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Tian Zhu Ding: Schonungslose Abrechnung mit dem modernen China, das Regisseur Jia Zhangke in vier Episoden aus vier verschiedenen Perspektiven darstellt.

Handlung und Hintergrund

Vier Provinzen Chinas, vier Geschichten: Der Minenarbeiter Dahai (Wu Jiang) wird im nordchinesischen Shanxi mit der korrupten Stadtverwaltung konfrontiert. Der Wanderarbeiter Zhou San (Wang Baoqiang) wiederum wird auf seinem Weg überfallen und nimmt das Gesetz kurzerhand selbst in die Hand. Ein Gruppe von Männern besucht eine Sauna, die mehr als nur harmlose Massagen anbietet, und versucht dort, die Rezeptionistin Xiao Yu (Tao Zhao) zu vergewaltigen. In der Sonderwirtschaftszone Dongguan hält sich der junge Xao Hui (Luo Lanshan) mit diversen Jobs über Wasser - bis er sich in die Tänzerin eines Clubs verliebt…

„A Touch of Sin“ - Hintergründe

China zwischen arm und reich - ein Land, in dem Extreme brutal aufeinandertreffen. Wo Lücken klaffen, gibt es laut Regisseur Jia Zhangke („24 City„) nur eine mögliche Lösung: Gewalt. Sein episodischer Trip durchs moderne China zeigt Menschen, die aufgrund von Ausbeutung und Korruption gezwungen sind, extrem zu reagieren, um ihr Überleben zu sichern. Dabei konzentriert sich Jia Zhangke ganz bewusst auf die Schattenseiten eines Chinas, dessen rasanter ökonomischer Fortschritt tausende Einwohner einfach überrollt hat. Die Konsequenzen sind Armut, Verrohung, moderner Sklavenhandel, sexuelle Ausbeutung.

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Trotz seiner brutalen Thematik bleibt „A Touch of Sin“ in der Darstellung immer zurückhaltend, kühl und ästhetisch. In Anlehnung an den Schwertfilmklassiker „Ein Hauch von Zen“ des chinesischen Meister-Regisseurs King Hu choreografiert Jia Zhangke die Gewalt, ohne ihren Schrecken zu glorifizieren. Für den kritischen Blick in den Alltag, die Politik und die vorherrschende Mentalität des heutigen Chinas ist „A Touch of Sin“ bei den Filmfestspielen in Cannes 2013 mit der Goldenen Palme für das Beste Drehbuch gewürdigt worden.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Jia Zhang-ke
Produzent
  • Masayuki Mori,
  • Ren Zhong-lun,
  • Eva Lam,
  • Shozo Ichiyama
Darsteller
  • Jiang Wu,
  • Meng Li,
  • Lanshan Luo,
  • Wang Baoqiang,
  • Zhang Jiayi,
  • Zhao Tao
Drehbuch
  • Jia Zhang-ke
Musik
  • Lim Giong
Kamera
  • Nelson Yu Lik-wai
Schnitt
  • Matthieu Laclau,
  • Xudong Lin

Kritikerrezensionen

    1. Seit "Pickpocket" von 1997 erweist sich Jia Zhangke als präziser, mitunter dokumentarischer Chronist der chinesischen Gegenwart. So bitter und desillusionierend wie in seinem preisgekrönten Episodenfilm "A Touch of Sin" über Korruption, Gewalt und Verzweiflung fiel noch keines seiner Werke aus. Zwischen Selbstjustiz, Selbstmord, Notwehr und Raubmord wissen die Protagonisten der vier ineinander übergehenden Geschichten sich teils nur mit extremen Maßnahmen oder bald gar nicht mehr zu helfen. Angesiedelt in verstopften Metropolen und desolaten Industriestädten schickt Jia Zhanke den Zuschauer auf eine Odyssee aus Zukunftslosigkeit, Machtmissbrauch und latenter Aggression.

