Kurztext:
Lange Zeit schon wartet Karin auf eine Karrierechance in der Personalabteilung der Waschmaschinenfabrik Perla in Bochum. Als 400 Leute „wegrationalisiert“ werden müssen scheint der Moment endlich gekommen. Für Karin entsteht ein Gewissenskonflikt. Kann sie einfach so ihren Job machen, rational und sachlich? Oder zeigt sie sich solidarisch mit all den Angestellten, von denen einer Mike ist, in den sich Karin verliebt hat? Die Belegschaft selbst beweist, dass sie nicht jede Entscheidung der Werksoberen einfach so hinnimmt. Angeführt von Mike nutzt die Werksmannschaft das konzerninterne Fußballturnier, um dem Abfindungsprogramm die Rote Karte zu zeigen. Alle für einen und einer für alle. Die Geschichte der Perla-Fabrik mag erfunden sein, doch der Film hat sich bei vielen wahren deutschen Firmenschicksalen der letzten Jahre bedient. Dabei lassen Regisseur Stefan Hering und Beatrice Meier, die das gut recherchierte Drehbuch geschrieben hat, ihre Figuren nicht in der entmutigenden Realität versinken, sondern lassen sie mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität Werte wie Zusammenhalt und Mut in der Ausweglosigkeit propagieren. Genau aus diesen tragikomischen Momenten zieht der Film seinen Charme. Dazu kommen pointierte Dialoge, authentische Konflikte und gut aufgelegte Darsteller. Authentisch nah trifft Tragik auf Galgenhumor - so spielt das Leben eben.
Gutachten:
Im Stil einer Sozialkomödie, deren Vorbilder sicherlich solche britischen Publikumserfolge wie BRASSED OFF und GANZ ODER GAR NICHT sind, wird hier von einem aktuellen politischen Strukturproblem erzählt. So wie in der Realität die Bochumer Opel- und Nokia-Werke soll hier die fiktive Waschmaschinenfabrik „Perla“ geschlossen werden, und Stefan Hering erzählt auf einer genau recherchierten und immer gut verständlichen Ebene von den verschiedenen Strategien, mit denen der internationale Konzern, der das Werk gekauft hat, dieses möglichst billig abwickeln will. Die Protagonistin ist eine junge Frau aus der Personalabteilung, die zwischen die Fronten der Geschäftsführung und der Arbeiterschaft gerät. Ihre Sympathien liegen eher bei den Arbeitern, denn hier ist auch ihr eigenes soziales Umfeld. Sie ist mit Kolleginnen aus der Fabrik befreundet und verliebt sich im Laufe des Films in einen von jenen Arbeitern, die den Widerstand gegen die Schließungen anführen. Dafür tritt die Betriebsfußballmannschaft zu Solidaritätsspielen gegen die Teams der anderen europäischen Betriebe des gleichen Konzerns an, die ebenfalls von der Schließung bedroht sind. Das Ziel der Mannschaften dabei ist, einen größtmöglichen Zusammenhalt zu erzielen. Während dessen erfährt die Protagonistin, mit welchen hinterhältigen Mitteln der Zusammenhalt zwischen den Arbeitern sowohl kollektiv wie auch individuell, zerstört werden soll, und durch ihre Stellung wird sie dabei zur Mittäterin, auch wenn sie im einzelnen versucht, so gut wie möglich zu helfen. Bei den Kollegen gilt sie daher bald als Verräterin, bei der Geschäftsleitung hält man sie für zu human, und aus dieser Zwickmühle scheint es lange für sie keine Lösung zu geben. Doch da dies ein unterhaltsamer Spielfilm ist, löst sich ihr Konflikt zumindest auf der persönlichen Ebene mit einem Kuss, während der Film auf der arbeitspolitischen Ebene ein eher realistisch bitteres Ende nimmt.
Der Film überzeugt durch prägnante, komische und immer authentisch klingende Dialoge und durch die inspirierten Leistungen der Darsteller, unter denen neben Bernadette Heerwagen als der Protagonisten besonders Dagmar Sachse als ihre beste Freundin und Jürg Löw als ihr alkoholkranker Vater überzeugen. Und Bochum sieht hier so gut wie selten aus.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)