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Never Let Me Go: Eigentlich sieht Hailsham auf den ersten Blick wie die perfekte heile Welt aus. Ein idyllisches Internat irgendwo in England, das abgelegen in einer wunderschönen Hügellandschaft und weit entfernt von der Außenwelt liegt. Doch Kathy, Tommy und Ruth, die hier mit vielen anderen leben und aufwachsen, ahnen, dass irgendetwas mit diesem Ort nicht stimmt und auch nicht mit seinen Menschen. Denn ein dunkles, schreckliches...

Handlung und Hintergrund

Kathy, Tommy und Ruth kommen in ein Internat in der englischen Einöde. Zunächst scheint es sich um eine gewöhnliche Bildungseinrichtung zu handeln, doch nach und nach kommen Zweifel auf. Warum werden die Lehrer Aufseher genannt? Und warum ist die Institution völlig abgeschottet von der Außenwelt? Ganz allmählich dämmert ihnen die schonungslose Wahrheit, dessen Ausmaß nicht annähernd begreifbar ist: Sie sind aus einem ganz bestimmten Grund in diesem „Internat“ und werden es vielleicht niemals lebend verlassen.

Kathy, Tommy und Ruth sind Schüler an dem Internat Hailsham in der englischen Einöde, eine vermeintlich gewöhnliche Bildungseinrichtung. Und doch scheint manches nicht zu stimmen in dem maroden Gebäude mit den gestrengen Lehrerinnen. Den Kindern fällt das nicht auf, sie haben erstes Liebesleid, fassen Pläne für die Zukunft. Erst nach und nach dämmert ihnen, dass sie genau diese Zukunft nicht haben: Tatsächlich sind sie Klone, menschliche Ersatzteillager, denen ein Dasein nur gewährt wird, bis sie an die Reihe kommen.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Mark Romanek
Produzent
  • Alex Garland,
  • Tessa Ross,
  • Kazuo Ishiguro,
  • Andrew Macdonald,
  • Allon Reich
Darsteller
  • Carey Mulligan,
  • Keira Knightley,
  • Andrew Garfield,
  • Charlotte Rampling,
  • Sally Hawkins,
  • Nathalie Richard,
  • Andrea Riseborough,
  • Domhnall Gleeson
Drehbuch
  • Alex Garland
Musik
  • Rachel Portman
Kamera
  • Adam Kimmel
Schnitt
  • Barney Pilling,
  • Peck Prior
Buchvorlage
  • Kazuo Ishiguro

Kritikerrezensionen

    1. Das britisch-amerikanische Drama „Alles, was wir geben mussten“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des in London lebenden Schriftstellers Kazuo Ishiguro. Obwohl die Handlung in der jüngsten Vergangenheit spielt, ist sie in einer Art Science-Fiction-Welt angesiedelt, in der die Menschheit Klone züchtet, die ihr als Organspender dienen. Auf dem englischen Internat Hailsham wachsen solche Klonwesen auf, scheinbar wie ganz normale Menschen, die Sport treiben, von der Zukunft träumen, mit Freunden tuscheln. Aber sie dürfen niemals über den Zaun des Internats steigen, sie müssen Gesundheitspräparate einnehmen und ihre Anwesenheit wird mit einem Scanner kontrolliert.

      In dieser scheinbar so behüteten Welt gibt es im wesentlichen nur zwei Irritationen. Die erste besteht darin, dass Tommy, der Außenseiter, ziemlich leidet, ohne wirklich zu wissen, ob es an ihm oder an seiner Umgebung liegt. Die andere Irritation kommt an die Schule in Gestalt der jungen Lehrerin Miss Lucy, gespielt von Sally Hawkins. Sie erkennt, dass diese jungen Menschen, die so hoffnungsfroh aufwachsen, ihre wahre Bestimmung nicht wirklich begreifen. Miss Lucy hält eine Rede, und wird von der Schulleiterin, deren Rolle Charlotte Rampling spielt, gekündigt.

      Ruth und Kathy sind beste Freundinnen, wobei Ruth immer ein wenig klüger und erfolgreicher sein muss. So kommt es, dass sie eines Tages einfach Tommys Hand nimmt und sich fortan als seine Freundin ausgibt. Noch als junge Frau auf dem Dorf wird Kathy nicht mehr wirklich an Tommy herankommen, obwohl sie ihn liebt. Carey Mulligan spielt die erwachsene Kathy mit viel Herz, Keira Knightley ist gut besetzt in der Rolle der ehrgeizigen Ruth und Andrew Garfield stellt Tommy als äußerst sensiblen jungen Mann dar. Dass die Geschichte weit Schlimmeres beinhaltet als die Eifersucht und Intrigen von Ruth, deutet Regisseur Mark Romanek sehr dezent an. Es ist über weite Strecken nur die Musik von Rachel Portman, die mit ihren schmerzlich-traurigen Klängen das dunkle Geheimnis transportiert.

      Romanek, der außer mit Musikvideos auch mit dem Psychothriller „One Hour Photo“ bekannt wurde, in dem Robin Williams einen einsamen Stalker spielt, tut der Geschichte keinen Gefallen mit der zurückhaltenden Art, wie er die Situation erklärt oder vielmehr nur mit wenigen Strichen skizziert. Vielleicht liegt das auch am Drehbuch von Alex Garland, die Romanvorlage jedenfalls erhielt literarische Anerkennung. In diesem Film bleiben die offenen Fragen unangenehm irritierend. Man versteht nicht so recht, warum die Charaktere überhaupt in dieser Lage stecken und nicht entkommen können.