      Präzise angelegt und dramaturgisch kompakt, bleibt Zhangke seinem elegischen Tonfall in der überlangen Zeitchronik treu. Trotz seines ruhigen, beobachtenden Stils mit langen Totalen handelt es sich bei "A Touch of Sin" um sein eingängigstes Werk, das allerdings wie seine früheren Werke eher antiklimatisch aufgebaut ist: Die stärkste Episode um den rebellierenden Minenarbeiter mit eruptiven Gewaltausbrüchen steht zu Beginn, während die Reise von der schlammig-schmutzigen Provinz Shangxi, Heimat des Regisseurs, in die überfüllten Großstädte und zurück in die perspektivenlosen, überfüllten Wohnheime immer langsamer ausfällt.

      Jia Zhangke zeigt die Schattenseiten der Industrialisierung, Privatisierung und Technisierung der Gesellschaft, wobei die Kluft zwischen den sozialen Schichten immer stärker auseinander driftet. Während die aufgeblasenen Bordellbesucher oder der arrogante Minenbesitzer mit ihrem Reichtum protzen, fehlt es anderen an den nötigsten Dingen zum Leben. Der ins Bild gerückte Slogan "Gemeinsam für den Fortschritt" verkommt zur Leerformel, da sich die Mächtigen längst nicht mehr daran halten. Eher desolat sehen die Wege der Protagonisten aus: Während der Wanderarbeiter über Leichen geht, scheitert ein Jugendlicher letztlich am Existenzkampf.

      Symbole von Gewalt und Aggression durchziehen den gesamten Film, dessen Titel auf King Hus Martial-Arts-Klassiker "A Touch of Zen" anspielt: Ein T-Shirt-Aufdruck zeigt eine Handgranate, der als "Golfball" verspottete Minenarbeiter Dahai wickelt seine Waffe in ein Tigertuch als Zeichen des dämmernden Widerstands, ein Pferd wird geschunden, und ein zuvor friedliches Mahjong-Spiel artet in eine Schlägerei aus. In einem Bordell verkommen die Uniformen der Volksbefreiungsarmee zur bloßen Ikonografie, die genau wie die Figur des Bronzekaisers längst bedeutungslos auf eine zurück liegende Ära verweisen. Auch die Opernaufführung der Schlusssequenz deutet auf einen dramatischen Stoff hin, den einst schon King Hu adaptierte – eine Anspielung, den hier im Gegensatz zu China nicht jeder Zuschauer sofort versteht. Jia Zhangke offenbart damit, dass sich im Laufe der Zeit kaum etwas an der desolaten Situation des Menschen geändert hat.

      Fazit: Der eindrucksvoll inszenierte"A Touch of Sin" zeigt sich als wütender Befreiungsschlag zur sozialen Ungerechtigkeit im modernen China und Kommentar zur Entfremdung des Menschen.
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    2. A Touch of Sin: Schonungslose Abrechnung mit dem modernen China, das Regisseur Jia Zhangke in vier Episoden aus vier verschiedenen Perspektiven darstellt.

      Schonungslose Abrechnung mit dem modernen China, in dem Jia Zhangke Auswüchse in vier Episoden aus vier verschiedenen Provinzen thematisiert.

      Jia Zhang-ke zählt zu den führenden chinesischen Filmemachern: Mit „Still Life“ errang er seinen bislang größten Triumph, den Gewinn des Goldenen Löwen in Venedig. Kaum einer geht in seinen Filmen mutiger ins Gericht mit dem modernen China, das die Menschen im Namen des Fortschritts verschlingt, zermalmt und wieder ausspuckt. Aber so drastisch wie in „A Touch of Sin“, dessen Titel nicht von ungefähr an King Hus meditatives Martial-Arts-Meisterwerk „Ein Hauch von Zen“ angelegt ist, als handele es sich um eine Referenz an eine vergangene Welt, in der die wahren chinesischen Werte noch zählten, ist Jia mit seinem Heimatland noch nie ins Gericht gegangen: Sein erster Spielfilm seit „24 City“, der wie „Sin“ ebenfalls im Wettbewerb von Cannes vertreten war, wirft einen ätzend kritischen Blick auf das China der Gegenwart, das sowohl die Tradition wie auch seine Menschen für das wirtschaftliche Wettrennen mit dem Westen opfert. Sein neuer Film ist weniger streng als die Vorgänger, als könnte man den Entwicklungen in seinem Land nur noch mit einem erstaunt absurden bis surrealen und schließlich doch erschüttert resignierten Blick begegnen.

