei Vorwürfe aus:
Petition erhebt schwere Vorwürfe gegen „365 Days“
Über 75.000 Personen unterstützten bislang (Stand: 10. Juli 2020) auf change.org die Forderung. Die Petition wirft dem Film vor, sexuelle Übergriffe zu verzeihen, zu glorifizieren und zu romantisieren. Hinzu kommt Gaslighting, bei der das Opfer durch Lügen in der eigenen Wahrnehmung der Realität erschüttert wird, was zu massiven psychischen Problemen führen kann. Zusätzlich nötige Massimo Laura, auch sexuell, und versuche gezielt, ein Stockholm Syndrom bei ihr zu erzeugen. Bei diesem psychologischen Phänomen entwickelt eine Geisel sympathische Gefühle für den Entführer. All dies ziele darauf, Laura sexuell, physisch sowie emotional zu missbrauchen.
Alles in allem trivialisiere und glorifiziere „365 Days“ damit sexuelle Übergriffe und häusliche Gewalt. Betroffene könnte durch solche Art der Darstellung suggeriert werden, dass ihre toxischen Beziehungen romantisch und normal sind, was sie definitiv nicht sind.
Netflix äußert sich zur Kontroverse
Netflix bezog nach einer wochenlangen Diskussion Stellung zu „365 Days“ (via Reuters), nachdem die britische Sängerin Duffy in einem offenen Brief dem Film vorwarf, „die brutale Wirklichkeit von Sexhandel, Entführungen und Vergewaltigung“ zu glorifizieren. Duffy enthüllte im Februar 2020, dass sie entführt, unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurde. Sie zog sich mehrere Jahre aus der Öffentlichkeit zurück, um dieses Trauma zu verarbeiten.
Ein Netflix-Sprecher ging auf die Vorwürfe nicht ein. Er wies lediglich darauf hin, dass der Film aufgrund von Gewalt und Sex eine hohe Altersfreigabe habe. Zudem habe Netflix keinen Einfluss auf die Produktion gehabt, sondern die Lizenz erworben, nachdem er in einigen Ländern im Kino lief.
„Wir sind davon überzeugt, unseren Abonnent*innen rund um den Globus mehr Optionen und Kontrolle über ihr Netflix-Erlebnis zu geben“, gab der Netflix-Sprecher zu Protokoll und betonte zudem, dass Mitglieder mit Filtern einstellen können, was sie sehen wollen und was nicht. Eine Trigger-Warnung vor dem Film einzublenden, die vor den verstörenden Themen warnt, hielt Netflix bislang nicht für nötig, obwohl dies beispielsweise bei „Tote Mädchen lügen nicht“ geschah; wobei es da auch ein wenig dauerte. Die Kontroverse um „365 Days“ dürfte trotz der Antwort des Netflix-Sprechers kaum abreißen. Zumal eine Fortsetzung bereits bestätigt wurde.
Welche Titel ihr bei Netflix verpasst habt, verrät euch auch unser Quiz: