Allein unter Ärzten: Der fünfte Film aus der Sat.1-Komödienreihe mit Hannes Jaenicke wird überraschend dramatisch.
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Handlung und Hintergrund
Ex-Bundeswehroffizier Harald Westphal traut weder dem deutschen Gesundheitswesen noch den Ärzten: Als Tochter Marla ins Krankenhaus muss, weicht er keinen Moment von ihrer Seite. Die Vorstellung, seiner Tochter könnte etwas zustoßen, ist für ihn unerträglich. Daher verheimlicht er ihr auch die Schwere ihrer Erkrankung. Als Marla erkennt, wie lebensbedrohlich ihre Situation tatsächlich ist, wirft sie ihren Vater raus. Die Familie beginnt, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten.
Besetzung und Crew
Regisseur
Oliver Schmitz
Produzent
Kirsten Hager,
Carmen Stozek
Darsteller
Hannes Jaenicke,
Dana Golombek,
Nina Gummich,
Nina Monka,
Johann David Talinski,
Michael Rotschopf,
Max Rothbart,
Nadine Wrietz,
Thomas Bestvater
Drehbuch
Carolin Hecht
Kamera
Christoph Chassée
Kritikerrezensionen
Allein unter Ärzten Kritik
Allein unter Ärzten: Der fünfte Film aus der Sat.1-Komödienreihe mit Hannes Jaenicke wird überraschend dramatisch.
Einen gewissen Tiefgang hatten die Komödien mit Hannes Jaenicke als ehemaliger Bundeswehroffizier Harald Westphal immer. Vordergründig waren die Geschichten ein großer Spaß, weil der sture Kommisskopp mit seinem Kasernenjargon permanent aneckte, sei es als Vater („Allein unter Töchtern“), Aushilfslehrer („Allein unter Schülern“) oder zuletzt in einem Berliner Multikultiviertel („Allein unter Nachbarn“).
Diesmal aber überrascht Autorin Carolin Hecht mit einem völlig neuen Tonfall: „Allein unter Ärzten“ beginnt zwar wie die vier Vorläufer gewohnt humorvoll, wird jedoch im Verlauf der Handlung zunehmend ernster und schließlich unerwartet dramatisch. Der Auftakt ist allerdings witzig wie immer: Den Campingausflug der Großfamilie Westphal hat Harald selbstredend generalstabsmäßig geplant. Dass die vegetarischen Töchter das Fleisch „vergessen“ haben, ist kein Problem, wenn man entsprechend ausgerüstet ist; aber erst wirft der potenzielle finnische Schwiegersohn Isko (Johann David Talinski) die komplette Angel ins Wasser, dann verhindert er, dass Harald eine Ente schießt; die Kugel trifft nicht das Tier, sondern das Boot, in dem die beiden unterwegs sind. Als Tochter Marla (Nina Gummich) plötzlich starke Bauchschmerzen hat und mit Verdacht auf Blinddarmreizung ins Krankenhaus muss, ist das noch halbwegs komisch, aber dann kommt der Geschichte nach und nach der Humor abhanden: Die junge Mutter leidet offenbar unter einer lebensbedrohlichen Allergie, nach und nach versagen die Organe; die Ärzte sind völlig ratlos.
Der Film bleibt seinem Etikett „Komödie“ dennoch treu, weil Westphal mit seiner Tochter das Mutter/Kind-Zimmer bezieht und sich mit jedem anlegt, der in der Klinik was zu sagen hat; allen voran mit dem arroganten Oberarzt (Michael Rotschopf). Dem jungen Assistenzart Ritter (Max Rothbart) verbietet er, Marla die Wahrheit über das Ausmaß ihrer Erkrankung zu sagen. Natürlich erfährt sie trotzdem, wie es um sie steht, und setzt den Vater wütend vor die Tür. Aber so leicht gibt ein Westphal nicht auf: Kurzerhand biwakiert Harald im Krankenhausflur, was zu einigen komischen Szenen führt. Da hat Hechts Drehbuch die gewohnte Leichtigkeit allerdings längst verloren. Dieser Verlust führt jedoch dank der Konfrontation mit dem Sterben zu einer neuen Qualität: Das Mutter/Kind-Zimmer befindet sich in der Onkologie; die hoffnungslos dem Tod geweihten jungen Patienten würden sonst was dafür geben, wenn sie Marlas 50:50-Chance hätten. Als nach den beiden Nieren auch die Leber der Offizierstochter den Dienst quittiert, wandelt sich der Film endgültig zur Tragödie.
Großen Anteil an der Besonderheit der Reihe hat die Kontinuität vor und hinter der Kamera. Mit Ausnahme der von Karoline Teska gespielten ältesten der drei Westphal-Töchter ist das Ensemble beisammen geblieben (des Weiteren Nina Monka als Tochter Floh und Dana Golombek als Westphals Freundin); Regie führte jeweils Oliver Schmitz, Produzentin ist Kirsten Hager. Tatsächlich unersetzlich aber ist Hannes Jaenicke, der auch diesmal wieder mit erfrischender Selbstironie sein eigenes Image auf die Schippe nimmt. Neu ist der schwarze Humor, für den sich im Krankenhaus Anlässe zuhauf finden. Aber weder die makabren Momente noch witzige Einfälle wie jener, als sich der schließlich mit einem Hausverbot belegte Afghanistanveteran gegen Ende als Busch verkleidet anschleicht, können verhindern, dass der Film im letzten Drittel immer trauriger wird. tpg.