In letzter Zeit finden immer mehr Horrorklassiker in einer Neuauflage den Weg zurück auf die Kinoleinwand. Mal mit mehr (The Last House On The Left), mal mit weniger Erfolg (The Stepfather). Keine große Überraschung also, dass auch dem rot-grün gestreiften Strickpullover wieder neues Leben eingehaucht wird. Mit seinem Kinodebüt liefert der preisgekrönte Musikvideo- und Werbespot-Regisseur Samuel Bayer ein Remake des gleichnamigen Überraschungserfolgs von 1984 aus der Feder von Wes Craven. Der Grundplot ist derselbe, nur ein paar Details hier und da wurden verändert beziehungsweise aktualisiert.
Die größte Änderung betrifft Freddy Krueger selbst: In der kompletten Original-Nightmare on Elm Street-Reihe verkörperte Robert Englund (Fans werden ihn vermissen) den grausamen Traumwandler. In der Version von 2010 trägt Freddy Krueger das verbrannte Gesicht von Jackie Earle Haley. Und natürlich hat Haley versucht, dem neuen Freddy eine eigene Note zu verleihen weniger wahnsinnig, aber genauso blutrünstig. Der schwarze Humor, der vor allem in den Sequels von Craven nicht immer funktionierte, wurde ebenfalls beibehalten.
Die Teenager, die um ihren Schlaf und im Schlaf um-gebracht werden, haben immer noch nichts gelernt das heißt, eigentlich hat dieser Genration noch niemand beigebracht, wie man sich in einem Horrorfilm zu verhalten hat, wenn man überleben will. Deshalb rennen die Kids wieder Treppen hoch, glauben mit Sätzen wie Ich komm gleich wieder die Wahrheit zu sagen und lassen sich nachts allein im Auto sitzen. Irgendwie ist es beruhigend, dass sich auch für die Twilight-Generation die Regeln nicht grundlegend geändert haben. Nancy und ihre Clique bleiben als Figuren leider nur Schablonen: Da wäre das Blondchen Kris (Katie Cassidy) mit dem klassischen Auftritt im knappen Höschen und ihr neuer Freund Dean (Kellan Lutz), der mit seinem Dreitagebart wohl den Badboy darstellen soll. Dann noch die Außenseiterin Nancy, die das zum Glück selbst von sich behauptet, sonst würde man es nicht erkennen und natürlich der schüchterne Quentin, der angeblich schon jahrelang irgendwelche verschreibungspflichtigen Aufputschmittel nimmt, ohne dass man je erfahren würde, warum. Und natürlich werden sie allesamt von attraktiven, aber noch recht unbekannten Schauspielern dargestellt, von denen manche allerdings nicht mehr glaubwürdig als Highschool-Schüler durchgehen. Aber wer weiß, vielleicht befindet sich ja ein zweiter Johnny Depp unter ihnen.
Große Überraschungen hält diese Neuauflage jedenfalls nicht bereit. Klar zuckt man ein, zweimal zusammen, wenn Freddy plötzlich auftaucht, aber Bayer hält sich zu sehr an bestens bekannte Motive, wie das Mädchen, das wie von Geisterhand in Liegeposition vom Bett bis unter die Decke gehoben und dann durchs ganze Zimmer geschleudert wird, anstatt neue Schockmomente zu kreieren. Auch die Welt von Freddy Krueger hat sich seit 1984 nicht wirklich verändert. Eine Hölle aus endlosen Heizungskellergängen, überall lodert Feuer, das die Luft zum Atmen nimmt. Aber welche anderen Bilder sollte man auch finden? Ulkig ist auch, dass sich die Albträume wie ein Virus verbreiten: Kaum spricht man drüber, ist der nächste dran!
Immerhin, die Drehbuchautoren Wesley Strick und Eric Heisserer rücken Freddys Verbrechen deutlicher in den Vordergrund. Auch in dieser Version wird es zwar nicht beim direkten Namen genannt, aber ohne Zweifel ging es nicht ausschließlich beziehungsweise gar nicht um Mord an kleinen Kindern. Die beiden bringen Freddys Treiben geschickt mit der Sage des Rattenfängers von Hameln in Verbindung, der von den Bürgern der Stadt betrogen, deren Kinder entführt, und bringen so die Idee auf, es könne sich damals um einen schrecklichen Irrtum gehandelt haben.
Richtig makaber hingegen ist der Abspannsong All I Have To Do Is Dream
Fazit: A Nightmare on Elm Street ist zwar keine Neuerfindung des Horrorgenres, aber es wird Zeit, dass auch die nächste Generation mit einer schmerzlichen Wahrheit konfrontiert wird: Wenn du im Traum stirbst, stirbst du auch in Realität!