Au voleur: Poetischer Liebesfilm über ein ungleiches Paar, in dem Guillaume Depardieu erneut posthum sein erstaunliches Talent unter Beweis stellt.
Handlung und Hintergrund
Bruno ist ein ruppiger Straßendieb, der sich nicht lange mit moralischen Zwängen auseinandersetzt. Isabelle hingegen ist Aushilfsdeutschlehrerin. Doch auch wenn ihre Existenz gesichert zu sein scheint, ist sie frustriert. Als sie von einem Auto angefahren wird, ist es Bruno, der versucht sie auszurauben. Aller Erwartungen zum Trotz funkt es zwischen beiden sofort. Doch die aufkeimende Liebe führt bei Bruno nicht zu einem Lebenswandel. Und so befindet er sich schon bald auf der Flucht vor der Polizei, auf der Isabelle ihn überraschend begleitet.
Besetzung und Crew
Regisseur
Darsteller
- Guillaume Depardieu,
- Florence Loiret-Caille,
- Jacques Nolot,
- Fejria Deliba,
- Rabah Nait Oufella,
- Benjamin Wangermee
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
A Real Life Kritik
A Real Life: Poetischer Liebesfilm über ein ungleiches Paar, in dem Guillaume Depardieu erneut posthum sein erstaunliches Talent unter Beweis stellt.
Mit dieser Amour Fou, angesiedelt zwischen Zivilisation und Naturzustand, erscheint posthum ein weiteres Werk mit Guillaume Depardieu.
Der viel zu früh verstorbene Depardieu stellt darin abermals sein großes Talent unter Beweis und verleiht sein Charisma einem eigenwilligen Autorenfilm von beachtlicher Poesie und ansehnlicher Form. Sarah Leonor (eigentlich: Petit) belebt mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm die Tradition der Nouvelle Vague wieder, führt uns in die Existenz des undurchsichtigen Diebs Bruno (Depardieu als struppiger Straßenköter) und die der frustrierten Aushilfsdeutschlehrerin Isabelle (Florence Loiret Caille, „Erzähl mir was vom Regen“) ein. Schon deren Unterrichtsstoff, Rilkes „Der Panther“, kündet von Gefangenschaft und Sehnsucht, was sich jedoch in einen viel radikalerem Ausmaß niederschlägt, als die ungeschminkte, in sich ruhende Inszenierung mit ihren vielen dialoglosen Passagen vermuten lässt.
Beide begegnen sich, als Bruno die von einem Auto angefahrene Isabelle ausrauben will und es funkt sofort. Der routinierte Profi scheut zunächst den Kontakt, doch bald beginnt eine bestimmte, aber zärtliche Romanze. Seinen Lebenswandel überdenkt Bruno deshalb aber noch lange nicht und ein unvorsichtiger Strolch-Nachwuchs aus der Nachbarschaft bringt die Polizei auf seine Fährte. Seiner kurzen und wilden Flucht schließt sich Isabelle spontan an. Von da an beginnt ein ganz anderer Film, der alle Nebenfiguren über Bord wirft und das Pärchen mit nichts außer dem, was sie am Leib tragen, auf einem Nachen ein verschwiegenes Flüsschen fortrudern lässt.
Einige der schönsten Szenen gehören ihnen schon im ersten Abschnitt zu zweit, Leonor kann sich ganz auf die Präsenz ihrer beiden Darsteller verlassen. Wildromantisch an der gemeinsamen Liebe festhaltend hausen sie in einsamer Natur. Diese mit Folksongs unterlegte Utopie verklärt Leonor nicht, aber sie erzählt von einer Befreiung aus den zivilisatorischen Gitterstäben, auch wenn sie nur eine Galgenfrist einräumt. Mit geradezu diebischer Freude gewährt sie dem ungleichen und doch füreinander bestimmten Pärchen seinen Spaß, irgendwo zwischen Romeo und Julia, Bonnie und Clyde und Terrence Malicks „Badlands“. Wie Leonor es so naturalistisch wie selbstverständlich schafft, diesen Rousseau’schen Gegensatz von urbaner Kühle und sommerlicher Bachidylle zu vereinen, lässt auf eine künstlerisch vielversprechende Karriere hoffen. tk.
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