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Tout s'est bien passé: Ein 85 Jahre alter Mann bittet seine älteste Tochter, ihm Sterbehilfe zu leisten. Starbesetztes Drama, das sich unversehens zur Komödie wandelt, von Frankreichs Renommee-Filmemacher François Ozon.

„Alles ist gut gegangen“ im Kino

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Handlung und Hintergrund

Der 85-jährige Vater der Schwestern Emmanuéle und Pascale erleidet einen schweren Schlaganfall und wird zum Pflegefall. Als es ihm wieder besser geht, fleht er Emmanuéle an, ihm zu helfen, sein Leben zu beenden. Emmanuéle, die ein kompliziertes Verhältnis zu ihrem Vater hat, sucht nach anfänglichem Zögern eine legale Möglichkeit zur Sterbehilfe und findet sie in der Schweiz.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • François Ozon
Darsteller
  • Sophie Marceau,
  • André Dussollier,
  • Géraldine Pailhas,
  • Charlotte Rampling,
  • Hanna Schygulla
Drehbuch
  • François Ozon,
  • Emmanuèle Bernheim
Buchvorlage
  • Emmanuèle Bernheim

Kritikerrezensionen

  • Alles ist gut gegangen: Ein 85 Jahre alter Mann bittet seine älteste Tochter, ihm Sterbehilfe zu leisten. Starbesetztes Drama, das sich unversehens zur Komödie wandelt, von Frankreichs Renommee-Filmemacher François Ozon.

    Sterbehilfe-Drama, das unversehens zur Komödie mit.

    François Ozon legt in 24 Jahren seinen 22. Film vor und kehrt nach dem kinky Thriller „Der perfekte Liebhaber“ in den Wettbewerb von Cannes zurück. In bester Ozon-Tradition ist auch dieses Drama wieder etwas völlig anderes. Und doch durch und durch Ozon, wegen seiner nüchternen Erzählung am ehesten noch mit „Gelobt sei Gott“ zu vergleichen, die der 53-jährige Franzose wohl bevorzugt, wenn er Geschichten erzählt, die auf wahren Ereignissen basieren. Nun war „Gelobt sei Gott“, in dem es um einen Missbrauchsfall in der katholischen Kirche ging, geprägt von seiner Dringlichkeit und einem gewissen Maß an Empörung. Bei der Verfilmung des autobiographisch geprägten Romans der 2017 von Emmanuéle Bernheim, die mit Ozon ziemlich zu Beginn seiner Karriere an den Drehbüchern von drei seiner meistbeachteten Filme - „Unter dem Sand“, „Swimming Pool“ , „5x2“ - gearbeitet hatte, ist der Ton gemäßigt, der Aufbau ganz ruhig.

    Der 85-jährige Vater der Schwestern Emmanuéle und Pascale, gespielt von den wunderbaren Sophie Marceau und Géraldine Pailhas, erleidet einen schweren Schlaganfall, wird zum Pflegefall. Tatsächlich folgt man der so zurückhaltend erzählten Geschichte zunächst nur deshalb so bereitwillig, weil man weiß, dass es sich um einen Film von François Ozon handelt und bisher noch jede Regiearbeit von ihm sehenswert war. Das ist auch hier wieder der Fall: Als es dem Vater wieder besser geht, fleht er seine ältere Tochter Emmanuéle an, ihm dabei zu helfen, sein Leben zu beenden. Sterbehilfe ist in Frankreich verboten, also findet die mit beiden Beinen fest im Leben stehende Frau, die eine komplizierte Beziehung zu ihrem Vater hat, nach anfänglichem Zögern eine legale Möglichkeit in der Schweiz, selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden. Jetzt wird der Film interessant und immer wieder verblüffend überraschend. Als Emmanuéle eine Erkältung einfängt, sagt ihr Arzt ganz trocken: Momentan geht wohl ein Virus um. Und der Film hat einen Lacher, wo man ihn nie vermutet hätte (und vor 18 Monaten noch keiner gewesen wäre). Ein offenes Geheimnis aus dem Leben des Vaters lässt das Publikum den von André Dussollier sensationell gespielten Patriarchen mit ganz anderen Augen sehen. Fassbinder-Muse Hanna Schygulla hat einen herrlichen Auftritt als Frau von der Schweizer Sterbehilfe - und unterstreicht noch einmal eindringlich Ozons Liebe zu RWF.

    Und dann passiert das Ungeheuerliche. Nun sind Filme über das Sterben nichts Neues, man denke an „Das Meer in mir“ oder Ozons eigener „Die Zeit die bleibt„, tolle Filme, aber bierernste Angelegenheiten, die nach Erlösung und Sinnhaftigkeit streben. Anders als die Genannten wird „Tout s’est bien passé“ nicht dramatischer und ernster, je näher der selbstgewählte Todestermin rückt. Im Gegenteil: Er wird immer leichter, vergnügter, beschwingter, wie beschwipst oder high, fast albern und lustig. Das Sterbedrama gerät zum Schwank, zu einer Komödie der Irrungen und Wirrungen, in Momenten fast wie „Is‘ was, Doc?„. Auch wenn es irgendwie nicht richtig klingen mag: Es macht Spaß zuzusehen. Das ist die Kunst von Ozon. Sein Feiern des Lebens ist hier keine sakrale Angelegenheit, mit Himmelschören und tiefen Blicken. Sondern durcheinander, chaotisch, improsiviert und auf ganz merkwürdige Weise erhebend. Wie schön, dass man in diesem Film, der auch ganz zart und bewegend eine schöne Geschichte über die unerschütterliche Solidarität zweier Schwestern erzählt, nicht weinen muss, sondern lachen darf. Und an „M.A.S.H“ denken muss: Suicide is painless, it brings on many changes.

    Thomas Schultze.
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