      Interessanterweise thematisiert ein weiterer aktueller Film, „Womb“ von Benedek Fliegauf, die Ausbeutung und Diskriminierung von geklonten Menschen durch andere, und auch er kleidet die albtraumhafte Problematik, dass technische Möglichkeiten auch Begehrlichkeiten wecken, die ethisch-moralisch gravierende Folgen haben könnten, in eine tieftraurige Endzeitatmosphäre. Ruth, Tommy und Kathy sind Menschen, die als junge Erwachsene zum ersten Mal in einem Café sitzen und hilflos-beschämt auf die Karte starren, weil sie inständig hoffen, sich nicht durch ihre Unwissenheit zu verraten und doch nur als Zaungäste des Lebens dazustehen.

      Fazit: Das romantische Drama über geklonte Organspender hat gute Schauspieler, aber auch eine etwas rätselhafte und zurückhaltende Inszenierung.
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      1. Kathy, Tommy und Ruth wachsen in der scheinbaren Idylle des englischen Internats Hailsham auf. Ihr Alltag ist allerdings durch die ständige Überwachung der Lehrer bestimmt. In dieser Zeit entsteht eine enge Freundschaft, die sie nach Jahren der Trennung wieder zusammenführen wird - nachdem sie erfahren haben, dass ihre Existenz alleinig einem spezifischen Zweck dient. Die Verfilmung von Kazuo Ishiguros preisgekröntem Roman konzentriert sich auf die komplex ausgearbeiteten Figuren, deren Gefühls- und Innenleben und die Dynamik untereinander. Ihr Leben ist von der Ambivalenz bestimmt, die Akzeptanz ihres unausweichlichen Schicksals mit der Erfüllung ihrer Sehnsüchte und der Liebe in Einklang zu bringen. Daraus erwächst Hoffnung, doch bei dem Versuch, das Schicksal aufzuhalten, durchleben die Figuren auch Gefühle der Enttäuschung und Verbitterung. Die als Parallelwelt zur Gegenwart angesiedelte Gesellschaft wirkt auf den Zuschauer oftmals gespenstisch nahe. Die subtile Grundspannung der düsteren Dystopie wird unterstrichen durch eine perfekte Bildkomposition mit einem genauen Blick für Details und exzellenter Kameraführung. Der Zuschauer muss zwischen den Zeilen lesen, um dieses Drama, das ganz ohne verfremdende Effekte auskommt, vollständig zu begreifen. Anspruchsvolles Erzählkino, das unter die Haut geht

        Jurybegründung:

        Auch so kann man eine Science-Fiction Geschichte erzählen: Ganz ohne utopische Technologien, ohne eine futuristische Ausstattung oder umständliche Erklärungen, warum sich die imaginierte Welt in die gezeigte Richtung entwickelte. Genau genommen wird hier auch gar nicht von der Zukunft erzählt, sondern von einer Parallelwelt, in der es von den 50er Jahren an eine medizinische Heilmethode gab, die zur Entwicklung einer Kaste von menschlichen Klonen führte, die als lebendige Eratzteillager benutzt werden. Drei von diesen Geschöpfen sind die Protagonisten des Films. Der Film erzählt davon, wie sie sich selber und ihren Platz in der Welt sehen. Kathy, Tommy und Ruth leben im ersten Teil des Films in einem englischen Internat. Dort sind sie nur unter ihresgleichen und sollen dazu erzogen werden, die Aufgaben zu erfüllen, für die sie geschaffen wurden, ohne dagegen aufzubegehren. Diese subtile Art der Konditionierung zeigt der Film meisterlich. So benutzen die Jugendlichen und ihre Erzieher ganz eigene Begriffe, um die brutale Realität ihres kurzen Daseins zu verschleiern. Es wird von „Spendern“ und „Vollendung“ geredet, nie wird etwa ein entnommenes Organ, eine Operation oder ein Todesfall präzise benannt. Und mit Andeutungen und indirekten Hinweisen arbeiten auch der Autor der Romanvorlage Kazuo Ishiguro sowie der Regisseur Mark Romanek. Er erzählt konsequent aus der Perspektive der drei Jugendlichen, in deren Welt es nicht um große medizinische Fortschritte oder politisch, moralische Fragen geht, sondern um die erste Liebe, Schulfreundschaften und die Frage, was mit dem eigenen Leben anzufangen ist. Was aber, wenn dieses darauf beschränkt ist, für die Gesundheit der „richtigen“ Menschen geopfert zu werden? ALLES WAS WIR GEBEN MUSSTEN wird nach den Konventionen einer klassischen Entwicklungsgeschichte erzählt, deren Tragik darin besteht, dass es für Kathy, Tommy und Ruth keine Entwicklung zum Erwachsensein hin geben kann. Diese Ergebenheit und das Wissen der drei darum gibt dem Film eine ganz eigene, berührende Wehmut. So ist es etwa herzzerreißend, wie sehr sich Tommy gegen besseres Wissen an den Mythos vom Aufschub um ein paar Jahre für ein sch wirklich liebendes Paar klammert. Weil hier subtil und komplex von den Gefühlen der drei Klone erzählt wird, die mit Würde und einer kindlichen Unschuld ihr Schicksal akzeptieren, ist das moralische Urteil über jene, denen sie „alles geben müssen“, vernichtend. Und wie bei allen Dystopien wird auch hier verschlüsselt von der Gegenwart erzählt.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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