Allein unter Müttern: Dritter Teil der Familienkomödien-Reihe mit Hannes Jaenicke in der Rolle des mit drei Töchtern gesegneten Ex-Bundeswehroffiziers Harald Westphal.
Harald Westphal und die Frauen: ein offenbar unerschöpfliches Thema. Zum dritten Mal nach „
Allein unter Töchtern“ (2007) und „Allein unter Schülern“ (2009) konfrontiert Sat.1 den eisenharten früheren Rekrutenausbilder mit den Abenteuern des Alltags.
Regelmäßig muss der Reserveoffizier erkennen, dass seine Erfahrungen aus Krisengebieten nichts wert sind, wenn die Hormone Krieg führen. Eigentlich schien das Reservoir nach dem sehenswerten zweiten Teil erschöpft, aber es gelingt Carolin Hecht (Buch) und Oliver Schmitz (Regie) tatsächlich, noch eins draufzusetzen.
Die große Qualität auch dieses dritten Films ist das Ergebnis einer perfekten Mischung: Die Geschichte strotzt nur so von komischen Momenten; dabei geht es um durchaus ernstzunehmende Probleme. Den Schauspielern gelingt dabei ein Balance-Akt: Obwohl Hechts Dialoge voller Pointen sind und viele Szenen im Slapstick enden, wird die Komödie nie zur Klamotte. Von Comedy-Serien unterscheidet sich die Produktion auch durch die Weiterentwicklung der Figuren. Jaenickes Kommisskopp ist zwar nach wie vor ein alter Sturschädel, der erst handelt, bevor er denkt, aber gerade Tochter Marla gibt ihm kräftig Kontra. Nina Gummich ist ohnehin der Star des Films, und das nicht bloß, weil sie im Zentrum steht. Wie sie ihre Dialoge vorträgt, wie sie, ohne zu übertreiben, mit ihrer Mimik arbeitet, wie sie scheinbar mühelos neben den Profis Jaenicke und Dana Golombek besteht: alle Achtung.
All das aber funktioniert vor allem deshalb, weil Hecht den bekannten Grundkonflikt völlig neu verpackt: Ausgerechnet wenige Monate vor dem Abitur wird Marla schwanger. Während Westphal noch darüber schwadroniert, wie einem aufgeklärten Menschen so etwas passieren kann, versucht Freundin Sabine (Golombek) ihm zu erklären, dass er Vater wird. Die entsprechende Szene hat Regisseur Schmitz großartig aufgelöst, zumal das Ensemble ohnehin perfekt miteinander harmoniert. Außerdem sorgen kleine Einfälle immer wieder dafür, dass erwartbare Entwicklungen anders verlaufen. Marla verbraucht zum Beispiel zwölf Teststäbchen, bis sie endlich akzeptiert, dass sie schwanger ist. Natürlich findet Westphal die Dinger im Müll und ist entsprechend schockiert, dann aber erleichtert, weil er glaubt, seine Tochter habe ihm bloß einen Streich gespielt.
Es ist diese Mischung aus Realitätsnähe und genau der richtigen Dosis an Übertreibung, die den Film sehenswert macht. Das gilt auch für die Eifersucht Westphals auf den Kindsvater, den finnischen Sänger Isko (Johann David Talinski). Marla hat ihn kennen gelernt, weil sie parallel zur Schule an einer Karriere als Musikjournalistin arbeitet. Eigentlich wollte sie bloß ein Interview mit Iskos angesagter neuen Band führen. Prompt konkurrieren die beiden Männer nach den Geburten darum, wer der bessere Vater ist. Herrlich, wie Westphal mit einer Babypuppe den Ernstfall simulieren soll; als ihm der kleine „Armin“ mit seinem Geschrei auf die Nerven geht, dreht er ihm kurzerhand den Saft ab. Bei allem Bemühen, den beiden Babys die perfekte Umgebung zu bieten, vernachlässigt der eifrig bemühte Vater und Großvater nicht nur seine Beziehung zu Sabine, sondern auch zur jüngsten Tochter Floh (ebenfalls ausgezeichnet geführt: Nina Monka). Kaum zu glauben, dass Sat.1 eine originelle Idee für eine weitere Fortsetzung gefunden hat, aber der vierte Teil wird bereits entwickelt. tpg.