Als der 11-jährige Thomas zum Geburtstag eine Kamera geschenkt bekommt, ist er wild entschlossen, zusammen mit seinem besten Freund Harris einen eigenen Film zu drehen. Und so ziehen die beiden Jungs los: in der Schule, beim Fußballspielen, zuhause - überall wird gefilmt. Doch dann findet Thomas heraus, dass sein Vater ein Geheimnis vor ihm hat. Und er beschließt, neben dem Regisseur auch noch zum Detektiv zu werden. Der Film von Ji?í Mádl beginnt wie ein klassisches Homevideo von 11-jährigen Jungs, die sich einen Spaß mit der Kamera machen. Doch je länger der Film dauert, desto tiefer taucht der Zuschauer ein in diese Welt der alltäglichen kleinen Konflikte und der lebensbestimmenden großen Probleme. Sowohl Thomas als auch Haris sind sowohl Erzähler als auch Helden und führen uns durch ihren Lebensalltag. Da gibt es die erste Liebe, den typischen Streit mit den Eltern, die Hobbies. Aber durch seine entwaffnende Ehrlichkeit zeigt AB ANS MEER! auch Situationen, die bedrückend sind und die große Probleme aufzeigen. So ist Haris oft die Zielscheibe der brutalen Wut seines Vaters. Und Thomas muss sich seiner Versagensangst beim Fußballspielen stellen und der damit verbundenen Erwartungshaltung seiner Eltern. Durch die subjektive Kamera ist der Zuschauer immer ganz nah bei den Jungs und verlässt nie ihre Sicht der Dinge. Zusammen mit dem sehr natürlichen Spiel der Hauptdarsteller entsteht so nie der Eindruck, hier eine gekünstelte Welt vorzufinden. Alles ist authentisch, lebensnah und nachvollziehbar, besonders und vor allen Dingen auch für Zuschauer im gleichen Alter. AB ANS MEER! ist ein origineller und liebevoll gemachter Kinder- und Jugendfilm, der in bester tschechischer Tradition seine Geschichte erzählt. Eine kleine feine Filmentdeckung.
Jurybegründung:
Tomás und Haris sind allerbeste Freunde. Und die beiden Jungs haben jeder auf seine Weise mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie ganz schön fordern. Da ist zum Beispiel der Umstand, dass Tomás‘ Vater jeden Dienstag sein Home Office verlässt und einige Stunden weg ist, was seinen Sohn zu der Vermutung veranlasst, dass da eventuell eine Geliebte im Spiel sein könnte - denn wieso sonst würde sein Vater seine „Ausflüge“ sonst so vehement abstreiten. Haris, der aus Kroatien stammt, hat ganz andere Probleme in seiner Familie, sein Vater ist gewalttätig und drangsaliert vor allem die Mutter des Jungen auf rüde Weise - nicht gerade eine geeignete Umgebung für einen Zehnjährigen, der gerade dabei ist, die Welt für sich zu entdecken.
Weil Tomás statt des ersehnten Urlaubs am Meer eine Kamera geschenkt bekommen hat, die er ständig mit sich führt (und weil der Junge davon träumt, später einmal ein ebenso großer Regisseur wie Milos Forman zu werden), sieht der Zuschauer fortan die Welt durch die Augen des Jungen aus ?eské Bud?jovice (Budweis) in der Tschechei. Und das erinnert fast schon an den Realismus der Filme der DOGMA-Bewegung. Denn, so weiß der Film ganz richtig, Kinder sehen so viel mehr, als man glauben mag. Vor allem dann, wenn sie so blitzgescheit, aufmerksam und findig sind wie Tomás, der die Lebenslügen der Erwachsenen, ihr merkwürdiges Verhalten und ihrer Rituale schonungslos offenlegt mit seiner Kamera.
AB ANS MEER! ist kein Film, der es dem Zuschauer (zumal dem jungen, auf den der Film eigentlich abzielt) leicht macht: Visuell bietet er aufgrund des gewollt amateurhaften, hyperrealistischen Looks nur wenig Attraktionen, sondern scheint eher in fast dokumentarischer Weise den Alltag seiner Protagonisten wie ein Chronist zu registrieren. Das irritiert im ersten Moment, entfaltet aber im Lauf des Films eine Sogwirkung, wie sie selten in Werken für die junge Zielgruppe zu finden ist.
Aufgrund der formalen und narrativen Innovationen sowie der inhaltlichen Schwerpunkte die Jiri Madl zu setzen weiß, erteilt die Jury der FBW das Prädikat besonders wertvoll.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
In dem Film AB ANS MEER! geht es um den 11-Jährigen Thomas, der später Regisseur in Hollywood werden will. Deshalb schenken seine Eltern ihm zum Geburtstag eine Kamera. Zusammen mit seinem besten Freund Harris dreht er einen Film über seine Familie und sein Leben. Dass er hierbei verschiedene Geheimnisse über seine Familie aufdecken wird, wusste er vorher noch nicht. So entdeckt er, dass sein Vater ihn belügt und auch Harris beginnt, seinen gewalttätigen Vater heimlich zu filmen. Der Film wurde sehr realistisch mit einer normalen Digitalkamera gedreht, was einem das Gefühl gibt, dass tatsächlich Thomas und Harris den Film gedreht haben. Durch diese Kameraführung gehen manche Szenen sehr unter die Haut. Wir geben dem Film 3 Sterne wegen der ungewohnten Erzählperspektive und Kameraführung, durch die eine sowohl als positiv als auch negativ anzusehende intensive Wirkung auf den Zuschauer entsteht. Durch die Musik wird dieser Eindruck jedoch abgeschwächt, da sie teils zu professionell ist. Interessant fanden wir die Anlage des Drehbuchs, in der ein subjektiver Ich-Erzähler gleichzeitig Regisseur und Schauspieler des Films ist. Wir empfehlen den Film Kindern ab 10 Jahren.
Traurig: 3 Sterne
Berührend: 3 Sterne
Spannend: 3 Strene
Realitätsnah: 4 Sterne
Authentisch: 5 Sterne
Gesamtbewertung: 3 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)