FBW-Jury-Begründung:
Alex und Greg Wheeler sind die Eltern des vierjährigen Jungen Jake. Alex hatte ihre berufliche Karriere ganz der Erziehung des Kindes und dem Haushalt geopfert. Greg ist in einer Institution für Eheberatung als Psychologe mit einem eigenen Büro tätig. Beide Eltern sehen zunächst aber auf unterschiedliche Weise, wie sich bei der Entwicklung des kleinen Jake die traditionellen Interessen eines Jungen immer mehr in die Richtung der Neigungen eines Mädchens verschieben. Greg ist dabei pragmatischer, aber Alex als Mutter versucht dies anfänglich zu verdrängen und dann zu verharmlosen und erst die weitere Entwicklung des Kindes abzuwarten. Mehr und mehr eskaliert die unterschiedliche Wahrnehmung der Eltern zum offenen Ehestreit, zumal Vater Greg wie auch die in Freundschaft verbundene Beraterin Judy auf schnelles Handeln drängen: Für Jake den richtigen Kindergartenplatz und später auch Schulplatz zu finden, der seiner Entwicklung gerecht wird.
Es ist eine scheinbar kleine Geschichte, aber mit großer Bandbreite! Drehbuchautor Daniel Pearle schrieb diese Geschichte überaus authentisch nach seinem eigenen bekannten Bühnenstück. Mit Silas Howard hat er den perfekten Regie-Partner gefunden, der dieses gesellschaftlich so wichtige Thema hervorragend stimmig, glaubhaft und emotional packend gestaltete.
Ihnen stand ein brillanter Cast zur Verfügung, der mit perfektem Spiel die authentischen Dialoge in eindrucksvolle Szenarien umsetzte. An ihrer Spitze die großartige Claire Danes als Alex und Jim Parsons als Greg, wie auch Octavia Spencer als Kindergartenberaterin Judy.
Eine große Qualität des Drehbuchs ist auch die Einbringung einer zweiten Erzählebene: Die Gespräche des Eheberaters Greg mit einer Klientin, deren Ehe nach verzweifelten Versuchen, ein Kind zu bekommen, scheitern muss. Die Parallelen zur Fehlgeburt des zweiten Kindes von Alex und Greg sind hier offensichtlich.
Ein besonderes Lob verdient auch die unprätentiöse und sehr variable Kamera,
die viel zum eindrucksvoll monierten Spannungsbogen beiträgt.
Ein wichtiger und sehr aktueller Film zum Gender-Thema, der auf beste Weise dazu dienen kann, Vorurteile und Ängste abzubauen. Und ein Film, der durch Gestaltung und Spiel auf hervorragende Weise besticht.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)