      Vier Episoden aus vier Provinzen fügt Zha zusammen, zu einem grotesken Bild, das wenig Anlass zur Hoffnung gibt: Immer wieder bestimmen Gewaltausbrüche die Szenerie, wenn sich ein Minenarbeiter gegen die korrupten Auswüchse mit Pumpgun zur Wehr setzt. Wenn ein Wanderarbeiter auf Zwischenstation Zuhause feststellt, zu was eine Feuerwaffe alles gut sein kann. Wenn ein paar reiche Besucher einer Sauna, die etwas mehr als nur harmlose Massagen verspricht, eine Rezeptionistin zum Sex zu nötigen versuchen. Und wenn ein junger Mann nach einem Unfall in seiner alten Fabrik in einem bizarren Edelhotel einen Neuanfang wagt, das seinen Kunden alle ausgefallenen Wünsche zu erfüllen verspricht. Tatsächlich wirken die Episoden für sich genommen etwas überkandidelt, aber in der Summe setzt sich doch ein beachtlicher Film zusammen, der viel erzählt über die Ware Mensch, die nicht mehr über ihren Körper bestimmen darf. Ein Triumph des asiatischen Gegenwartskinos. ts.
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      1. "In interessanten Zeiten zu leben"; der Chinese benutzt die Wendung als Versprechen, aber auch als Fluch. Diese "interessanten Zeiten" sind hier und heute in der Geschichte des Landes. Zhangke Jia präsentiert sie uns in vier Vignetten, die allesamt von realen Ereignissen beeinflusst sind. Sie zeigen, was Chinas unheimliche Expansion mit der Mehrheit der Bevölkerung macht... Ein schöner Film ist das nicht geworden, aber ein fesselnder! Während die Partei- und Wirtschaftsbosse die neuen Reichtümer Chinas unter sich aufteilen, wird die riesige Mehrheit der Bevölkerung vom Wohlstand abgehängt. Wir erleben eine Reise durch China, von Bergarbeitersiedlungen zu Millionenstädten, vom Grossbahnhof zur Dorfstube, vom fahlen Licht der Fabriken und Hochhaussiedlungen in die neonbunten Strassen der Vergnügungsviertel. Besetzt mit promineten Schauspielern wie Zhao Tao als auch Laiendarstellern, ist A Touch Of Sin, anders als Zhangke Jias vorige Filme nicht still und auf den Alltag bezogen, sondern wütend: Ein Minenarbeiter will die Korruption der Bosse nicht länger hinnehmen und rennt mit dem Gewehr in der Hand gegen das System an. Die Dame am Empfang eines Massage-Salons wird von den Kunden gedemütigt und rastet aus. Ein Wanderarbeiter versucht um jeden Preis, seinen Anteil um Reichtum zu bekommen... Zhangke Jia filmt zurückhaltend, fast stoisch, um dann in exzessiver Gewalt auszubrechen. A Touch Of Sin wirkt wie ein Reisebericht voller Grausamkeit und dem Grundgedanken der Rache. Manchmal hätte ich gern etwas mehr Zeit mit einer der Figuren verbracht, aber das erlaubt die Inszenierung nicht, die sich als Übersicht über die Ereignisse versteht. Die Neonlichter, die überall, sogar in den Kleinstädten, das verdorbene Nachtleben symbolisieren, die Horden von Sex-Arbeitern in lächerlichen traditionellen Kostümen vor den Sex-Patronen (achte mal auf den Cameo Auftritt von Zhangke Jia!) - A Touch Of Sin sorgt dafür, dass man nie nach China reisen will! Spektakulärer Reichtum und scheinbar unendliches Wachstum, schreckliche Fabrik-Unfälle und ökologische Katastrophen. Die Expansion Chinas verlief so schnell, dass keine Zeit blieb für menschliche Aspekte (Zhangke Jia). Für mich war bereits nach wenigen Filmminuten klar: Blut wird fliessen! Dazu präsentieren wir die interessantesten modernen Filme aus China als Film List auf der Webpage unserer Videothek/Cinethek cinegeek.de
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